Jahresprogramm:Mehr als Worte

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Rotes und blaues Pferd: Ausschnitt einer von Franz Marc illustrierten Postkarte an Lily Klee. (Foto: Franz Marc Museum/collecto.art/oh)

Im Franz-Marc-Museum geht es heuer um besondere Kurznachrichten, abstraktes Raumgefühl und eine außergewöhnliche Künstlerfrau.

Von Stephanie Schwaderer, Kochel am See

Ältere Leute werden sich noch erinnern: Es gab eine Zeit, in der man lieben Menschen weder Selfies noch Sprachnachrichten schickte, sondern zu Stift und Papier griff und dann eine Briefmarke ableckte. Das Franz-Marc-Museum in Kochel am See hat im vergangenen Jahr zwölf Postkarten erworben, die noch immer lesens-, vor allem aber sehenswert sind. Sie stammen von Franz Marc und Paul Klee, tragen Zeichnungen, Aquarelle und Collagen und ermöglichen "eine Nahsicht" auf das Verhältnis der beiden Künstler in der "intensivsten und heitersten Phase ihrer Freundschaft im Jahr 1913", heißt es in der Jahresvorschau des Museums.

Den Postkarten, die erstmals öffentlich gezeigt werden, ist die Frühjahrsausstellung unter dem Titel "Franz Marc: Bunte Grüße an Paul Klee" gewidmet (12. März bis 31. Mai). Die Partnerinnen der beiden Künstler, Maria Marc und Lily Klee, haben sich ebenfalls an der Korrespondenz beteiligt. Während es in den Texten um kleine und größere Ereignisse in ihrem Alltag geht, kommentieren die Illustrationen das Geschehen auf einer künstlerischen Ebene.

Auch die Verschiedenheit der Persönlichkeiten lasse sich von den Karten ablesen, heißt es in der Vorschau. "Den bewusst ungelenken, spröden Zeichnungen Klees steht die Harmonie und Perfektion der kleinen Gemälde auf Marcs Karten gegenüber." Dies werde in der Ausstellung durch weitere Arbeiten beider Künstler unterstrichen. Zudem soll die "Postkarten-Mode" jener Zeit beleuchtet werden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden auch industriell bebilderte Karten zum Austausch von Kurznachrichten immer beliebter.

Elisabeth Macke, gemalt von ihrem Mann August im Jahr 1909. (Foto: Westfälisches Landesmuseum/Artothek/oh)

Mit der außergewöhnlichen Rolle, die Elisabeth Macke im Leben ihres Mannes August spielte, hat sich das Landesmuseum Münster befasst. Die daraus resultierende Ausstellung "Der Maler und die Managerin" ist im Sommer im Franz-Marc-Museum zu sehen (11. Juni bis 17. September). "Elisabeth war nicht nur bevorzugtes Modell ihres Mannes, inspirierende Muse, kongeniale Gesprächspartnerin und gesellschaftlich gewandte Begleiterin", heißt es im Programm. "Sie war Zentrum seines Lebens, indem sie den familiären und auch materiell sicheren Rahmen für seine Kunst schuf und indem sie in der Lage war, ihn als Künstler zu verstehen und zu unterstützen."

So pflegte sie nicht nur den Kontakt zu Künstlerfreunden und Kollegen, sondern auch zu Galeristen und Verlegern, Schriftstellern und Mäzenen. Neben Archivalien, Briefen und Fotografien aus dem Fundus des Westfälischen Landesmuseums sollen wichtige Gemälde und Arbeiten auf Papier einen Überblick über die künstlerische Entwicklung Mackes geben.

Ende Juli steht auf dem Museumsgelände die Eröffnung eines Neubaus mit Multifunktionsraum, Depot und Terrasse an. Hintergrund ist, dass das museumspädagogische Programm ausgebaut werden soll. Unter dem Motto "Kunst mit allen Sinnen erfahren" ziehen Literatur, Musik, Theater, Tanz, Philosophie, Fotografie und digitale Medien in die neue "Kunstwerkstatt" ein. Ziel sei es, den Blick auf die Künstlerinnen und Künstler der Sammlung - Marc, Kandinsky, Macke, Klee oder Münter - zu erweitern. Der Neubau wurde von der Stiftung Etta und Otto Stangl finanziert. Auch der Museumspark soll um 1300 Quadratmeter erweitert werden. "So wird eine Fortführung des Parks über die Verbindung mit dem Charlotte-Mittelsten-Scheid-Weg und seinem herrlichen Blick ins Blaue Land erreicht."

Norbert Kricke: Raumplastik Blau-Weiß-Rot-Gelb, 1954. (Foto: The Norbert Kricke Estate/oh)

Um das Werk Norbert Krickes (1922-1984) dreht sich die Herbst- und Winterausstellung, die bis März 2024 zu sehen sein wird. Das Werk des deutschen Bildhauers ist eng mit den Galeristen Etta und Otto Stangl und der Sammlung des Franz-Marc-Museums verknüpft. Kricke gehörte zu einer Generation deutscher Nachkriegskünstler, die bei dem Galeristen-Paar in München ein Forum fanden. 1949 hatte sich dort die Gruppe ZEN 49 gegründet. Kricke stieß drei Jahre später zu diesem Kreis und traf Künstler wie Hans Hartung, Pierre Soulages, Fritz Winter, K.R.H. Sonderborg, Emil Schumacher, Ernst Wilhelm Nay, Willi Baumeister und Rupprecht Geiger.

Parallel zu einer Ausstellung mit Plastiken und Zeichnungen des Künstlers soll im Herbst die Raumplastik Große F.II, 1980 im Museumspark aufgestellt werden. Die mehr als neun Meter hohe Stahlplastik mache "Raum bewusst und lässt, indem die Augen der skulpturalen Linie folgen, Zeit vergehen und empfinden", heißt es in der Ankündigung. Krickes Plastiken sollen zudem in einen Dialog treten mit Werken der Nachkriegsabstraktion sowie Arbeiten Kandinskys und Klees, "um so im Kontext der Sammlung Kontinuität und Innovation sichtbar zu machen".

Schmuckfreunde dürfen sich schon einen Termin Ende Februar notieren. Unter dem Titel "Zauber der Linie" zeigen Anna Eichlinger, Unk Kraus, Anna Moll und Gisbert Stach von 28. Februar bis 26. März außergewöhnliche Arbeiten. Die Ausstellung wird gemeinsam mit der Postkarten-Schau am 12. März eröffnet (11 Uhr).

Infos unter www.franz-marc-museum.de

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