Kochel am See:Baustopp am Trimini

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Gemeinde und Betreiber ziehen die Notbremse, weil die erwarteten Fördermittel von 2,4 Millionen Euro nicht fließen. Der Europäischen Kommission liegt eine anonyme Beschwerde wegen unzulässiger Beihilfe für das Bad vor

Von Suse Bucher-Pinell

Die Modernisierung des Kochler Freizeitbads Trimini verzögert sich. Die Gemeinde hat in Absprache mit dem Betreiber des Bads, der Kristall Trimini Kochel am See GmbH, einen vorläufigen Baustopp verhängt, weil staatliche Fördermittel ungewiss geworden sind. Hintergrund ist eine bei der Europäischen Kommission in Brüssel eingegangene Beschwerde, die gegen die fest eingeplanten Zuschüsse für das privat betriebene Bad in kommunalem Besitz gerichtet ist. Das sei eine unzulässige Beihilfe, heißt es in der Begründung, der Wettbewerb werde dadurch verfälscht. Weder Kochels Bürgermeister Thomas Holz (CSU) die Kristallbäder AG wollen die Zukunft des Bades gefährden. Die Suche nach alternativen Fördermöglichkeiten hat begonnen. "Überall rauchen die Köpfe", sagt Holz. Der Badebetrieb läuft ohnehin normal weiter.

Baden auf der Baustelle kann man im Trimini schon länger. Das wird auch noch einige Zeit so bleiben. Solange kein Geld fließt oder die Gefahr besteht, dass das Spaßbad in Kochel am See eventuell gar nicht gefördert wird, liegt ein großer Teil brach. (Foto: Manfred Neubauer)

Für die Betroffenen sind die Vorwürfe auch nicht neu. Seit zwei Jahren, kurz nach Baubeginn, weiß die Gemeinde von der anonymen Beschwerde, die bei der Generaldirektion Wettbewerb in Brüssel eingegangen ist. Sie ließ sich davon jedoch nicht beirren, Umbau und Erweiterung wurden fortgesetzt in der Hoffnung auf eine positive Entscheidung aus Brüssel - die aber lässt trotz "mehrfacher positiver Signale" (Holz) noch immer auf sich warten.

Jetzt wurde Gemeinde und Betreiber das Risiko jedoch zu groß. Sie zogen die Notbremse, zumindest vorübergehend. Es geht um 2,4 Millionen Euro, die bei einem Nein der Generaldirektion fehlen würden. Das ist sogar schon ein abgespeckter Betrag. Als die Gemeinde im Jahr 2011 nämlich das Zukunftsprojekt mit der bundesweit tätigen Kristall Bäder AG in Stein bei Nürnberg 2011 unterzeichnete, ging es noch um drei Millionen Euro Fördergeld vom Staat. Weitere drei Millionen Euro sollte die Gemeinde beisteuern, sechs Millionen die Kristall Bäder AG. Damit sollte das Bad aus den 1970er Jahren auf zeitgemäßen Standard gebracht werden mit erweiterter Saunalandschaft, Alpentherme und Rutschen. Jahrelang hatte es den Gemeindehaushalt mit je mehr als einer Million Euro belastet. "So hätte es nicht weitergeführt werden können", bekräftigt Holz die Entscheidung von damals.

Die Zusammenarbeit mit der Kristall Bäder AG wurde für 25 Jahre besiegelt und als großer Erfolg gefeiert. Eigentümerin bleibt die Gemeinde Kochel am See; Planer, Bauherr und Betreiber ist die neu gegründete Kristall Trimini Kochel am See GmbH. "Wir geben uns große Mühe, dass wir im Dezember 2012 fertig sind", sagte damals Kristall-Bäder-Chef Frank Nägele zuversichtich. Zehn Jahre zähes Ringen um die Zukunft des Trimini waren damals bereits vergangen. "Unzählige Abstimmungsgespräche" mit verschiedenen bayerischen Staatsministerien und der Regierung von Oberbayern als zuständiger Förderbehörde waren geführt worden, ehe das Modell mit der Kristallbäder AG als Betreiber unterschriftsreif war.

Dass drei Millionen Euro Fördergeld zu erwarten sind, schien sicher zu sein. Doch das zunächst bemühte RÖFE-Programm, mit dem öffentliche touristische Infrastruktureinrichtungen gefördert werden, erwies sich bald als falsch. Kaum war der Umbau gestartet, habe "RÖFE" europarechtlich auf der Kippe gestanden. Anwälte und EU-Kommission empfahlen den Wechsel zum BRF-Programm, mit dem die bayerische regionale gewerbliche Wirtschaft unterstützt wird, das für das Kochler Bad aber nur 2,4 Millionen Euro bereitstellen wird. Die Gemeinde hätte das laut Holz verschmerzt und die fehlenden 600 000 Euro übernommen.

Doch ehe Geld fließen kann, muss über die anhängige Beschwerde entschieden werden. Holz unterdrückt seinen Ärger nur mühsam. "Auf wen soll sich eine Gemeinde mit einer schlanken Verwaltung noch verlassen, wenn nicht auf die bayerischen Ministerien und die Förderexperten der Regierung von Oberbayern?" Er hofft, dass laufende Gespräche mit dem Wirtschaftsministerium und der Regierung von Oberbayern bald Alternativen aufzeigen und das Projekt nicht gefährdet ist. Weder die Gemeinde noch die Kristallbäder AG werde den möglicherweise fehlenden Betrag laut Holz übernehmen. Das Unternehmen wollte sich dazu nicht äußern.

© SZ vom 29.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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