Kinderbetreuung im Oberland:Erstmals über der Drei-Millionen-Euro-Grenze

Lesezeit: 3 min

Beim Kinder- und Jugendförderverein Wolfratshausen wird die Nachmittagsbetreuung von Schulkindern immer gefragter

Von K. Kaip, Wolfratshausen

Dass die Nachmittagsbetreuung von Schulkindern bei immer mehr Familien im Alltag unerlässlich wird, zeigt sich jedes Jahr aufs Neue, wenn die Wolfratshauser Stadträte den Wirtschaftsplan des Kinder- und Jugendfördervereins (KJFV) genehmigen müssen. Sie ist schließlich seit Jahren das Hauptgeschäft des ursprünglich für Jugendhilfe gegründeten Vereins. Und alljährlich berichtet dessen Geschäftsführer Fritz Meixner von neuerlichem Wachstum im Sektor. Kürzlich konnte er im Ausschuss für Kultur, Jugend, Sport und Soziales in seinem Bericht eine neue Rekordmarke im Haushalt des KJFV verkünden: "Wir überschreiten erstmals die Drei-Millionen-Euro-Grenze".

Der Ansatz von Einnahmen und Ausgaben übersteigt den Haushalt von 2020 um fast 608 000 Euro. Das liegt in erster Linie an der Kinderbetreuung, die immer weiter ausgebaut werden muss. Circa 10,7 zusätzliche Vollzeitstellen schafft der Trägerverein: knapp fünf kommen dem integrativen Kinderhort Wolfratshausen zu, der erneut erweitert wurde und allein 110 Kinder betreut; etwa eineinhalb dem Waldramer Hort, eine halbe der Mittagsbetreuung in Wolfratshausen. Zudem gibt es vier neue Stellen an der Offenen Ganztagsschule in Icking, deren Betrieb der KJFV übernommen hat. Von den insgesamt 85 Mitarbeitern sind 68 im Fachbereich Kinder tätig, in den beiden Horten in Wolfratshausen und Waldram, den fünf Mittagsbetreuungen in der Innenstadt, im Jugendhaus, in Waldram, Weidach und Münsing, sowie im Offenen Ganztag an der Wolfratshauser Real- und der Ickinger Grundschule.

Die Einnahmen des Vereins generieren sich aus mehreren Säulen, von denen die Gebühren der Betreuungseinrichtungen die größte ausmachen, wie Meixner zeigte: mit mehr als 965 000 Euro werden sie im kommenden Jahr nur knapp unter der Million bleiben. Zweitgrößter Posten ist dann gleich der freiwillige Zuschuss der Stadt, der sich im kommenden Jahr auf mehr als 645 000 Euro belaufen wird. Hinzu kommt die gesetzliche kindbezogene Betriebskostenförderung, die Freistaat und Kommune je zur Hälfte tragen und die für Wolfratshausen 2021 mit 395 000 Euro zu Buche schlägt. Insgesamt zahlt die Stadt also mehr als eine Million Euro für die Betreuung der Schulkinder.

Dass der freiwillige Zuschuss davon den überwiegenden Teil ausmacht, zeigt den Stellenwert, den der Stadtrat ihr zuschreibt. Das Gremium hat sich auf die Fahnen geschrieben, dass kein Kind in der Stadt ohne Betreuungsplatz bleiben muss. Bislang ist das immer gelungen, dank Anstrengungen von Verwaltung und KJFV, dem steigenden Bedarf mit neuen Räumen Herr zu werden. Die lückenlose Betreuung wird vom Stadtrat als entscheidender Standortfaktor gewertet, den man sich auch etwas kosten lässt. Wolfratshausen nimmt damit durchaus eine beispielhafte Vorreiterrolle für andere Kommunen ein, die der KJFV Jahr für Jahr verteidigt.

Dem Wirtschaftsplan für 2021 haben die Stadträte dann auch einstimmig zugestimmt. Wie üblich wurde Meixner von allen Fraktionen gelobt - nicht nur für die Arbeit des Vereins, sondern auch für seine transparente Darstellung der Finanzen, die er mit Diagrammen grafisch aufschlüsselte. Der Verein leiste eine "tolle Arbeit", sagte Patrick Lechner (FDP). "Gerade in der Corona-Zeit wissen viele Kinder und Eltern das zu schätzen." Von Meixner wollte er aber auch wissen, wie sich die Pandemie mit den Einschränkungen auf die Bereitschaft auswirkt, die Betreuungsangebote zu nutzen. Die Effekte seien deutlich, erklärte dazu der KJFV-Geschäftsführer. So habe sich etwa im Offenen Ganztag in Icking gezeigt, dass der Bedarf im Vergleich zu den tatsächlichen Anmeldungen im September gesunken sei, "weil viele Eltern im Home Office sind". In den Horten sei die Einführung der Maskenpflicht für Grundschüler auch am Nachmittag ein "einschneidender Punkt" gewesen, der zu vielen Abmeldungen geführt habe. Auch holten die Eltern die Kinder nun früher ab, zwischen 16 und 16.30 Uhr statt um 17 Uhr.

Für den Haushalt des KJFV haben die durch die Pandemie-Maßnahmen gesunkenen Kinderzahlen unterschiedliche Auswirkungen, wie Meixner erklärte. Mittagsbetreuungen und Offener Ganztag seien dem Kultusministerium unterstellt, das bis Jahresende Förderkürzungen ausgeschlossen habe. In den Horten aber, für die das Sozialministerium zuständig sei, entfalle die kindbezogene Förderung mit jeder Abmeldung. In Waldram habe er deshalb nun sogar acht Wochenstunden beim Personal kürzen müssen.

© SZ vom 29.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: