In Wolfratshausen:Sauber abgestimmt

Spezielle Behälter sollen Raucher dazu animieren, ihre Zigarettenstummel nicht auf den Boden fallen zu lassen, sondern ordentlich wegzuwerfen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das hat es mit den demoskopischen Aschenbechern auf sich

Als Raucher ist man seit dem erfolgreichen Volksbegehren zum Nichtraucherschutz nicht mehr überall wohlgelitten. Vergangenen Sonntag vor genau zehn Jahren haben die Wähler in Bayern die Glimmstängel per Volksentscheid aus den Cafés und Wirtshäusern verbannt. Seit ein paar Wochen genießt man in Wolfratshausen als Raucher allerdings wieder ein Privileg: An mehreren Stellen in der Marktstraße hängen sogenannte "Kippster-Automaten" an den Straßenlaternen. Aktuell kann man dort die Frage beantworten, ob man sich wieder öfter in der Altstadt aufhält, seitdem die Geschäfte nicht mehr coronabedingt geschlossen sind. Um mitmachen zu können, muss man allerdings schon Zigaretten dabei haben. Kippenstummel links für "Ja", Kippenstummel rechts für "Nein".

Aufgehängt hat die demoskopischen Aschenbecher der Wolfratshauser Werbekreis zusammen mit der Stadt. Anfangs wurde das neue Angebot nur sehr schleppend angenommen. Da waren wegen der Ausgangsbeschränkungen aber auch kaum Leute auf der Straße unterwegs. Mittlerweile hat der ein oder andere Raucher an den besonderen Mülleimern doch seine "Stummelstimme" abgegeben.

Man kann nur mutmaßen, welche gesellschaftliche Teilgruppe als nächstes dran ist: Vielleicht dürfen demnächst Vegetarier ihre Kirschkerne in Abstimmungsröhren spucken. Oder Bierliebhaber geben ihre Kronkorkenstimme ab. Vielleicht sind die Kippster-Automaten aber auch nur ein geschicktes Manöver, die Zahl der achtlos weggeworfenen Zigaretten in der Wolfratshauser Altstadt zu reduzieren.

© SZ vom 09.06.2020 / zif - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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