Königsdorf:Werbeblock Bayern

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Marcel Huber (v. l.) und Martin Bachhuber ehren die langjährigen CSU-Mitglieder Konrad Hundhammer, Gottfried Noske und Peter Bauer. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Kreisverband der CSU feiert sein 70-jähriges Bestehen in Königsdorf

Von David Costanzo, Königsdorf

Als "stockkonservativ" und "katholisch" beschreibt er sich selbst - und seit sage und schreibe 61 Jahren gehört er der CSU an: Am 17. Mai 1955 trat der Wolfratshauser Gottfried Noske der Partei bei. Heute schaut der 84-Jährige mit gemischten Gefühlen auf seine CSU. "Ich bin sehr geprägt vom alten C", sagt der frühere Vize-Direktor des Kolleg St. Matthias in Waldram. Darum ist er mit der Flüchtlingspolitik der Parteioberen auch nicht ganz einverstanden. "Eine Obergrenze ist utopisch." So sehr Noske viel lieber der CSU als der liberaleren CDU angehört - seine Partei müsste mehr zur Kanzlerin stehen, sagt Noske, wenn man ihn danach fragt.

Sonst blieb die harte politische Realität weitestgehend vor der Tür des Posthotels Hofherr in Königsdorf, während drinnen die CSU die Gründung ihres Kreisverbands vor 70 Jahren feierte - und Gottfried Noske als denjenigen mit der längsten Mitgliedschaft unter den 200 Festgästen auszeichnete. Nur drei Menschen im gesamten Landkreis gehören der Partei etwas länger an, sie waren verhindert. Gründungsmitglieder gibt es keine mehr.

Der Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Martin Bachhuber erinnerte etwa an seine Vorgänger Adolf Reiser in Wolfratshausen und Anton Holzner in Bad Tölz - ein Nazi-Gegner und glühender Demokrat, der sich für eine Abgrenzung von den bayerischen Monarchisten einsetzte. "Ich bin stolz, dass unsere Gründerväter aus solchem Holz geschnitzt waren", sagte Bachhuber. So habe der darniederliegende zum florierenden Landkreis wachsen können - "mit selbstbewussten Gemeinden und noch selbstbewussteren Bürgermeistern". Die Geschichte der CSU in diesen Jahren ist nun in einer 68-seitigen Broschüre nachzulesen.

Staatskanzleichef Marcel Huber sprach von der Gnade, heutzutage leben zu können. Dabei habe der Freistaat nach dem Zweiten Weltkrieg so weit unten angefangen, "dass es unterer gar nicht mehr geht". Nach dem "Werbeblock Bayern", wie er es nannte, verteidigte er die Flüchtlingsobergrenze und warnte vor Rot-Rot-Grün. Der frühere Junge-Union-Chef Edmund Stoiber ließ sich per Grußwort entschuldigen, das die Wolfratshauser Stadträtin Claudia Drexl als Moderatorin vortrug.

Und wer weiß, vielleicht wäre die ganze Geschichte anders verlaufen, wenn Gottfried Noske sich damals durchgesetzt hätte: In seiner Zeit als Wolfratshauser Ortsvorsitzender hätte er Stoiber gern als Bürgermeister der Flößerstadt gesehen, dann warb ihn Max Streibl als persönlichen Referenten ab.

© SZ vom 03.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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