2023 in Bad Tölz-Wolfratshausen und der Region:Menschen des Jahres

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Ursula Fagner bringt zweimal die Woche Menschen an einem Mittagstisch im Humplbräu zusammen. (Foto: Manfred Neubauer)

Leute mit guten Ideen gibt es viele im Oberland. Die SZ hat fünf von ihnen ausgewählt.

Ein frisch zubereitetes Essen für gerade einmal zwei Euro, das gibt es jeden Donnerstag und Freitag im Wolfratshauser Humplbräu. Wirtin Ursula Fagner hat das Projekt "WOR is(s)t zusammen" mit der Flüchtlingshilfe-Koordinatorin Ines Lobenstein, Seniorenreferentin Ulrike Krischke (Bürgervereinigung Wolfratshausen) und der SPD-Vorsitzenden Ingrid Schnaller ins Leben gerufen. Den Fehlbetrag zur Kostendeckung steuert die von ihnen gegründete Initiative "Von Mensch zu Mensch" bei. 70 bis 90 Gäste, darunter viele Leute mit kleiner Rente, nehmen das Angebot regelmäßig dankend an.

Paul Sabisch

Gewinner eines Philosophie-Wettbewerbs: Paul Sabisch. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der 17-Jährige versteht sich aufs Denken und Debattieren. Mit einem Essay zum Thema "Wirklichkeit, virtuelle Welt und Schönheit" überzeugt der Gymnasiast aus Wackersberg bei einem bundesweiten Philosophie-Wettbewerb die Jury des Forums für Wirtschaftsethik. Seine Gedanken drehen sich um die Frage, ob das Leben in einer programmierten Welt überhaupt noch Überraschungen zu bieten habe. Und ob nicht doch Makel und Zufall die Schönheit der Wirklichkeit ausmachten. "Der Zufall hat ja den Menschen erschaffen. Und vielleicht ist auch der Zufall das Ureigene, das den Menschen ausmacht."

Alexandra Zwickl

Hühnerhalterin und Helferin Alexandra Zwickl. (Foto: Manfred Neubauer)

3000 Hennen legen auf dem Hühnerhof von Alexandra Zwickl brav ihre Eier. Einen Teil davon spendet die Geretsriederin seit Beginn des Krieges an die Ukraine. Für die mehr als 1000 Kilometer lange Fahrt an die ungarisch-ukrainische Grenze hat sie sich ein altes Wohnmobil gekauft. Auf eine feste Organisationsstruktur verzichtet sie lieber. An Ostern liefert sie das hunderttausendste Hühnerei aus Geretsried in die Grenzregion. Der Bedarf an Hilfslieferungen sei ungebrochen, sagt sie, und freut sich über Spenden wie haltbare Lebensmittel, medizinische Ausrüstung und Hygieneprodukte.

Michael Stierstorfer

Michael Stiersdorfer mit Schülern des P-Seminars am Schäftlarner Gymnasium. (Foto: Manfred Neubauer)

Ein tyrannisches Regime ist "kein Vogelschiss der Geschichte", sagt Michael Stiersdorfer. Mit seinem P-Seminar am Schäftlarner Gymnasium erstellt der Deutschlehrer "Booktubes", also Video-Clips, die auf YouTube laufen, und zwar zu den Büchern "Animal Farm" von George Orwell und "Dunkelnacht" von Kirsten Boie. "Durch jedes Buch, das man liest, werden Empathie und kritische Verarbeitung geschult", sagt er. Mit den "Booktubes" könne man aber auch leseferne Schichten erreichen. Beim oberbayerischen Jugendfilmfest "Jufinale" wird das P-Seminar mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.

Lidia Zoumis

Wirtschafts-Ingenieurin und Wäscherei-Besitzerin Lidia Zoumis. (Foto: Hartmut Pöstges)

Während der Corona-Krise hat die studierte Wirtschafts-Ingenieurin beschlossen, sich selbständig zu machen. Nun betreibt sie die nachhaltig-ökologische Wäscherei "Zer-O-Wash" in Geretsried. Herzstück ist eine Waschmaschine, die bislang nur auf dem anglo-amerikanischen Markt ihre Runden drehte und laut Zoumis "50 Prozent weniger Energie, 50 Prozent weniger Waschmittel und 70 bis 80 Prozent weniger Wasser" braucht. Damit hat es ihr kleiner Betrieb an der Händelstraße unter die drei Finalisten des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2024 geschafft.

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