Kochel am See:Das Ich im Blick

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Das Franz-Marc-Museum zeigt Künstler-Selbstporträts

Von Paulina Porer, Kochel am See

August Macke als Clown, Paul Klee als Seiltänzer oder die nachdenkliche Gabriele Münter - vom 20. Juni bis 3. Oktober können die Besucher des Franz-Marc-Museums in Kochel diese und viele weitere Künstlerinnen und Künstler des "Blauen Reiters" und der "Brücke" näher kennenlernen. Unter dem Titel "Ich bin mein Stil" zeigt die Ausstellung Selbstporträts sowie Bildnisse, die sie gegenseitig von sich malten.

Beide Künstlergruppen wollten Bilder schaffen, die die Welt verändern und Traditionen brechen sollten. Es sei ihnen um eine "Neue Kunst" gegangen, heißt es in der Ankündigung des Museums. In der Ausstellung gehe es vor allem darum, zu zeigen, wie die Künstler sich auf ihren Porträts selbst inszeniert haben, denn in beiden Bewegungen sei es stark um den Ausdruck von Persönlichkeit gegangen - "in diesem besonderen Fall des Künstlerbildnisses, geht es darüber hinaus um ein Statement, würden wir heute sagen. Also: Das bin ich als Künstler und das ist meine Überzeugung als Künstler", erklärt die Direktorin des Franz-Marc-Museums, Cathrin Klingsöhr-Leroy.

Die neue Ausstellung im Kochler Marc-Museum widmet sich den Selbstporträts von Künstlern des Blauen Reiters und der Brücke. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Ausstellung präsentiere gezeichnete, gemalte und radierte Bildnisse, aber auch Fotografien, da den Künstlern zu Beginn des 20. Jahrhunderts ganz offensichtlich bewusst gewesen sei, dass die Fotografie eine Rolle spielt, sagt sie. "Ich werde ab und zu auch Werke einbeziehen, die sozusagen die Porträts kommentieren, aber nur selten." Beispielsweise gäbe es ein berühmtes Selbstbildnis von Ludwig Meidner, das ihn als Verletzten zeigt. Meidner habe aber auch apokalyptische Visionen gezeichnet. Klingsöhr-Leroy möchte daher neben das Künstlerporträt eine dieser Apokalypse-Zeichnungen hängen.

Grundsätzlich gehe die Ausstellung der Frage nach: "Wie sahen die Künstler sich selbst und warum haben sie sich in dieser Weise dargestellt?" Zum Beispiel als Raucher, meint die Museumsleiterin. Es gebe viele Porträts, auf denen die Künstler rauchend dargestellt sind. Karl Schmidt-Rottluff mit Zigarre sei dafür ein markantes Beispiel - ein Porträt aus Wiesbaden, das das Franz-Marc-Museum für die neue Ausstellung als Leihgabe erhält. Zudem hat Klingsöhr-Leroy einige weitere besondere Kunstwerke wie das Doppelbildnis von Max Beckmann mit seiner ersten Frau Minna aus Halle und ein Selbstbildnis von Alexej von Jawlensky aus Wien besorgt - "eine ganze Reihe an wirklich tollen Leihgaben, die man in dieser Zusammenstellung, glaube ich, selten gesehen hat", sagt sie.

Auch Teil der Ausstellung: Das 1909 entstandene Doppelbildnis von Minna und Max Beckmann. (Foto: Veranstalter/oh)

Im Rahmen der Ausstellung findet am Sonntag, 4. Juli, zusätzlich ein Konzert mit zeitgenössischer Musik von CodeModern statt (Beginn: 11 Uhr). Und es gibt noch mehr über Blauer Reiter, Brücke und Expressionismus zu erfahren. Die Ausstellungsreihe "Avantgarde in Farbe" der "Museenlandschaft Expressionismus", in dessen Rahmen auch die Ausstellung im Franz-Marc-Museum stattfindet, führt noch bis November zudem ins Schloßmuseum nach Murnau, nach Bernried ins Buchheim Museum, ins Penzberger Campendonk-Museum und nach München ins Lenbachhaus.

© SZ vom 07.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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