In der Loisachhalle fehlt das Publikum:Schluss mit dem Theater

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Das Kulturprogramm in der Loisachhalle ist groß - Dennnoch verzichtet der Betreiber künftig auf eigene Veranstaltungen.

F. Amler

Das Ziel war wohl zu ehrgeizig: "Die Leute sollen von München nach Wolfratshausen rauskommen." Diese Hoffnung, mit der Philipp Paradiso vor eineinhalb Jahren als Kulturbetreiber der Loisachhalle angetreten war, ist zerronnen. "Wir werden selber keine Veranstaltungen mehr machen können", sagte Paradiso der SZ am Dienstag. Es rechne sich einfach nicht, da das Publikum nicht gerade in die Loisachhalle ströme.

Musik, Theater, Kabarett: Die Loisachhalle Wolfratshausen ist für fast alle kulturellen Sparten offen (hier ein Konzert mit dem Cellisten Wen Sin Yang und dem Philharmonischen Orchester Isartal. Das Publikum allerdings nimmt nicht alle Veranstaltungen an. (Foto: Hartmut Pöstges)

Selbst "solche Kaliber" wie Georg Ringsgwandl am vergangenen Wochenende brächten nicht mehr als 250 Zuschauer in die Halle, die dreimal so viele Plätze umfasst: "Das ist einfach zu wenig." Er werde sich daher in Zukunft auf die Vermietung der Loisachhalle an andere Veranstalter beschränken. Er selbst könnte allenfalls mit etwa 50.000 Euro Kulturförderung durch die Stadt Wolfratshausen weitermachen, erklärt Paradiso.

Dies aber lehnt Bürgermeister Helmut Forster (Bürgervereinigung) ab: "Wir können nicht einen gewerblichen Betreiber noch finanziell unterstützen." Die Stadt bespielt die Loisachhalle an bis zu 50 Tagen jährlich selbst mit Konzerten, Theater und Ausstellungen. Paradiso hatte nach eigenem Bekunden bisher etwa 20 eigene Termine.

Der Rückzieher des Hallenbetreibers fügt der Reihe von Pleiten und Pannen im Zusammenhang mit der Loisachhalle eine weitere hinzu. Das Kulturhaus aus den späten siebziger Jahren hatte von 2002 bis zur Wiedereröffnung im Sommer 2009 leer gestanden.

Die Stadt hatte das sanierungsbedürftige Gebäude nach einem aufreibenden Prozess politischer Diskussionen abgestoßen, indem sie es in einem Erbpachtvertrag auf 35 Jahre mit Option auf weitere 35 Jahre Verlängerung an das Hofbräuhaus Traunstein verpachtete - und dem Bräuhaus einen Baukostenzuschuss von gut vier Millionen Euro dazugab. Die Traunsteiner wiederum übertrugen den Kulturbetrieb in der Halle und die Bewirtschaftung des benachbarten Gasthauses "Flößerei" dem Münchner "Fraunhofer"-Wirt Josef Bachmaier und seinem Partner Philipp Paradiso.

Diese komplizierte Betreiber-Konstruktion spiegelt sich im Betrieb der Loisachhalle wider. Die Stadt Wolfratshausen kann das Haus am Hammerschmiedweg, das bei der Wiedereröffnung schon als "das neue Kulturzentrum im Landkreis" gefeiert wurde, an bis zu 50 Tagen im Jahr bespielen. Den Rest kann Philipp Paradiso bestreiten, der freilich wiederum an andere - Agenturen, Konzertveranstalter, Vereine - untervermietet. Ein geschlossenes Konzept für ein kulturell abgestimmtes Programm in der Halle gab es daher von Anfang an nicht.

Bürgermeister Helmut Forster sagte der SZ gestern, er bedauere Paradisos Entscheidung. Allerdings glaube er, dieser habe zu wenig Werbung für seine eigenen Veranstaltungen gemacht. Ein gemeinsames Werbekonzept mit der Stadt habe der Hallenbetreiber abgelehnt. Forster erklärt, die Stadt und der Pächter hätten sich verschiedene "Segmente" für die Hallennutzung vorbehalten: Paradiso habe das Kabarettprogramm bestritten, Wolfratshausen habe sich auf Musik, Theater und Messen konzentriert. Und die Stadt habe besonders mit der Theaterabo-Reihe durchaus Erfolg, findet Forster. Für die jüngste Aufführung hätten sich schon im Vorverkauf 300 Karten verkaufen lassen.

© SZ vom 20.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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