Königsdorf:"Der absolute Wahnsinn"

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"Wir haben dazu unsere Meinung", sagt Zweiter Bürgermeister Sebastian Seidl (CSU). (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Königsdorfer beugen sich dem Urteil des Verwaltungsgerichts - und genehmigen widerwillig den Bau der Ultrafiltrationsanlage

Von Claudia Koestler, Königsdorf

Wäre an diesem Abend das Argument der Stunde zu wählen gewesen, es hätte einen klaren Sieger gegeben: "Des konn's ned sei". Mehrfach, ja fast inflationär fiel dieser Satz am Dienstag in der Königsdorfer Ratssitzung und zeigte deutlich, dass sich die Räte zwar dem Urteil im Trinkwasserstreit beugen, aber mit dem Bau der Ultrafiltration nicht glücklich sind.

"Wir haben dazu unsere Meinung", sagte Sebastian Seidl (CSU), Zweiter Bürgermeister und an diesem Abend Sitzungsleiter. "Eigentlich kann man sagen, das ist der ganz normale Wahnsinn, wenn man das Gebäude sieht." Doch auch wenn der Bau der Anlage "nicht in unserem Sinne ist", sei er froh, "dass Geretsried die Federführung übernommen hat. Denn die Anlage alleine zu bauen wäre wahrscheinlich über unseren Möglichkeiten gegangen, und des konn's ned sei", sagte Seidl.

Bernhard Woisetschläger (UBL) schloss sich Seidls Meinung an: "Es ist wirklich der absolute Wahnsinn, zumal die Wasserproben das überhaupt nicht hergeben." Auch Rainer Kopnicky (FW) stellte die "Frage nach der Verhältnismäßigkeit" der wahrscheinlich 3,7 Millionen Euro teuren Anlage "hinsichtlich den Mengen an Bakterien, die da gefunden wurden". Zudem lenkte er den Fokus auf die Neben- und Folgekosten und die Begleitumstände der Filteranlage: "Die Mengen an Wasser, die alleine für die Spülung gebraucht werden, sind so viel wie der derzeitige Verbrauch an Wasser in unserem gesamten Gemeindegebiet", sagte Kopnicky. Hier werde "unsere wertvolle Ressource Trinkwasser für die Spülung verschwendet, und gleichzeitig erhöhen wir die Mengen, die wir einleiten, des konn's eigentlich ned sei", pflichtete ihm Seidl bei. Denn das Spülwasser müsse in den Kanal eingeleitet werden, lediglich Regenwasser der Dachrinnen dürfe außerhalb des Wasserschutzgebiets versickert werden. Kopnicky empfahl deshalb, das Gespräch mit dem Abwasserzweckverband zu suchen, denn das die Bürger die Erhöhung der Einleitung zahlten, "des konn's ned sei". Aber auch im Hinblick auf Grunddienstbarkeiten und die nötigen Zu- und Abläufe sei die Anlage "eine gigantische Maßnahme", schloss Kopnicky.

Josef Birzele (UBL) formulierte hingegen einen Wunsch ans Landratsamt: "Dafür möchte ich jetzt den schnellsten Baugenehmigungsbescheid aller Zeiten sehen." Letztlich erteilten die Räte ihr Einvernehmen ohne Gegenstimme, die Stadtwerke Geretsried dürfen somit eine Ultrafiltrationsanlage für die Stadt und die Gemeinde Königsdorf bauen. Auf Anordnung des Landratsamtes, genauer gesagt der Abteilung Humanmedizin, soll nun die Aufbereitungsanlage von Herbst 2016 an einwandfreies Trinkwasser liefern.

Auf Nachfrage eines Bürgers, was der Ratsbeschluss für die parallel in Auftrag gegebene Suche nach einer neuen Quellfassung bedeute und wie weit diese gediehen sei, konnte Seidl keine Angaben machen. Nur so viel: "Die Anlage brauchen wir so oder so."

© SZ vom 28.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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