Dafür braucht es keine Kraftwerke, sondern clevere Köpfchen: Wie man etwa eine "Flaschenlampe" baut und damit Materialien recycelt oder einen Kuchen mit der Kraft der Sonne backt und Rohstoffe spart, das lernten 26 Mädchen und Jungen kürzlich in Königsdorf. Die Jugendlichen im Alter von elf bis 13 Jahren waren Teilnehmer am siebten "Klimacamp" in der Jugendsiedlung Hochland, wo sie in einem Blockhüttendorf vier Tage lang gemeinsam Ideen zum Klimaschutz entwickelten und spielerisch einübten.
Die Schülerinnen und Schüler, teils aus dem Gymnasium Hohenburg in Lenggries und teils aus Schulen im Landkreis München, hatten sich das Schuljahr über bereits in Umwelt-Arbeitsgemeinschaften oder als Energiebeauftragte und -scouts engagiert und wurden in Anerkennung ihrer Leistung für das Camp freigestellt, erklärte Miriam Stiel, pädagogische Mitarbeiterin der Umweltstation Königsdorf. Neben der Jugendsiedlung veranstalteten das Naturerlebniszentrum Burg Schwaneck des Kreisjugendrings München-Land und das Zentrum für Umwelt und Kultur Benediktbeuern (ZUK) das Klimacamp mit.
Bei ersten Spielen und Übungen lernten sich die teilnehmenden Jugendlichen am Beginn der Woche kennen und tauschten sich bereits kurz darauf intensiv zum Thema Klimaschutz aus. "Der Wissensstand vieler Kinder und Jugendlichen war erstaunlich", freute sich Stiel. Am Nachmittag wurde die umliegende Natur mit allen Sinnen erfahren. Bäume ertasten, ein Natur-Memory und eine Entdeckungsreise weckten die Wahrnehmung und das Wertempfinden. Abgerundet wurde der erste Tag von einer Dämmerungs- und Nachtwanderung mit Fledermausbegegnung. Weiter ging es am Dienstag mit einem Ausflug ins ZUK in Benediktbeuern. Hier widmeten sich die Jugendlichen in Workshops der CO2-Reduktion in der Nahrungsmittelproduktion, bei Strom- und Wärmegewinnung - zum Beispiel mit dem Bau der Flaschenlampe - sowie der Bedeutung der Moore. Anderntags folgte ein sogenanntes Klimasiedler-Planspiel: Hierbei erarbeiteten die Teilnehmer in Gruppen Ideen und Strategien, mit den ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Anforderungen des Klimawandels umzugehen.
Bei verschiedenen kooperativen Aufgaben und in einem sogenannten Chaos-Quiz konnten die Gruppen Rohstoffe gewinnen, mit denen sie Güter und Produkte erwarben. Je nach Produkt erhielten sie dafür zusätzlich "Klima-Steine", die zu stapeln waren. Stürzte ein Stapel wegen zu großer "Klimabelastung" um, ereignete sich eine "Klimakatastrophe". Die Jugendlichen setzten sich dann in einem Plenum zusammen und besprachen die Lage sowie kreative Lösungsmöglichkeiten. "Es war faszinierend zu beobachten, wie präsent bei vielen Kindern bereits das Bewusstsein ist, dass man für Klimaschutz und Nachhaltigkeit auf manches verzichten muss. Etwa darauf, jeden Tag billig produziertes Fleisch zu essen, und dass Klimaschutz auch mit globaler Gerechtigkeit zu tun hat", sagte Anna Schaffner, Sozialpädagogin und Referentin beim Klimacamp.
Am Donnerstagmorgen kochten beim sogenannten Weltverteilungsspiel dann die Emotionen hoch, wie die Veranstalter erklärten. "Die Ungerechtigkeiten der Verteilung des Welteinkommens auf die Bevölkerung der unterschiedlichen Kontinente wurde deutlich", berichtete Stiel. Anschließend entwickelten die Schüler im Forschungslabor Zukunft eigene Ideen für eine bessere Welt von morgen. Hierbei lag der Fokus auf realisierbaren Projekten für das kommende Schuljahr, für die auch konkrete Fördermöglichkeiten dargelegt wurden.