Kochel am See:Intime Blickwinkel

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Ernst Ludwig Kirchner malte 1910/11 "Erich Heckel und Dodo im Atelier". Die Leihgabe aus dem Museum Gunzenhauser ist bei der Sommer-Ausstellung "Ich bin mein Stil" in Kochel zu sehen. (Foto: Franz-Marc-Museum/oh)

Das Franz-Marc-Museum präsentiert Porträts der großen Expressionisten und feiert Beuys und Antes

Noch müssen sich Kunstbegeisterte mit dem digitalen Angebot des Franz-Marc-Museums begnügen. Bald jedoch könnten sie am Kochelsee faszinierende Bekanntschaften machen - die eines Seil tanzenden Paul Klees etwa oder einer nachdenklichen Gabriele Münter. "Ich bin mein Stil" heißt die geplante Sommer-Ausstellung, die Künstlerbildnisse im Kreis von Brücke und Blauem Reiter zeigt. Vom 20. Juni bis 3. Oktober stehen die Malerinnen und Maler der beiden bedeutendsten expressionistischen Künstlervereinigungen im Blickpunkt.

Die Ausstellung zeigt Porträts, auf denen sie sich selbst oder gegenseitig in Szene setzen: Wassily Kandinsky als Rhetoriker und Max Beckmann als Gentleman, Ernst Ludwig Kirchner und Erich Heckel als melancholische Zweifler, August Macke als Clown. "Der revolutionäre Neuansatz von Brücke und Blauem Reiter spiegelt sich im farbenfrohen, faszinierenden Rollenspiel der Künstlerinnen und Künstler auf ihren Porträts", heißt es in der Einladung. Das Franz-Marc-Museum kooperiert dabei im Rahmen des Netzwerks Museenlandschaft Expressionismus mit vier Partnermuseen, dem Museum Penzberg - Sammlung Campendonk, dem Buchheim Museum in Bernried, dem Lenbachhaus in München und dem Schlossmuseum Murnau. Am 4. Juli steht ein Konzert zeitgenössischer Musik mit Code Modern auf dem Programm.

Auch zwei große Geburtstage sollen am Kochelsee gefeiert werden, der hundertste von Joseph Beuys und der fünfundachtzigste von Horst Antes. An Beuys erinnert der ehemalige Leiter des Hamburger Bahnhofs Berlin, Eugen Blume, im September. Vor dem Hintergrund der gedanklichen Nähe von Franz Marc und Joseph Beuys zeigt das Museum in einem eigenen Raum Fotografien der Coyote-Aktion Joseph Beuys von Caroline Tisdall, kombiniert mit Tierdarstellungen auf Papier von Franz Marc.

Horst Antes, den am 28. Oktober 1936 geborenen Erfinder der Kopffüßler, würdigen Museumsleiterin Cathrin Klingsöhr-Leroy und ihr Team mit einer Präsentation seiner wichtigsten Werke - Gemälden, Arbeiten auf Papier, Büchern und Skulpturen. Die hauseigene Sammlung zählt zu den größten Museumssammlungen des Künstlers. Im Oktober findet auch ein Studientag zum Thema Sammlungs- und Provenienzgeschichte der Klassischen Moderne statt - mit Vorträgen von Nadine Engel (Folkwangmuseum, Essen), Isabelle Jansen (Gabriele-Münter- und Johannes-Eichner-Stiftung, Lenbachhaus) sowie der freien Kunsthistorikerin Isgard Kracht, die sich mit Franz Marc im Nationalsozialismus beschäftigt.

Bis zur Wiedereröffnung ermöglicht das Museum auf seiner Webseite und in den sozialen Medien "Den Nahen Blick" auf 23 Vitrinen Anselm Kiefers und präsentiert das Digital-Angebot "Mein Lieblingsbild". Die Ausstellung "Anselm Kiefer. Opus Magnum" wird bis zum 6. Juni verlängert. Ein Symposium zu seinem Leben und Werk ist für den 25. bis 27. Mai in der Evangelischen Akademie in Tutzing geplant.

Um "Frauengestalten im Werk Kiefers" dreht sich eine Veranstaltung, die das Franz-Marc-Museum in Kooperation mit dem Literaturhaus München anbietet (19. April). Mitwirkende sind die Kultur- und Literaturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen, die sich an der Universität Zürich mit Gender Studies beschäftigt, sowie Schriftstellerinnen, die Texte im Katalog verfasst haben. Auch nach der Ausstellung soll Kiefer in Kochel mit einzelnen Werken präsent bleiben, integriert in thematische Räume oder in der Gegenüberstellung seiner monumentalen pastosen Malerei zu Werken des Expressionismus.

Weitere Info unter www.franz-marc-museum.de

© SZ vom 25.02.2021 / stsw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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