Kahlschlag in Wolfratshausen:"Gefährliches Unterfangen" am Bergwald

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Förster Nörr hatte vor dem Abholzen gewarnt - der kahle Hang könnte leicht abrutschen.

Benjamin Engel

Immer mehr Einzelheiten zum Kahlschlag oberhalb der äußeren Münchner Straße werden bekannt. Der Hang, so der Leiter des Forstbereichs am Landwirtschaftsamt, Wolfgang Neuerburg, könne bei starkem Regen sogar abrutschen. Zwar stabilisierten die Wurzelstöcke der gefällten Bäume momentan noch den Bergwald. Der Schutzwald sei aber gut 45 Grad steil und nun ungeschützt der Sonne ausgesetzt. Am 18. Februar haben die Forstbehörden und das Landratsamt seinen Angaben nach zwar weitgehend junge Pflanzen am Bergwald gefunden. Ausreichenden Schutz gegen weitere Gefahren, etwa eine mögliche Erosion, böten diese jedoch nicht. Laut Waldgesetz könnten die Forstbehörden dies nicht überprüfen. Aus diesem Grund habe man die Stadt gebeten, ein geologisches Gutachten in Auftrag zu geben.

Nach dem brutalen Kahlschlag im Bergwald ist der Hang nun gefährdet. Er könnte abrutschen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Den Eigentümern hätte eigentlich klar sein müssen, dass sie im Schutzwald nicht so großflächig fällen durften. Sie hatten voriges Jahr bereits auf dem Plateau oberhalb des steilen Bergwaldhangs auf einer größeren Fläche bis in die Schutzwaldzone hinein Bäume entfernt. Forstrevierleiter Robert Nörr erklärt, er habe damals sofort vor weiteren Abholzungen gewarnt. Sollte das geschehen, läge nämlich aus juristischer Sicht ein Kahlschlag vor. Fällungen, wie sie jetzt geschehen seien, hätten die Forstbehörden auch niemals genehmigt, so Nörr. Schon vor drei Jahren hatte er die Eigentümer beraten und in Absprache mit ihnen einzelne kranke Bäume gekennzeichnet. Zug um Zug hätten sie diese in den nächsten Jahren fällen können.

Darüber hinaus waren die Fällarbeiten laut Nörr höchst gefährlich: "So, wie wahrscheinlich gearbeitet wurde, hätte etwas Schlimmes passieren können." Denn er kenne die Ausrüstung des mit den Fällungen beauftragten Unternehmers. Zusätzlich sprächen die Spuren am Hang dafür, dass nur mit einem relativ kleinen Schlepper und einer Winde gearbeitet worden sei - ein gefährliches Unterfangen bei solch großen Buchen.

Nörr hat von den Fällungen erstmals am 9. Februar erfahren, wie er am Mittwoch im Bauausschuss des Stadtrats sagte. Da sei der Kahlschlag schon beendet gewesen, was auch ein Ortstermin tags darauf gezeigt habe. Bürgermeister Helmut Forster (BVW) bekräftige seine Ansicht, die Eigentümer hätten wohl aus Kostengründen großflächig gefällt. Er wolle die Aktion nicht in Schutz nehmen, aber es sei sehr teuer, einzelne gefährdete Bäume zu entfernen. Auch ein geologisches Gutachten lasse die Stadt auf eigene Kosten anfertigen.

Gabriele Reith (Grüne) machte ihrer Empörung Luft: "Es leuchtet mir nicht ein, dass die Stadt für etwas zahlen soll, das sie nicht verursacht hat." Die rechtswidrigen Fällungen im Schutzwald seien durch nichts zu entschuldigen. Die Eigentümer könnten ihren Besitz schließlich auch verkaufen, wenn ihnen die Pflege zu teuer sei. Bis Ende der Woche haben die Eigentümer noch Zeit, Stellung zu nehmen. Danach entscheiden die Forstbehörden über das weitere Vorgehen.

© SZ vom 18.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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