Kochler "Trimini":Still ruht das Bad

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Auf der Baustelle zur Modernisierung des Kochler "Trimini" geht nichts voran. Die Betreiber beschuldigen Bürgermeister Thomas Holz, der nun seinen Rechtsanwalt einschaltet

Von Suse Bucher-Pinell, Kochel am See

Seit mehr als einem Jahr geht auf der Baustelle des "Trimini" nichts weiter. Die Modernisierung des Familienbads ruht, Gemeinde und Betreiber beschuldigen sich gegenseitig, den Baustopp aufrechtzuerhalten. Bürgermeister Thomas Holz (CSU) beteuert, die Fertigstellung zu wollen und für "einvernehmliche Lösungen" mit der Kristall trimini Kochel am See GmbH bereit zu sein. Er setze aktuell und auch weiterhin auf den "direkten Dialog". Doch der scheint unterbrochen. "Kristall" ist auf den Bürgermeister nicht gut zu sprechen. Heinz Steinhart, Aufsichtsratsvorsitzender der Muttergesellschaft Kristall Bäder AG, erhebt im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung heftige Vorwürfe gegen Holz. Der behält sich vor, seinen Rechtsanwalt einzuschalten.

Der Vertrag über die Partnerschaft zwischen dem privaten Betreiber (Public-Private-Partnership-Modell, PPP) und der Kommune wurde im Mai des Jahres 2011 noch groß gefeiert. Die Gemeinde hatte nach langem Hin und Her sowie einer europaweiten Ausschreibung endlich ein Modell gefunden, das dem aus den 1970er Jahren stammenden Freizeitbad eine Zukunft und dem Gemeindehaushalt Entlastung bringen sollte. Jahrelang hatten Defizite von zuletzt mehr als einer Million Euro ausgeglichen werden müssen. Künftig wollte sich die Kristall Bäder AG, die bundesweit Thermen betreibt, des Trimini annehmen und es als Bauherr, Betreiber und Pächter zu einem florierenden Bad mit Alpentherme, Rutschen und einer erweiterten Saunalandschaft ausbauen. Sechs Millionen Euro wollte das Unternehmen investieren, jeweils drei Millionen Euro sollten die Gemeinde und der Freistaat über Fördergeld beisteuern. Am 31. Juli 2013 hätte das neue Trimini fertig sein sollen, so stand es zuerst im Vertrag. Bald wurde der Termin korrigiert auf 31. Dezember 2013. Im Oktober 2014 weiß keiner so richtig, wie es weitergeht. Die Gemeinde hat nach eigenem Bekunden die Kristall trimini Kochel am See GmbH wiederholt schriftlich zur Fortführung der geschuldeten Bauarbeiten aufgefordert, schreibt Holz in einer Mitteilung und stellt klar: "Es gibt keinen von der Gemeinde Kochel am See verhängten Baustopp." Steinhart antwortet auf Fragen nach dem Fortgang der Bauarbeiten so: "Die Gemeinde hat durch Herrn Bürgermeister Holz den Bau eingestellt und sonst niemand."

Das aus den 1970er Jahren stammende Bad in Kochel am See soll modernisiert werden. Zur Zeit ist daran nicht zu denken. (Foto: Manfred Neubauer)

Streitpunkt ist auch der Verlustausgleich für das eingeschränkt nutzbare Bad, zu dem sich die Gemeinde im PPP-Vertrag verpflichtete. Steinhart behauptet, Holz weigere sich plötzlich, diesen zu übernehmen. Holz dagegen beteuert, dass die Gemeinde stets Bereitschaft signalisiert habe, berechtigte Mehrvergütungs- oder Ersatzansprüche zu bedienen. Er verlange aber prüfbare Belege. "Diese hat die Vertragspartnerin seit langem nur angekündigt, aber nicht vorgelegt", sagt er. Schließlich ist auch das im Vertrag zum PPP-Modell vorgesehene Optionsrecht zum Kauf des Bads nach 25 Jahren umstritten. Nach den Querelen wollte "Kristall" das Bad vorgezogen auf fünf Jahre nach der Fertigstellung kaufen. Diesen Plan durchkreuzte dann aber die Kommunalaufsicht im Tölzer Landratsamt. Sie hält einen Kauf ohne vorherige öffentliche Ausschreibung für unzulässig. Das wiederum sieht Steinhart ganz anders und beruft sich auf eine juristische Prüfung. Demnach sei ein Kauf auch ohne Ausschreibung möglich. Der Gemeinde wirft er in diesem Zusammenhang vor, sich hinter der Behauptung des Landratsamts zu verstecken. Holz dagegen rügt "Kristall", dass sie einen tragfähigen und mit den Fachbehörden abgestimmten anderweitigen Vorschlag bisher nicht vorgelegt habe.

© SZ vom 07.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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