In Münsing:Gedenktafel für KZ-Massengrab

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Gemeinde will an Todesmarsch-Opfer auf Degerndorfer Friedhof erinnern

Eine Gedenktafel soll an ein früheres Massengrab für KZ-Häftlinge am Degerndorfer Friedhof erinnern. Auf dem sogenannten Todesmarsch trieben SS-Schergen Tausende Gefangene des Dachauer Konzentrationslagers in den letzten Kriegstagen Richtung Süden und damit auch durch die Region. In einem Wald bei Achmühle in der früheren Gemeinde Degerndorf (heute Eurasburg) müssen sich Ende April 1945 grausige Szenen abgespielt haben. Tausende mussten mehrere Tage am Boden lagern. Manche verhungerten, manche starben an der Kälte oder wurden erschossen. Der Bolzwanger Landwirt Moritz Sappl musste 28 Tote zum Degerndorfer Friedhof transportieren. An dessen Nordseite existierte bis 1960 ein Massengrab. In diesem Jahr wurden die Leichen exhumiert und am KZ-Ehrenfriedhof in Dachau Leitenberg bestattet.

Mit der Informationstafel will die Kommune an das grausige Geschehen erinnern. Am Degerndorfer Friedhof gibt es keine sichtbaren Spuren mehr. In den 1980er-Jahren hatte der Bildhauer Hubertus von Pilgrim die Todesmarsch-Mahnmale initiiert, die in vielen Kommunen der Region entlang der Routen der Häftlingszüge stehen. Aber in Münsing existiert keines. Ratsprotokolle belegen, dass sich die Gemeinde finanziell an den Kosten des Wolfratshauser Mahnmals beteiligte.

Die Kommune Münsing plant, die neue Informationstafel bis April zu errichten und am Degerndorfer Friedhof einzuweihen. "Wir wollen das Gedenken wachhalten", berichtete Bürgermeister Michael Grasl (FW) in der jüngsten Ratssitzung. Es gelte, ein Zeichen der Erinnerung zu setzen, um die Ereignisse der NS-Zeit nicht zu vergessen und zu verdrängen. Die Informationen für die Gedenktafel basieren auf den Recherchen des Eurasburgers Max Kronawitter zu seinem Dokumentarfilm "Todesmarsch". Münsings Gemeinderäte Ernst Grünwald und Ursula Scriba sowie Kreisrätin Mechthild Felsch haben ebenso Nachforschungen beigetragen. Mit der Kirchenverwaltung wurde der Standort der Gedenktafel am Platz des früheren Massengrabs abgestimmt.

© SZ vom 16.12.2021 / bene - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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