Kolumne:Sprung in der Schüssel

Es gibt Leute, die entsorgen ihren Müll im Klo und wundern sich dann ...

Von Wieland Bögel

So weit wie in Bensheim will man es in unserer Region nicht kommen lassen. Wir erinnern uns: Das südhessische Städtchen wurde kürzlich aufgrund des gefährlichen Übergewichts eines seiner Einwohner überregional bekannt. Genau: die "fat rat from Germany", wie das Internet den Bensheimer Nager genannt hat, der Ende Februar wegen zu üppiger Leibesfülle in einem Kanaldeckel stecken blieb. Der kleine pelzige Fettsack wurde zwar von der Feuerwehr gerettet, hier jedoch möchte man die Retter von solchen Einsätzen verschonen, zumindest lässt ein Aufruf in einem Stadtmagazin der Region das vermuten.

Unter der Überschrift "Das WC ist keine Restmülltonne" findet sich eine lange Liste von Dingen, die nicht dem porzellanenen Malstrom anheimfallen sollten. Unter anderem Essensreste und Speiseöle, die nicht nur Verstopfungen in der Kanalisation verursachen, sondern deren Bewohnern - namentlich den Ratten - "zusätzliche Nahrung" böten, mit den bekannten Folgen: kleine, fette, behaarte Hintern bleiben in Kanaldeckeln stecken, das ist wirklich nicht schön.

Interessant ist auch - neben der Sorge um übergewichtige Kleinnager - von welchen Dingen sich die Menschen offenbar außerdem gern per Klospülung trennen. Gut, dass alte Medikamente, Hygieneartikel aller Art und diverse Chemikalien aus Faulheit in die Schüssel wandern, ist zwar nicht gut, kommt aber vermutlich überall vor. Bemerkenswert ist, dass die Stadtverwaltung ausdrücklich darauf hinweist, dass auch Tierkadaver, Zement, Mörtel und Bauschutt nicht die Toilette runtergespült werden dürfen. Solche Hinweise kommen ja meistens nicht ohne Grund zustande, aber Zement und Bauschutt? Offenbar haben einige Inhaber wassergebundener Sanitäranlagen echt einen Sprung in der Schüssel.

© SZ vom 06.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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