Innenstadt Wolfratshausen:Die große Leere

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Immer mehr Geschäftsleute geben ihre Läden in der Wolfratshauser Altstadt auf - und beschweren sich nicht nur über fehlende Parkplätze.

Vanessa von Proff

Beim Flanieren durch die Altstadt fällt vor allem eines auf: In vielen Fensterscheiben hängen große rote Banner mit der Aufschrift "Räumungsverkauf". Andere Schaufenster sind dunkel, der Raum dahinter entweder blickdicht abgeschottet oder eine große Leere.

Viele Jahre gab es eine Buchhandlung im Schwankl-Eck, jetzt eröffnet dort ein Bad-Studio. (Foto: Hartmut Pöstges)

Besonders am oberen Obermarkt im Übergangsbereich zur Äußeren Beuerberger Straße, also dort, wo keine Einbahnstraße mehr ist, empfängt den Flaneur ein Bild der Trostlosigkeit. Betten Beer hatte hier sechs Jahre lang eine Filiale. Ende März wurde sie geschlossen. Der Grund: zu wenig Umsatz. Direkt gegenüber drei Räumungsverkäufe: Das Kampa Vertriebsbüro mit Marken-Küchen und Elektro-Einbaugeräten hat in seinem Schaufenster ein Plakat hängen mit der Aufschrift "Total-Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe". Die "Isartaler Landmöbel" ziehen um.

Und nebenan schließt der Naturkostladen des Deutschen Vereins für Gesundheitspflege (DVG). Auch hier haben die Umsätze nicht ausgereicht. "Es war noch nie wirklich gut", sagt Elfriede Beck, die für den Verein aushilft. Das Gebäude mit der Aufschrift "Brillen Oase Wolf" steht leer. Ein Brillengeschäft ist hier schon lange nicht mehr. "Die Geschäftslage in Wolfratshausen ist allgemein nicht rosig", sagt Fritz Schnaller, Vorsitzender des Werbekreises.

Die Konkurrenz durch die umliegenden Städte sei hoch. Außerdem habe die Stadt mit Imageproblemen zu kämpfen. Annemarie Roland, Inhaberin der Filiale von Betten Beer, bedauert die Schließung. Ein großes Problem stellen ihrer Ansicht nach fehlende Parkplätze in unmittelbarer Nähe dar. Elfriede Beck sieht ein weiteres Problem in der Enge der Fahrbahn an dieser Stelle und dem schmalen Bürgersteig. "Es ist eine blöde Lage", sagt sie.

Nicht nur, dass sich das Ein- und Ausladen für Anlieger schwierig gestalte, auch für Kunden sei dieser Bereich wegen der durchsausenden Autos nicht einladend. Setzt man seinen Streifzug fort, durch die Einbahnstraße in Richtung Untermarkt, fällt gegenüber vom Schwankl-Eck ein leerstehender Laden auf. In diesem befand sich bis vor drei Monaten das Fischgeschäft "Fisch & Mehr" mit integriertem Imbiss.

Auf Nachfrage, was dort in Zukunft zu finden sein werde, wollte sich die Eigentümerin nicht äußern. Anwohner haben Unterschiedliches darüber vernommen. Von einem Fahrradverleih über eine Bäckerei bis hin zu einem tschechischen Feinkostladen reichen die Spekulationen. Die Buchhandlung Schwankl, die im Oktober 2011 endgültig ihre Pforten schließen musste, hat derweil einen neuen Mieter. Dort öffnet demnächst ein "Studio il Bagno" der Andreas Demmel GmbH.

Nur wenige Schritte weiter liest man: "Laden zu vermieten". Die Filiale von "Emberger Hörakustik" zieht um. Künftig ist der Laden in der Sauerlacher Straße zu finden. Und "Heiduk Raumausstattung" hat bereits ein neues Domizil in der Bahnhofstraße. Ein paar Dekogegenstände im Schaufenster erinnern noch an das Geschäft im Obermarkt.

Die Liste ließe sich weiter fortführen. Etwa mit einem leerstehenden, sich in Renovierung befindenden ehemaligen Handyladen oder zwei verlassenen Geschäftsräumen am Untermarkt. Neueröffnungen wie ein vodafone-Laden oder ein Modegeschäft finden sich vergleichsweise selten. Grund zur Sorge sieht Dietlind Diepen, zuständig für den Arbeitskreis Stadt-Landschaften des Vereins Lebendige Altstadt Wolfratshausen, aber nicht. Zwar gebe es momentan wieder mehr Leerstände, aber es tue sich auch was, sagt sie. Ein Wechsel - mal voll, mal leer - sei nicht Wolfratshausen-spezifisch.

"Das ist überall so", sagt Diepen und erklärt, dies habe hauptsächlich mit dem Kundenverhalten zu tun. Bequemlichkeit stehe heute im Vordergrund. Sie sei daher für ein Parkdeck am Hatzplatz. Aber nicht, weil es in Wolfratshausen zu wenig Parkplätze gebe - das sei eine alte Leier und stimme so nicht - sondern, weil die Kunden dann durch die Mössnang-Passage und äußeren Obermarkt in die Stadt gingen und somit dieser Bereich wieder mehr integriert werde. Auch im Untermarkt gebe es Bewegung, sagt Diepen. Vor kurzem sei ein neuer Mietvertrag abgeschlossen worden, und es gebe weitere Interessenten.

© SZ vom 11.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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