"Job-Event" steigt am 15. Mai in Bad Tölz:Speed-Dating mit dem neuen Chef

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Verkuppeln in der Arbeitswelt: Katharina Paulholzer, Sabine Ostermann, Büchereileiterin Irina Schmidt und Nicola Schackmann (v.li.). (Foto: Manfred Neubauer)

Drei Penzbergerinnen bringen mit eigens konzipierten Veranstaltungen erfolgreich Unternehmen und Arbeitssuchende zusammen

Von Petra Schneider, Bad Tölz

Wer im Oberland einen Job sucht, hat gute Karten: Mehr als 100 Stellen sind in der Region derzeit unbesetzt. Vor allem Fachkräfte werden gesucht, Techniker, Ingenieure, IT-Spezialisten und Architekten. Aber auch im Pflegebereich, in den Kitas und in der Gastronomie herrscht oft Notstand. Damit sich Betriebe und Jobsuchende leichter finden, haben Nicola Schackmann, Sabine Ostermann und Katharina Panholzer vor vier Jahren das Unternehmen "Neuorientierung null-acht-12" gegründet und ein innovatives Format entwickelt: ein "Job-Event", das am Mittwoch, 15. Mai, in der Tölzer Stadtbibliothek stattfindet.

Das Konzept fußt auf drei Säulen: Beim "Job-Speed-Dating" lernen sich Arbeitgeber und Arbeitssuchende in entspannter Atmosphäre kennen. An Infoständen präsentieren sich Betriebe, Aussteller informieren über offene Stellen, Weiterbildungen oder Coachings. Zudem gibt es drei Vorträge von Experten der IHK oder dem Wirtschaftsforum Oberland, die Tipps zum "Netzwerken", Infos für Existenzgründer und Ratschläge für das richtige Outfit beim Bewerbungsgespräch geben.

Das kommt an: 14 Veranstaltungen hat das Penzberger Team in den vergangenen Jahren organisiert, jeweils um die 200 Interessierte seien gekommen. Beim Job-Event in Geretsried im April sei der Andrang besonders groß gewesen, erzählt Schackmann: "Wir wurden so überrannt, dass wir alle künftigen Veranstaltungen eine halbe Stunde vorverlegt haben." In Tölz haben bisher 20 Betriebe ihre Teilnahme angekündigt.

Die Branchen sind unterschiedlich, ebenso die Positionen der freien Stellen. Von der Hilfskraft bis zum Abteilungsleiter, vom Minijob bis zur Ausbildungsstelle gibt es Angebote. Das Job-Speed-Dating ist als niederschwelliges Format konzipiert: Teilnehmer müssen sich nicht vorher anmelden oder besonders vorbereiten, sollten aber einen Lebenslauf mitbringen. Die Betriebe stellen sich und die verfügbaren Stellen vor, Jobsucher können sich im Anschluss für drei entscheiden. Beim Speed-Dating sitzen dann maximal vier Bewerber einem Arbeitgeber gegenüber. Nach 15 Minuten läutet ein Glöckchen, dann wird gewechselt. Für Jobsuchende ist das Angebot kostenlos, Betriebe müssen für die Teilnahme zahlen. "Wir verstehen uns als Plattform, Leute möglichst unkompliziert zusammenzubringen", erklärt Schackmann. Die Vorteile lägen auf der Hand: Die Hemmschwellen von Bewerbern seien in der lockeren Atmosphäre eines Speed-Datings gering. "Es finden Gespräche statt, wo man sich vielleicht gar nicht getraut hätte, sich zu bewerben." Auch die Betriebe äußerten sich positiv. Das Format sei "unheimlich effektiv", sagt Ostermann, "im besten Fall gehen Personaler mit zwölf Mappen heim." Durch den persönlichen Eindruck kämen auch Bewerber ins Spiel, die sonst vielleicht gar nicht zu einem Gespräch eingeladen worden wären.

Ursprünglich sei das Angebot für Frauen gedacht gewesen, um ihnen den Wiedereinstieg nach der Familienpause zu erleichtern, erzählt Ostermann, die wie ihre beiden Mitstreiterinnen selbst Mutter ist und aus dem betriebswirtschaftlichen Bereich kommt. Weil aber bei den ersten Veranstaltungen auch Männer "vor der Tür gestanden haben", sei das Konzept auf "Arbeiten in der Region" umgestellt worden. Es sei doch "Wahnsinn", wie viele Leute jeden Tag Zeit und Nerven für lange Arbeitswege in Kauf nähmen. Für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und eine "Work-Life-Balance" sei das nicht förderlich und auch nicht nötig. Denn in der Region gebe es genügend Betriebe, die Leute suchten. "Man muss nicht nach München pendeln, um einen tollen Job zu haben", sagt Schackmann. Sie beobachtet, dass immer mehr Bewerber jenseits der 50 zu den Veranstaltungen kommen - die durchaus Chancen auf dem Arbeitsmarkt hätten. "Deren Kinder sind groß, sie haben Erfahrung, wissen, was sie können und wollen." Arbeitgeber wüssten das immer mehr zu schätzen. Als Konkurrenz zur Arbeitsagentur sieht sich das Team nicht - im Gegenteil, man arbeite eng zusammen. Denn das Ziel sei das gleiche, sagt Schackmann: "Menschen in Arbeit zu bringen."

Job-Event, 15. Mai, 19 Uhr, Stadtbibliothek Bad Tölz, Hindenburgstraße 21. Informationen unter www.Das-Job-Event.de

© SZ vom 10.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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