Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen:Corona-Ampel steht auf Rot

Lesezeit: 2 min

Der Inzidenzwert von 52,38 bedeutet strengere Maskenpflicht und Sperrzeiten. Landrat Josef Niedermaier appelliert ans Sicherheitsdenken. Wirt Claus Hühnlein sagt: "Da müssen wir irgendwie gemeinsam durch"

Von Felicitas Amler, Bad Tölz

Stop! Dies ist das Signal, das die Corona-Ampel im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen seit Sonntag gibt. Der Inzidenzwert ist auf über 50 gestiegen, er lag am Sonntagnachmittag laut Landratsamt bei 52,38, und damit gelten verschärfte Anordnungen fürs öffentliche wie fürs private Leben. Und zwar vom Tag nach deren Veröffentlichung, im konkreten Fall also von diesem Montag an.

Mehr als 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner meldet das Gesundheitsamt. Und das bedeutet, so das Landratsamt: "Gemäß der siebten Infektionsschutzmaßnahmenverordnung gelten folgende Maßnahmen. Maximal fünf Personen oder zwei Hausstände bei Kontakten, privaten Feiern und im öffentlichen Raum. Maskenpflicht, wo Menschen dicht und länger zusammen sind, unter anderem in öffentlichen Gebäuden, Arbeitsstätten, Freizeiteinrichtungen, Kulturstätten, auch am Platz in Schulen aller Jahrgangsstufen und Hochschulen. Sperrstunde ab 22 Uhr, Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen ab 22 Uhr, Alkoholverkaufsverbot an Tankstellen ab 22 Uhr."

Die Wirte hat die Pandemie schon längst in eine schwierige Situation gebracht. Zur neuesten Beschränkung sagt Claus Hühnlein, einer der beiden Geschäftsführer des auch als kultureller Veranstaltungsort eingeführten "Gasthauses" in Bad Tölz: "Da müssen wir irgendwie gemeinsam durch." Sein Lokal, das in guten Zeiten bis ein Uhr morgens geöffnet hat, machte zuletzt um 23 Uhr zu. Warme Küche gab es bis 22 Uhr; künftig nur noch bis 21.30 Uhr. "Sicher werden hintenraus einige Gäste nicht mehr kommen", vermutet Hühnlein. Zumal keine "Doppelbesetzung" der Tische mehr möglich sei, was bisher etwa von 18 bis 20 und 20 bis 22 Uhr gehe. Andererseits weiß der Chef, dass viele Gäste sein Lokal wegen der strikten Hygienemaßnahmen schätzten: "Viele kommen, weil sie sich bei uns sicher fühlen." Im "Gasthaus" würden zuverlässig Tische, Speisekarten und Kulis desinfiziert.

Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) appelliert an die Bevölkerung, sich umsichtig zu verhalten und die eigenen Kontakte einzuschränken. "Heute hat auch unser Landkreis den Inzidenzwert von 50 gerissen", sagte er am Sonntag. "Das bedeutet weitere Einschränkungen, denn - und das habe ich schon einmal gesagt - es muss unser aller Ziel sein, den Wert wieder nach unten zu bringen und das Infektionsgeschehen abzuschwächen."

Niedermaier räumt ein, die Pandemie dauere schon lange und sei für die Gesellschaft eine schwierige Herausforderung. "Ungewissheit mögen wir Menschen nun einmal in der Regel gar nicht", so der Landrat. Er fordert die Bevölkerung auf, die Situation gemeinsam zu meistern. "Ich will nicht, dass wir in die Lage kommen, uns über eine nochmalige Verschärfung auch nur unterhalten zu müssen." Was sich jetzt offenbare, sei das Infektionsgeschehen von vor zehn Tagen bis einer Woche. "Halten wir uns jetzt an die Hygieneregeln und an den Abstand zueinander! Es hat uns schon einmal geholfen, es kann uns auch ein zweites Mal und den ganzen Winter über helfen."

In Bezug auf die Maskenpflicht an stark frequentierten öffentlichen Plätzen hatte sich das Landratsamt schon am vergangenen Montag mit den Städten und Gemeinden per Videoschalte abgestimmt. Dabei waren die Verantwortlichen zu dem Ergebnis gekommen, keiner der öffentlichen Plätze sei so stark frequentiert, dass eine Maskenpflicht angeordnet werden müsse. Diese Regelung bleibt laut Landratsamt auch nach der Überschreitung des Inzidenzwerts von über 50 bestehen. Die Erfahrung der vergangenen Tage zeige, dass bei der normalerweise vorherrschenden Frequenz der Abstand von 1,5 Meter gut eingehalten werden könne.

Gesundheitsamtsleiter Stephan Gebrande erklärt, wie die Behörde vorgeht: "Das Landratsamt wird weiterhin über aktuelle Entwicklungen informieren und dazu wöchentlich die Fallzahlen bezogen auf die Gemeinden und Städte im Landkreis veröffentlichen." Da es aber Hinweise gebe, dass infizierte Personen ausgegrenzt würden, werde zum Schutz der Betroffenen weiterhin darauf verzichtet, täglich auf Gemeinden bezogene Fallzahlen zu melden.

© SZ vom 26.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: