Jährliche Bilanz:"Viel bewegt"

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Im engen Quartierstreff am Steiner Ring kommen die Geretsrieder den Politikern und Verwaltungsmitarbeitern sehr nahe und können direkten Kontakt mit ihnen aufnehmen. Bürgermeister Michael Müller beschränkt sich in seinem Rechenschaftsbericht auf die wichtigsten Projekte. (Foto: Hartmut Pöstges)

Bei der Geretsrieder Bürgerversammlung im Steiner Quartierstreff lobt Landrat Josef Niedermaier den Mut der Kommune. Das Publikum interessiert sich allerdings mehr für Stadtteilprobleme

Von Wolfgang Schäl, Geretsried

Landrat Josef Niedermaier fand, dass dies "ein spannendes Format" sei, und der Verlauf des Abends gab ihm recht: Das neue Konzept, nach dem Geretsried seine Bürgerversammlungen durchführt, bewährte sich jetzt auch im Ortsteil Stein. Im Quartiertreff am Steiner Ring waren die Gesprächspartner aus Stadtrat und Verwaltung den Bürgern schon dank der Enge des Raums nahe. Die rund 60 Besucher erhielten so Gelegenheit, mit ihnen direkt und unkompliziert Kontakt aufzunehmen.

Bürgermeister Michael Müller beschränkte sich auf einen vergleichsweise knappen Rechenschaftsbericht mit den wichtigsten Projekten, auch Niedermaier trat vorwiegend in der Rolle des Zuhörers auf, zollte den Geretsriedern zuvor aber ein großes Lob: Stadtrat und Verwaltung seien "mutig, entscheidungsfreudig und umsetzungsfreudig". Sein Gesamteindruck: "Geretsried bewegt sehr viel." Dass die Stadt "gut dasteht", betonte auch Müller: Derzeit stünden Investitionen in Höhe von 50 Millionen Euro an, für die Bewältigung der Arbeit könne die Stadt noch zusätzliche Mitarbeiter in der Verwaltung brauchen. Leider habe man mit einem Mangel an Fachkräften zu kämpfen, "der Arbeitsmarkt ist leergefegt." Auch die Auftragsbücher der Bauunternehmen seien voll. Es werde immer teurer und schwieriger, kommunale Aufträge zu vergeben. Dies bestätigte aus eigener Erfahrung der Landrat: "Die Firmen wollen jetzt richtig Geld, viele winken nur noch ab."

Zu den Projekten, die auf der städtischen Agenda stehen, zählt der Neubau des Jugend- und Bürgerzentrums am Steiner Ring selbst, das derzeit noch in einem ehemaligen Getränkemarkt residiert. Für das Projekt wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, über die vorgelegten Entwürfe konnten sich die Besucher an Stellwänden informieren. Auf dieses Vorhaben hob auch eine Wortmeldung ab: Warum das Gebäude denn nicht mit einer Unterkellerung geplant werde, erkundigte sich einer der Gäste. Schließlich könne man einen Funktionsraum doch immer brauchen, etwa für die Geretsrieder Tafel oder die Volkshochschule. Eine schlüssige Antwort wusste Müller zunächst nicht, versprach aber, "die Anregung mitzunehmen".

Zu den großen Themen zählt in Geretsried wie überall die Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum. Auf entsprechende Nachfragen verwies Müller auf das Großprojekt auf dem ehemaligen Lorenz-Areal an der Banater Straße, das nach dem "Geretsrieder Modell" umgesetzt wird. Demnach sollen hier 650 Wohnungen entstehen, die jeweils zu 30 Prozent gefördert und frei finanziert sind, die restlichen 40 Prozent sollen verkauft werden. Bei den geförderten Wohnungen werden dem Modell zufolge Geretsrieder bevorzugt. Zur allgemeinen Stadtentwicklung erklärte Müller, es sei nicht geplant, die vier Stadtteile langfristig durch Rodung der dazwischen liegenden Waldbestände zusammenwachsen zu lassen - eine Erweiterung des Stadtteils Stein stehe, abgesehen von der einen oder anderen Nachverdichtung, nicht zur Diskussion. Und auch Gelting soll nach Müllers Worten "als unabhängiger Ort geschützt werden".

Die großen Themenkomplexe S 7-Verlängerung, Gestaltung der "Neuen Mitte", Öffentlicher Personennahverkehr, Erweiterung des Schulzentrums, Eisstadion und Interkommunales Hallenbad interessierten die Bürger am Ende dann doch weniger als reine Steiner Stadtteilprobleme. Insbesondere die Tempobegrenzung auf 30 Stundenkilometer sollte zahlreichen Wortmeldungen zufolge durch zusätzliche Beschilderung und Markierungen auf der Fahrbahn des Steiner Rings akzentuiert werden. Auch eine Tempo-Anzeige für die Autofahrer stand auf der Wunschliste eines Bürgers. Als "untragbarer Zustand" wurde die laut einer Wortmeldung "total zugeparkte Altvaterstraße" angeprangert, in der es zu erheblichen Probleme für den Busverkehr komme.

© SZ vom 27.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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