Jungtier wird flügge:Hoffnung für den Brachvogel

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Derzeit Einziger seiner Art: der Jungvogel des Großen Brachvogels in den Loisach-Kochelsee-Mooren. (Foto: Bettina Kelm/oh)

Bedrohtes Brutpaar hat in den Loisach-Kochelsee-Mooren Erfolg

Von Claudia Koestler, Kochel am See

Von vier Brutpaaren der Gattung Großer Brachvogel, die sich im Tölzer Teil des Wiesenbrütergebietes Loisach-Kochelsee-Moore angesiedelt haben, ist ein Jungtier flügge geworden. "Eine kleine Sensation", sagt Axel Kelm, der im Auftrag vom Landesamt für Umwelt seit April dieses Jahres ehrenamtlich als Wiesenbrüterberater tätig ist. Seine Aufgabe: bedrohte Vogelarten schützen, die ihre Nester in Wiesen anlegen. Die Loisach-Kochelsee-Moore gehören laut Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen zu den Hotspots in Europa. Daher wurden sie als Natura 2000-Gebiet ausgewiesen und gehören somit zu einem europaweiten Schutzgebietsnetz. Mehr als 250 Vogelarten wurden hier schon nachgewiesen, unter anderem der deutschlandweit vom Aussterben bedrohte Große Brachvogel.

Neben der Besucherlenkung und der Aufklärung steht die Zusammenarbeit mit den Landwirten im Mittelpunkt von Axel Kelms Bemühungen. Denn die Brutzeit und Jungenaufzucht der Wiesenbrüter kollidiert nicht nur mit der Freizeitnutzung (wie querfeldein laufende Spaziergänger, Fotografen oder frei laufende Hunde), sondern auch mit der Bewirtschaftung der Wiesen.

"Seit Ende Juli hat das Jungtier die wohl gefährlichste Zeit geschafft", sagt Kelm. Etwa fünf Wochen nach dem Schlupf konnten die ersten Flugversuche des jungen Brachvogels beobachtet werden. Jetzt zieht der Kleine schon elegant seine Kreise über das Moor und ist kaum noch von seinen Eltern zu unterscheiden. Fuchs und Mähwerke können ihm kaum mehr etwas anhaben. Brachvögel brüten im feuchten Grünland wie zum Beispiel in Streuwiesen. Die Eier sind willkommene Beute für nächtliche Räuber wie beispielsweise Fuchs, Marder, Iltis oder Wildschwein. Zum Schutz vor diesen Prädatoren wurden erstmals elektrifizierte Gelege-Schutzzäune aufgestellt. Eine Maßnahme, die in anderen Wiesenbrütergebieten schon nachweislich zu mehr Bruterfolg geführt hat.

Unterstützt wird die wertvolle Arbeit von weiteren Ehrenamtlichen der Naturschutzwacht sowie den Naturschutzbehörden und dem Zentrum für Umwelt und Kultur. Allerdings ist mehr Unterstützung dringend nötig, denn ein Jungtier von insgesamt sechs Brutpaaren in den Loisach-Kochelsee-Mooren reicht nicht aus, um Population hier zu erhalten. Damit der Große Brachvogel in den Loisach-Kochelsee-Mooren eine Zukunft hat, müssten es insgesamt wenigstens drei oder vier Jungtiere ins flügge Alter schaffen, erklärt Kelm.

© SZ vom 19.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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