Jugendforum:Freies Internet und ein Kletterpark

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Volle Halle: Beim zweiten Jugendforum in Wolfratshausen entwickeln die Teilnehmer Ideen, die sie mit den Stadträten lebhaft diskutieren. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Beim zweiten Wolfratshauser Jugendforum entwickeln Schüler Ideen und treten mit Stadträten in den Dialog

Von David Holzapfel, Wolfratshausen

Die Loisachhalle in Wolfratshausen ist gut gefüllt am Mittwochmittag. Überall verteilt hängen bunt gestaltete Plakate. Sie tragen Überschriften wie: "Der Verkehr steht, genauso wie die Politik", "Freies W-Lan" oder "Mehr Grünflächen, keine Abholzung mehr". Hunderte Jugendliche wuseln herum, halten Karteikarten in ihren Händen und proben für die Gespräche mit den älteren Gästen. Um Punkt 12.30 Uhr tritt Wolfratshausens Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) in Begleitung einiger Stadträte durch die große Eingangstür des Foyers. Zügig verteilen sie sich und begutachten die Plakatstände.

Beim Jugendforum unter dem Leitthema "Mut zur Änderung" treffen in der Loisachhalle bereits zum zweiten Mal politische Vertreter auf engagierte Jugendliche, die etwas in Wolfratshausen verändern wollen. Sie kommen aus den Mittelschulen und der Realschule der Stadt sowie den Gymnasien Geretsried und Icking. Die Schüler können Ideen, Verbesserungsvorschläge und Anregungen vortragen und im direkten Austausch mit der Politik darlegen, was sie bewegt. Und die nimmt das Angebot zu einem direkten Gespräch mit den Jungbürgern gerne an: Bis auf die CSU hat jede im Stadtrat vertretene Fraktion einen Vertreter geschickt.

"Wann haben die Jugendlichen schon mal die Gelegenheit, mit den Parteien und dem Bürgermeister zu sprechen", sagt Kathrin Kugler. Die Jugendreferentin des Stadtrats ist zusammen mit Cordula Schnellbach vom Kinder- und Jugendförderverein (KJFV) die Initiatorin des Jugendforums, das im vergangenen Jahr eine erfolgreiche Premiere hatte. Das Fazit von 2017 beweist, dass solche Gesprächsangebote Wirkung zeigen: Dank dem Engagement einer Gruppe, die sich auf dem ersten Forum gegründet hatte, hat die Stadt unter anderem eine neue Rampe für den Wolfratshauser Skatepark mitfinanziert.

Gerade unterhält sich Heilinglechner mit einer Gruppe Schüler, die freies W-Lan für ganz Wolfratshausen fordert. Er pflichtet ihnen bei, dass die Stadt auf den "Zug der Zeit" aufspringen müsse. Die Jugendlichen sind nervös, schließlich unterhalten sie sich gerade mit dem Bürgermeister. Nach anfänglicher Zurückhaltung entsteht nach kurzer Zeit aber ein durchaus kontroverses Gespräch. Dem Politiker ist wichtig, dass die jungen Wolfratshauser verstehen, wie eine Entscheidungsfindung im Stadtrat abläuft. "Es ist leider ein recht langer Weg von einer guten Idee zu einem fertigen Beschluss", erklärt er den Schülern. Das Jugendforum soll auch das gegenseitiges Verständnis zwischen Jugendlichen und Stadträten fördern und helfen, Berührungsängste abzubauen.

Am Stand nebenan geht es heiß her. Eine Projektgruppe macht sich für mehr Freizeitaktivitäten in und um Wolfratshausen stark. Explizit wollen die Schüler einen Kletterpark. Das hat den Grünen-Stadtrat Hans Schmidt neugierig gemacht. Eingehend begutachtet er das von den Schülern gestaltete Plakat, stellt Verständnisfragen und kommt am Ende zu dem Schluss: "Ich als Grüner bin immer froh, wenn mehr in der Natur unternommen wird als daheim vor dem Bildschirm zu sitzen. Wir haben aber gerade wenig Platz". Weiter appelliert er an die Teenager: "Wenn ihr das wirklich wollt, müsst ihr dran bleiben, uns auf den Füßen stehen". Das versprechen diese auch unisono. "Wir haben einfach gemerkt, dass unsere Klassenkameraden süchtig nach ihrem Handy sind, fast jeder hängt in seiner Freizeit davor", erklären zwei Schüler. "Wir glauben schon, dass wir was bewirken können. Uns geht es darum, den Politikern unsere Ideen mitzuteilen."

In der Halle herrscht mittlerweile ein angeregtes Stimmengewirr. In jeder Ecke wird lebhaft diskutiert. Nach etwa einer Stunde ertönt dann die Stimme von Moderator Erik Flügge aus der Lautsprecheranlage, er beendet den Dialog. Die Gruppe versammelt sich im Anschluss noch zu einem kurzen Abschlussstatement der anwesenden Fraktionen und des Bürgermeisters. Inwieweit die Gespräche zwischen Jugendlichen und Stadträten gefruchtet haben, wird die Zukunft zeigen. Eines hat das Jugendforum aber jetzt schon bewirkt: Die Schüler haben Lust darauf bekommen, sich aktiv für ihre Interessen einzusetzen. Und das nicht nur, weil sie einen Tag lang schulfrei hatten.

© SZ vom 23.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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