Um das Bürgerhaus im Lettenholz sammeln sich manchmal kleine Kinder und schauen nach, was da drinnen los ist. "Viele, die unter acht Jahre alt sind, schwirren ums Haus", sagte der kommunale Sozialplaner Franz Späth, als er den Jahresbericht der Tölzer Jugendförderung im städtischen Haupt- und Finanzausschuss vorstellte. Deshalb plant er nun, für die ganz Kleinen eine eigene Gruppe in dem Stadtviertel anzubieten, in dem Familien aus vielerlei Herkunftsländern wohnen. Auch sonst registrierte er ein stark gestiegenes Interesse an den Angeboten der Jugendarbeit: Zum Kindersommer und dem Projekt "Open House Spot" kamen 2018 rund 25 Prozent mehr Kinder und Jugendlich als noch im Jahr zuvor.
Die Quartiersarbeit im Bürgerhaus, die sein Vorgänger Armin Ebersberger initiiert hatte, startete im Mai vergangenen Jahres. Inzwischen gibt es dort eine beträchtliche Reihe an Veranstaltungen wie Café ole, Fahrradwerkstatt, Buntes Bad Tölz, Flohmärkte, Open-Air-Kino, Winterfest, Frauentage, Sprechstunden. Von Mai bis Oktober habe es insgesamt nicht weniger als 977 Besuche gegeben, berichtete Späth.
Einen enormen Zuwachs verzeichnete der kommunale Sozialplaner auch bei anderen Projekten der Jugendförderung. Beim Kindersommer gab es 2121 Buchungen, dies sind etwa 500 mehr als 2017. Das Projekt "Open House Sport", wo der Nachwuchs sieben Sportarten ausprobieren kann, hatte insgesamt 2049 junge Besucher - ebenfalls rund 500 mehr. Zur "Tanzwerkstatt" mit Kinderschach, Pokémon-Spiel und diversen Auftritten kamen etwa 1200 Kinder im Jahr. Insgesamt stieg die Zahl der Besuche durch die Acht- bis 18-Jährigen um circa 8,5 Prozent auf 14 727 - die Zahlen fürs Bürgerhaus sind darin nicht eingerechnet.
Kursorisch streifte Späth die anderen Aktionen, die von dem achtköpfigen Team der Jugendförderung organisiert wurden. Fortgesetzt wurde unter anderem das Theaterprojekt "On stage". Ein halbes Jahr lang hätten elf Jugendliche ein Theaterstück selbst geschrieben, sich darüber gestritten und wieder zusammengerauft, um es am Ende auf die Bühne zu bringen, erzählte der kommunale Sozialplaner. "Das war sehr mutig." Neu im Programm war eine einwöchige Ferienfreizeit am Gardasee, die ein Taxiunternehmer aus Bad Tölz erheblich förderte, weil er einst selbst an Ausflügen der Jugendförderung teilgenommen hatte und dies nun auch anderen ermöglichen wollte.
Sein Jahresbudget von 325 000 Euro brauchte Späth nicht völlig auf. Er gab nur 91,2 Prozent davon aus, genauer gesagt: 296 267 Euro. Allerdings sei der Zuschuss des Landkreises auch um 14 000 Euro höher ausgefallen, als im Etat veranschlagt war, räumte er ein. Außerdem sei eine fest angestellte Reinigungskraft durch eine externe Firma ersetzt worden, wodurch die Personalkosten um 5000 Euro sanken. Unterm Strich blieb jedoch immer noch eine Einsparung von 3,2 Prozent.
Seine Vorgänger in der Tölzer Jugendarbeit hätten Begegnungsorte für Kinder und Jugend geschaffen, sagte der kommunale Sozialplaner. Dies sei heutzutage wichtiger denn je. "Sie brauchen viel mehr echte Begegnungen, echte Erfahrungen, echte Erlebnisse, sonst suchen sie sich das in Parallelwelten", betonte Späth. Für das Team der Jugendarbeiter sei es obendrein wichtig, den Nachwuchs nicht bloß zu bespaßen. Ob mit Graffiti im großen Saal des Jugendhauses an der Hindenburgstraße, ob mit neuen Sitzmöbeln oder einer umgestalteten Billard- und Kickerzone: "Sie sollen mitmachen."
Diesen Aspekt hob auch der Zweite Bürgermeister Andreas Wiedemann (FWG) in seiner Stellungnahme hervor. Die Kinder und Jugendlichen nicht bloß in Empfang zu nehmen, sondern sie aktiv zu beteiligen - "das ist das Besondere an unserer Jugendarbeit", sagte er.