Kabarett in Egling:Lederhosenstorys

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Im neuen Programm "Eine Lederhose packt aus" sind Susanne (li.) und Tanja Raith für die Musik, Andi Blaimer (re.) für den Text zuständig. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Schlagernacht mit den Raith-Schwestern

Von Katharina Schmid, Egling

Die Erlebniserzählung einer Lederhose kombiniert mit deutschen Schlagern: Wer darauf Lust hat, der ist im neuen Programm von D'Raith-Schwestern & Da Blaimer gut aufgehoben. Für alle anderen wird der Abend ein wenig lang, bietet er ein bisschen viel Schlager, sind Frauengeschichten und Saufanekdoten etwas sehr ausufernd. Mutig aber ist es allemal, ein ganzes Bühnenprogramm auf alten Schmonzetten wie "Ramona" von den Blue Diamonds, "Mitsou" von Jaqueline Boyer oder "Butterfly" von Danyel Gerard zusammenzustellen.

"Das sind lauter Lieder, die wir früher mit unserer Mama immer gesungen haben und die bei uns rauf und runter gelaufen sind", erklärte Tanja Raith am Mittwoch im Eglinger Gasthaus Oberhauser. "Wir sind mit diesen Schlagern groß geworden. Im Bayerischen Wald gab's nicht so viel." Diese Lieder wieder zu singen, darauf hatten die Schwestern Lust. Deshalb tun sie es und lassen drumherum die Geschichten einer hirschledernen Bux wabern, die ihren Träger, den Brandl Bene, auf seinem Weg vom pubertierenden Bub zum heiratswilligen Mann begleitet. Weil sich der Bene eben jetzt einen Ring an den Finger stecken lassen will, wird seine treue Begleiterin ganz nostalgisch und bricht das "heilige Gelübde" einer jeden echten Lederhose: Sie packt aus.

Andi Blaimer leiht ihr dafür seine Stimme und liest die Geschichten aus dem Buch von Tanja Raith. 1971 sind sich der Bene und die Lederhose zum ersten Mal begegnet, auf 30 gemeinsame Jahre blicken sie zurück. 30 Jahre, in denen einiges passiert ist, und der Mädchenschwarm Bene immer wieder zu Frauen kommt "wie die Jungfrau zum Kind". Von seinem Musikerfreund Xare - der Bene ist Trompeter - wird er in den Kreis der Oktoberfest-Musikanten eingeführt: Mit 15 geht's das erste Mal in die weite Welt, nach München, wo Abenteuer en masse auf den Buben aus Niederbayern warten. Da ist die blonde, gut gebaute Empfangsdame aus dem Schwesternwohnheim, Uschi, die dem Burschen eindeutig-zweideutige Angebote macht. Verlegen reagiert der Bene da, weil Erfahrung hat er nicht viel, nur die Kirchleitner Evi hat ihn einmal auf dem Feuerwehrfest in Rieding "niedergschmust". Eine Anekdote, die den Raith-Schwestern die Möglichkeit eröffnet, ihre Liebe zu den Flippers preiszugeben: Begleitet von Schlagzeug und Gitarre klingt "Weine nicht, kleine Eva" von der Bühne.

Erfahrung sammeln der Bene und seine Bux in der weiten Welt schnell: Die Hirschlederne im sprachlich schwierigen Austausch mit ihren Kollegen aus China, die sie auf der Wiesn trifft. Der Bene im körperlich eigentlich ganz einfachen Austausch mit Ramona, Babs, Monja und noch einer ganzen Reihe anderer junger Damen. Am Ende kommen sogar noch eine Yoga-Grotte, eine wilde Fahrt zum Krankenhaus und ein lebensrettender Jägermeister samt Bifi-Roll von der Tanke ins Spiel - und irgendwann ist Schluss.

Dem Publikum im vollbesetzen Saal des Gasthauses in Egling hat's, dem Applaus nach, gefallen. Und wem die Erlebnisse des Bene auch irgendwann lang wurden, er muss doch mindestens bewundernd auf die Bühnenpräsenz und Stimmgewalt der Raith-Schwestern Tanja und Susanne schauen. Ihre Schlager und Jodler hallen nach. Und die wohlklingende Stimme des Erzählers Andi Blaimer sowieso. Es war ein geglückter dritter Auftritt mit dem noch ganz neuen Programm. Wirtshausmusik und Lederhosen, mit denen vor 17 Jahren alles begann, haben die Raith-Schwestern an den Nagel gehängt - mit neuen Ideen geht's trotzdem munter weiter.

© SZ vom 02.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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