In Münsing und Eurasburg:Stein ist mein ganzes Herz

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Um ihren Mitmenschen in der Krise Mut zu machen, bemalen die Leute vielerorts Kiesel und drapieren diese an Wegen oder Dorfplätzen

Von Lea Gittermann, Münsing

Kinder zu beschäftigen, ist in diesen Corona-Tagen eine Herausforderung. Deswegen hat sich das Steinebemalen vielerorts zu einem regelrechten Trend entwickelt. Auch im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen werden fleißig Isarkiesel und andere Mineralien verziert. In Münsing hat Lisa Schneider gemeinsam mit einer Freundin sogar eine Initiative ins Leben gerufen, um ein Gesamtwerk zu schaffen.

"Ich habe gehört, dass in anderen Landkreisen viele Kinder mit Steinen spielen und diese bemalen", sagt Schneider. Da hätte sie sich gedacht: "Warum nicht auch bei uns?" Um den Dorfplatz in Münsing wächst deshalb nun eine "Glücksschlange" aus bunt bemalten Steinen. Die Idee sei gewesen, erklärt Schneider, in dieser Zeit, in der sich viele alleine fühlten, ein gemeinsames Kunstwerk zu schaffen. "Jeder darf sich beteiligen und eigene Steine dazulegen." Auch aus Starnberg und Wolfratshausen seien schon Menschen gekommen, um etwas beizutragen.

Die Idee dahinter: Anderen eine Freude machen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Zum Verzieren der Steine eigne sich am besten Acrylfarbe, denn die sei wetterbeständig, sagt Schneider. Viele würden die Steine aber auch mit wasserfesten Stiften bemalen, manchmal auch beschriften. So findet sich am Münsinger Dorfplatz zum Beispiel ein Stein mit der Aufschrift "Ende eines bösen Traums".

Die steinerne Glücksschlange soll laut Schneider Mut machen und Zusammenhalt symbolisieren. Bei gutem Wetter seien jüngst immer wieder viele neue Steine dazugekommen. "Da haben sich die Leute zunächst ein Eis gekauft und anschließend die Schlange erweitert." Schön wäre es, findet Schneider, wenn die individuell bemalten Steine irgendwann den ganzen Dorfplatz einmal umrundeten.

Steine bemalen oder beschriften wird für mehr und mehr Menschen zum Zeitvertreib, viele legen sie inzwischen öffentlich aus, wie hier am Münsinger Dorfplatz. (Foto: Hartmut Pöstges)

Nicht nur in Münsing werden Steine bemalt. In Eurasburg verfolgt der örtliche Sportverein ebenfalls das Ziel, eine bunte Steinkette um den Dorfplatz zu legen. Und auch in Waldram hat eine Grundschulklasse beim Schlittenberg einige Steine zum Anschauen drapiert. Dort weist ein Schild darauf hin, dass die Steine nicht entwendet werden sollen. Denn die Schüler wollen die eigens bemalten Steine irgendwann wieder einsammeln - anders als andere Steinekünstler aus Wolfratshausen selbst.

In Wolfratshausen findet man immer wieder kunstvoll bemalte Steine, die Leute in der Hoffnung "ausgewildert" haben, dass Passanten sie beim Spaziergang finden und sich an den bunten Kieseln erfreuen. Einige Steine wurden in der Marktstraße, andere an der Loisach oder im Wald hinterlegt. Auf den Steinen steht "be happy" und "love", teilweise sind sie aufwendig bemalt. Wenn die Kinder noch nicht wieder in die Schule oder in den Kindergarten gehen können, ist das also eine gute Beschäftigung. Die bemalten Steine kann man wie in Münsing oder Eurasburg in eine Schlange legen - oder man versteckt sie an Wegen, auf dass sie von Spaziergängern gefunden werden.

© SZ vom 15.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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