Information zu Asylbewerbern:Große Hilfsbereitschaft und Angst vor Überlastung

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Die Neufahrner sorgen sich um die Zukunft des ehemaligen Gasthauses "ExMex". (Foto: Hartmut Pöstges)

In Neufahrn sollen die ersten Asylbewerber ankommen. Dorfbewohner äußern bei einer Infoveranstaltung die Befürchtung, das "Mex" könnte belegt werden

Von Claudia Koestler, Egling

In der Neufahrner Keltenstraße 12 werden aller Voraussicht nach noch in dieser Woche die ersten Asylbewerber einziehen. Eglings Bürgermeister Hubert Oberhauser (FW) erwartet zwischen sechs und acht Flüchtlinge, darunter zwei schwangere Frauen. Deshalb veranstaltete die Gemeinde am Montag einen Informationsabend für die Einwohner des Ortsteils im örtlichen Vereinsheim, der mit rund 100 Anwesenden nicht nur außerordentlich gut besucht war. Vor allem nutzten die Neufahrner die Gelegenheit, bei einer intensiven Diskussion ihre Sorgen zum Thema Asyl zur Sprache zu bringen. Keiner monierte zwar grundsätzlich die Beherbergung von Flüchtlingen, im Gegenteil: Viele sprachen sich klar dafür aus, ihren Beitrag leisten zu wollen. Doch das Prozedere und vor allem die mögliche Nutzung weiterer respektive größerer Liegenschaften im Ort stieß den Neufahrnern auf.

Insbesondere bewegte die Bürger die Zukunft eines prominenten Gebäudes in der Ortsmitte: das ehemalige "ExMex", kurz "Mex" genannt. Seit Januar 2015 ist der Gastrobetrieb dort eingestellt, das Gebäude ungenutzt. "Die Angst geht um, nicht wegen der Flüchtlinge, sondern wegen der schieren Zahl, die dort untergebracht werden könnte", sagte ein Anwesender am Montag. Denn nach Meinung der Ortsansässigen könnten dort bis zu 50 Flüchtlinge Platz finden. Diese Zahl könne das Dorf mit rund 500 Einwohnern allerdings nicht stemmen, kommentierten die Anwesenden: "Irgendwann ist's zu viel, die Angst haben hier viele", sagte einer. "Jeder will diesen armen Teufeln helfen, aber so, dass es lösbar ist im Dorf", sagte ein anderer. Sie fragten deshalb nach den Möglichkeiten der Gemeinde, Einfluss auf Anmietungen des Landkreises zu nehmen. "Das Mex steht noch nicht auf der Tagesordnung, aber wenn, hätte die Gemeinde gewisse Einflussmöglichkeiten, ohne Versprechungen und ohne Garantien im Vorfeld", erklärte Oberhauser. Das war manchen nicht konkret genug: "Ihr habt's keine Chance. Wenn das Landratsamt sagt, 50 Burschen ins Mex, dann kann doch keiner was dagegen machen", glaubte ein Einheimischer. Oberhauser sagte, er habe bereits mit dem Eigentümer des Mex gesprochen. "Sein Interesse zu vermieten ist nicht sehr groß", erklärte er. Ein weiterer Neufahrner fragte nach, ob die gemeindliche Quote auch bis auf die Ortsteile herunter gebrochen werden könne, um kleine Dörfer nicht über Gebühr zu belasten. Dem Vorschlag musste der Bürgermeister allerdings eine Absage erteilen.

Aktuell hat das Landratsamtlaut Oberhauser rund 150 Liegenschaften im Kreis angemietet. Sechs Kommunen hätten ihre Quote bereits erfüllt, Egling noch nicht. Derzeit beherbergt die Gemeinde rund 40 Asylbewerber, davon 26 in Deining. Gemäß der Quote von 4,4 Prozent müsste Egling zwischen 60 und 65 Flüchtlinge aufnehmen. Eine Belegung der Turnhalle will die Gemeinde unbedingt vermeiden. Zum einen, um den Kindern den Sportunterricht zu erhalten, zum anderen, weil das Gebäude baulich stark in die Schule integriert ist. Als Alternative habe der Rat die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass das Landratsamt Flüchtlinge im Gewerbegebiet unterbringen könne. Nach dem Asylbeschleunigungsgesetz ist es derzeit möglich, dort zeitlich begrenzt Räume für soziale Zwecke zu nutzen. Das Wichtigste bei der Aufgabe Asyl sei es allerdings, zwischenmenschliche Kontakte zu schaffen, schloss Oberhauser. Sonja Galli-Krottenthaler, Integrationsbeauftragte der Gemeinde, hat große Hilfsbereitschaft in der Gemeinde bemerkt, diese gilt es nun zu kanalisieren. Für einen Neufahrner Helferkreis nach Deininger Vorbild meldeten sich noch am selben Abend rund 15 Interessierte.

Nähere Informationen unter www.asylhilfeegling.de

© SZ vom 13.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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