Kochel am See:Ein Schlüssel zur Kunst

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Kinder präsentieren Guide-Beiträge für Kinder. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Kinder ergänzen den Audio-Guide im Franz-Marc-Museum

Von Nadja Schäble, Kochel am See

"Wenn ihr euch einen Schlüssel vorstellt, wofür können wir den brauchen?", fragt Leonore Pflanzer die Schülerinnen und Schüler der Franz-Marc-Grundschule Kochel am See. Die Antworten sind vielfältig: Zum Öffnen, zum Schließen, für eine Geheimtür, für ein Tagebuch. "Aber es muss nicht immer ein Schlüssel sein, in Büchern sind es oft auch Zauberwörter", fällt einem Jungen ein. Und Pflanzer ergänzt, dass schon ein kleiner Schlüssel den Zugang zu einer riesigen Welt eröffne. In ihrem Fall handelt es sich um die Welt hinter den Bildern des Franz-Marc-Museums, welche die Kunstvermittlerin nun monatelang mit knapp 20 Kindern der ersten bis vierten Klasse erschlossen hat.

Herausgekommen sind fünf neue Hörstücke für den Kinder-Audio-Guide des Museums. Mit diesem können sich die jungen Besucher nun insgesamt 22 Bilder erschließen und den selbst ausgedachten Geschichten lauschen. Gekennzeichnet sind die zugehörigen Bilder in Anspielung auf ein beliebtes Motiv Franz Marcs mit einem Pferd.

Bei dem Projekt war nicht nur Kreativität im Schreiben gefragt, denn die Gemälde werden auch "mit den Ohren gesehen", so Pflanzer. Hierfür durften die Kinder Tomas Bastian in seinem Tonstudio Filmsound besuchen und ihre Geschichten mit Klängen hinterlegen. Das hat nicht nur den Schülern Spaß gemacht, sondern war auch für den Tonmeister eine Bereicherung. "Mit Kindern geht man ganz anders an die Sache heran", sagt er, denn im Gegensatz zu vielen Profi-Regisseuren hätten die jungen Auftraggeber genau gewusst, was sie wollten.

So auch bei der vielschichtigen Vertonung eines Raumschiffs, das in der Geschichte zu Franz Marcs Bild "Landschaft mit Tieren und Regenbogen" auf einem anderen Planeten landet. Fernab von Klimakrise und Müllverschmutzung finden die Kinder hier eine Welt, die dank Regenbogen noch ganz bunt ist. So wie das Gemälde selbst: rot, blau, grün und violett.

Auch andere wichtige Themen beschäftigen die Kinder in ihren Geschichten. So geht es bei "Die Bucklige" von Alexej von Jawlensky nicht explizit um den Buckel, sondern um einen Streit zwischen besten Freunden. Denn wie die Kinder bemerken: "Nicht nur Äußeres kann wehtun, sondern auch das Herz." Panflötenmusik leitet den Zuhörer sanft zu einer Pferdegeschichte über, und dank Hundegebell weiß ein ängstliches Reh, dass die Jagdsaison eröffnet ist. So farbig wie die Geschichten, so kreativ seien auch die Ideen der jungen Museumsbesucher nach der Führung mit einem Audio-Guide, sagt die Kunstvermittlerin. Deswegen gibt es ein neues Gästebuch für Kinder. Auch hierfür haben die Schüler einen Text aufgenommen. Sie fragen schließlich: "Wie sieht das Bild aus, das ihr jetzt malen würdet?"

© SZ vom 14.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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