Kochel am See:Neue Hoffnungen am Kochelsee

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Ein Straubinger Projektentwickler hat die ehemalige Verdi-Bildungsstätte gekauft. Konkrete Pläne gibt es noch nicht

Von Petra Schneider, Kochel am See

Seit fast 14 Jahren thront die ehemalige Verdi-Bildungsstätte verlassen über dem Kochelsee. Hoffnungen, dass der Münchner Unternehmer Bert Bleicher auf dem 14 000 Quadratmeter großen Areal ein Luxushotel bauen könnte, bröckelten schnell: Bereits im Dezember 2012, ein Jahr nach dem Kauf, äußerte Bleicher Zweifel, dass ein Luxushotel im Vier- oder Fünf-Sterne-Segment die nötige Auslastung von 65 Prozent erreichen würde, um wirtschaftlich betrieben werden zu können. Vier Jahre lang passierte nichts, nun hat Bleicher das Verdi-Areal verkauft.

Neuer Eigentümer ist eine Immobilien- und Projektentwicklungsgesellschaft aus Straubing, die Kochel Grundbesitz GmbH. Geschäftsführer Thomas Gerl hält sich noch bedeckt. Man stehe ganz am Anfang der Planungen, sagt er auf SZ-Nachfrage. Die Immobilie sei ihm angeboten worden. Derzeit arbeite er mit seinem Architektenteam an einem Konzept. Ob das geschwungene 80-Betten-Haus über dem See, das nach einem Wasserschaden dringend sanierungsbedürftig ist, erhalten oder abgerissen werden soll, auch darauf möchte er sich noch nicht festlegen.

Bürgermeister Thomas Holz (CSU) äußerte sich diese Woche im Gemeinderat verhalten optimistisch. Er stehe mit dem neuen Eigentümer in Kontakt. "Ich freue mich, wenn da etwas vorwärtsgeht." Auch der Verein Sofia, der in einem Gebäude ein Seminar- und Gästehaus für Frauen entwickeln will, bewertet den Verkauf positiv. "Der neue Eigentümer will investieren und unseren Verein kennenlernen", sagt Sofia-Vorsitzende Angelica Dullinger. Demnächst werde es ein Gespräch geben. Mit Vorbesitzer Bleicher sei die Kommunikation dagegen vor allem in jüngster Zeit schwierig gewesen.

Der vor neun Jahren gegründete Verein Sofia möchte das unmittelbar am See gelegene Wirtschaftshaus kaufen und zu einem Seminar- und Gästehaus für Frauen entwickeln. 40 bis 50 Gäste könnten dort untergebracht werden, es gebe eine Küche und der Anbau könnte als Bibliothek genutzt werden. Die Sanierung gehe "in die Millionen", aber immerhin habe man nun einen Ansprechpartner, der konkrete Summen nennen könne, sagt Dullinger. Ihrer Ansicht nach könnte das Projekt über eine Stiftung oder als Genossenschaftsmodell finanziert werden.

In einem Gespräch mit dem neuen Eigentümer soll nun zunächst einmal sondiert werden, ob sich die Vorstellungen decken. Dullinger ist zuversichtlich. Sie könnte sich eine Kombination aus Hotel, Wellness und Seminarangebot gut vorstellen. Synergieeffekte mit dem Trimini einerseits und der Vollmar-Akademie andererseits könnten genutzt werden. "Für mich hört sich das super an", sagt Dullinger. Gerl habe ja Erfahrung mit großen Hotelprojekten.

Auf der Internetseite des Straubinger Unternehmens mit neun Mitarbeitern findet sich eine lange Projektliste. Neben der Errichtung von Wohn- und Geschäftshäusern gehörten bei Gerl Immobilien auch "exklusive Hotelneubauten" und die Erstellung von Gesamtkonzepten für "ungenutzte Grundstücke, verfallene oder veraltetet Gebäude" zum Angebot. Ein Beispiel ist das "Hotel Asam" in Straubing, das im Jahr 2005 für eine private Investorengruppe von einem denkmalgeschützten Jahrhundertwendebau zu einem Tophotel umgebaut wurde.

Dass auf dem ehemaligen Verdi-Areal in Kochel Wohnungen entstehen könnten, ist nicht möglich: Die touristische Nutzung ist in einem rechtsgültigen Bebauungsplan festgeschrieben. Bürgermeister Holz ist jedenfalls froh, dass die "Hängepartie" mit Vorbesitzer Bleicher nun zu Ende sei. Konkrete Pläne kenne er zwar noch nicht, aber man sei "frohen Mutes", sagt er.

Die Gemeinde selbst hat in unmittelbarer Nachbarschaft des Verdi-Areals große Pläne: Weil sich eine Sanierung des Restaurants "Seestube" nicht mehr rechnet, soll es abgerissen und am Ufer des Kochelsees, an Stelle der bisherigen Parkplätze, neu gebaut werden. Auch die Straße soll hinter das Restaurant verlegt werden, so dass Platz für eine Liegewiese oder ein Strandbad entstehen und das Gelände in bester Seelage insgesamt aufgewertet würde.

© SZ vom 27.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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