Königsdorf:Fliegende Kilos

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Zum Bleiplattln auf der Königsdorfer Alm braucht es Kraft, Gefühl und Technik.116 Werfer treten in 29 Moarschaften gegeneinander an. Doch nur eine kann gewinnen.

Thekla Krausseneck

Das Bleiplattln ist ein "Königsdorfer Nationalsport", findet Klemens Schwaighofer, Wirt der Königsdorfer Alm. Mit der zweitstärksten Beteiligung seit dem 100-jährigen Alm-Jubiläum im Jahr 2007 hat die Meisterschaft im Bleiplattenwerfen am Samstag bei "perfektem Bleiplattl-Wetter" ihre 43. Auflage erfahren.

Der sitzt: Beim Bleiplattln muss die Scheibe über eine Distanz von 15 Metern möglichst nahe an den Pflock. Trifft sie ihn, dann gibt es Extrapunkte. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der neunjährige Dominik Hoffmann erklärt, wie das Spiel funktioniert. "Man wirft mit den Bleiplatten auf den Pflock. Wenn ihn einer trifft, bekommt seine Moarschaft sechs Punkte und der, der am nächsten dran ist, bekommt drei Punkte." Wird der Pflock, eigentlich ein rot angemalter Holzklotz, getroffen, so darf er vor Ende der Runde nicht wieder an derselben Stelle aufgestellt werden, sondern da, wo er hingefallen ist. Die Bleiplatten haben ein Gewicht zwischen 700 Gramm und einem Kilo. Wer ganz traditionell bleiplattelt, der gießt sich seine Platte in einer leeren Schuhcremedose.

Schwaighofer zeigt, wie eine gebrauchte Bleiplatte aussieht: Während die neue noch daumendick ist, hat die alte Platte schon ganz flache Ränder. Weil das Blei so weich ist, fängt es sich schnell Dellen ein. Deshalb versammeln sich Wettkampfteilnehmer alle paar Würfe um einen Hammer und bringen ihre Platte in Form. "Heute hab ich einen gesehen, der hat seine Platte mit der Nagelfeile bearbeitet", sagt Martin Schärtl aus dem Münchner Team "Die Haupt'Darsteller". Die eigene Mannschaft sie da "eher rustikal."

So unterschiedlich können auch die Wurftechniken sein: Damit die Bleiplatte 15 Meter weit fliegt und dann den Klotz trifft, ist vor allem Gefühl für Richtung und Distanz notwendig. Hubert Pfatrisch von den "Zünftgen 4" aus Königsdorf versieht seine Platte mit einer schmalen Kante. Für die Griffigkeit hat er in die Oberfläche Rillen gemeißelt, mit einem Tuch befeuchtet er sie vor dem Wurf. Der erfolgt mit einer Drehbewegung aus dem Handgelenk. "Die Kunst ist, die Platte so zu werfen, dass sie da liegen bleibt, wo sie hinfällt", sagt Zünftgen-Moar Stefan März.

Ganz ungefährlich ist der Sport nicht, passiert ist in den 43 Jahren Pleiplattl-Meisterschaft an der Königsdorfer Alm aber noch nie etwas, sagt Schwaighofer. Trotzdem wurde heuer aus Vorsicht die Distanz zwischen den Pflöcken von fünf auf sechs Meter erweitert. 15 Bahnen reihen sich auf der abgeweideten Wiese bis an den Waldrand nebeneinander, 116 Teilnehmer in 29 Moarschaften treten gegeneinander an.

"Der Sprecher einer Moarschaft ist der Moar", erklärt Schwaighofer. "Der Moar war früher der größte Bauer in einer Ortschaft." Nicht nur als Meisterschaft hat das Bleiplattln in Königsdorf Tradition: "Das ist ein Männersport, den schon unsere Großväter betrieben haben." Den ersten Preis, ein 50-Liter-Bierfass, holten sich Peter Walser, Hans Bauer, Sepp Stöger und Siegfried Rest von den "Königsdorfer Droatkastn".

© SZ vom 13.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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