Kirchenkonzert in Maria Himmelfahrt:Strahlende Glaubenskraft

Lesezeit: 2 min

In Haydns Theresienmesse können die Solisten glänzen, im Bild die Sopranistin Anna Karmasin. Das Konzert in der Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt wurde von Mitgliedern des Bayerischen Staatsorchesters begleitet. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Chor der Tölzer Stadtpfarrkirche und Solisten überzeugen unter der Leitung von Christoph Heuberger mit Haydns Theresienmesse und Mozarts Vesperae Solennes

Von Sabine Näher, Bad Tölz

Bei Mozart und Haydn sind sie spürbar in ihrem Element: Bestens vorbereitet, mit Freude musizierend legen die Sänger des Chores der Tölzer Stadtpfarrkirche unter Leitung von Christoph Heuberger am Sonntagabend eine überzeugende Leistung ab und bieten eine packende Interpretation der Vesperae Solennes de Confessore KV 339 und der Theresienmesse. Ihnen zur Seite steht ein Solistenquartett - Anna Karmasin (Sopran), Barbara Hölzl (Alt), Taro Takagi (Tenor) und Thomas Gropper (Bass) - das sowohl in den einzelnen Solopassagen wie auch als ausgewogener Ensembleklang rundum erfreut und beglückt. Das Orchester der Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt agiert in relativ kleiner Besetzung mit differenzierter Ausgestaltung auf hohem Niveau.

Mozarts KV 339 ist vor allem wegen der darin enthaltenen Arie "Laudate dominum" für Solosopran und Chor berühmt; schön, diesen Wunschkonzert-Hit wieder einmal in seinem ursprünglichen Zusammenhang zu erleben. Zudem hatte Heuberger, der liturgischen Praxis der Vesper gemäß, die Choralschola der Stadtpfarrkirche (Leitung Leopold Gnedel) eingebunden, die jede Nummer von KV 339 mit einem Gregorianischen Choral einleitet. Dieser wird bekanntlich einstimmig gesungen und erfordert ein gutes Aufeinanderhören der Sänger sowie absolute Intonationssicherheit. Die Herren der Schola können damit aufwarten, solange sie sich in tieferen Regionen bewegen. Geht es höher hinauf wie in "Fidelis servus", ist die Darbietung nicht ganz so überzeugend.

In der Vesper, dem liturgischen Abendgebet der katholischen Kirche, ist diese Praxis verwurzelt; im Konzert ist es allerdings eher gewöhnungsbedürftig, wenn die komplexe, vielstimmige Musik immer wieder mit dem Choral konfrontiert - und die Euphorie quasi von nüchterner Betrachtung abgelöst wird. Der Zuhörer wird von der luftigen Höhe, in die er mit Mozart entschwebt, immer wieder auf den Boden zurückgeholt. Denn Mozart lässt den Chor vom eröffnenden "Dixit Dominus" an zu voller Form auflaufen. Sein voller, jubelnd freudiger Klang nimmt den Zuhörer mit. Im Orchester lässt Mozart wieder einmal die himmelstürmenden, wie Mauersegler zwitschernden Geigen ertönen. Dass im Eifer des Gefechts das Tempo im Chor mitunter ein wenig wackelt, tut dem positiven Eindruck keinen Abbruch.

Heuberger dirigiert sehr bewegt, mit großen Gesten, im offensichtlichen Bemühen, alles aus seiner Schar herauszuholen. Die Solisten haben (vom traumwandlerisch schön und ergreifend gestalteten "Laudate Dominum" der Sopranistin abgesehen) nur kurze Einwürfe. Ihre Stunde schlägt dann in Haydns Theresienmesse, wo sich Karmasin mit einem alles silbrig überstrahlenden Sopran, Hölzl mit einem bronzefarben leuchtenden Alt, Takagi mit hellem, klaren Tenor und Gropper mit weichem, runden Bass profilieren können.

Im eröffnenden Kyrie sind sich Chor und Solisten ebenbürtige Partner. Das Gloria nimmt einen jubelnden Aufschwung im Chor, ehe die Solosänger ihre einzelnen Passagen eindringlich gestaltet vortragen. Groß, erhaben, majestätisch hebt das Qui tollis in Chor und Orchester an; anrührend folgen die Soloeinwürfe.

Mit großer Überzeugungskraft gestaltet der Chor das Credo. In "Et incarnatus est" leuchtet der Alt mit glühender Intensität ("sub Pontio Pilato"). Angemessen aufgewühlt folgt die Auferstehung ("Et resurrexit"). Die Fuge "Et vitam venturi" findet nicht sofort ihr Tempo, pendelt sich aber ein. Im Sanctus dann ein schöner Kontrast zwischen dunkel verhaltenen Solostimmen und hell strahlendem Chor. Im Benedictus darf die Sopranistin glänzen, ehe der Rest des Quartetts einsteigt. Das Agnus Dei beginnt mit einer erschütternden Anrufung des Chores (da fällt zudem ein wunderbares Cello auf), ehe sich Choristen und Solisten zur Friedensbitte zusammen finden. Diese lässt Heuberger sehr kraftvoll und entschieden vortragen. Vielleicht eine Spur zu kraftvoll.

Den Text "Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, gib uns deinen Frieden", könnte man auch als Bitte vortragen, deren Erfüllung ungewiss ist. Aber solch entschiedene Glaubenskraft hat natürlich auch ihr Gutes. Langer Beifall.

© SZ vom 03.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: