Im Kurhaus:Melodische Entdeckungsreise

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Tölzer Musikschule begeistert Grundschüler mit russischen Werken

Von Marlene Krusemark, Bad Tölz

Tschaikowsky, Mussorgski, Prokofjew: Diese Namen klangen für manche der Grundschulkinder vielleicht noch nach Fantasiesprache, bevor Andreas Haas und dem Kammerorchester des Freien Landestheaters Bayern ihre Vorstellung gaben. Nach den Veranstaltungen im Rahmen der "Klassik für Schüler"-Initiative der Sing- und Musikschule Bad Tölz dürften sich die russischen Komponisten, deren Werke Haas am Donnerstag und Freitag auf die Bühne des Tölzer Kurhauses brachte, indes nachhaltig bei allen eingeprägt haben.

Rund 400 Kinder aus der Jahnschule, der Grundschule Königsdorf, der Grundschule Reichersbeuern, der Von-Rothmund-Schule und dem Förderzentrum Bad Tölz rutschten aufgeregt auf ihren Plätzen herum, als Haas am Donnerstag die Bühne für die erste Veranstaltung von "Klassik für Schüler" betrat. Gemeinsam mit dem Kammerorchester des Freien Landestheaters nahm er die Kinder "mit auf eine Reise ins größte Land der Welt: Russland." Das war kein Zufall, schließlich kommen einige der einflussreichsten Komponisten und bekanntesten Melodien aus dem ehemaligen Zarenreich.

Andreas Haas und das Kammerorchester des Freien Landestheaters boten im Kurhaus Geschichten und Musikstücke aus Russland dar. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Haas erzählte den aufmerksamen Kindern die Geschichte von dem Jungen Timmy, der Flöte spielt und mit der Ballettgruppe seiner Schwester nach Russland reist. Dort lernt er den Musiker Sergej kennen, der ihm einiges über sein Land und dessen Musik beibringt. Als Haas die Kinder fragte, wer den Nussknacker und Peter und der Wolf kennt, meldeten sich die meisten. So war auch die Freude groß, als das Kammerorchester die bekannten Melodien anstimmte. Haas band die Kinder in Timmys Reise ein. So erklärt er ihnen beispielsweise, welche Nachnamen sie tragen würden, wären sie in Russland geboren: Nämlich den Vornamen ihres Vaters mit einem angehängten Suffix. So sitzen auf einmal eine Sophie Christianova und ein Lukas Stefanowitch im Publikum.

Seit über zehn Jahren veranstaltet die Sing- und Musikschule Bad Tölz jeden Juli Schülervorstellungen, um den Kindern klassische Musik zu vermitteln. "Dabei tritt der Musikschulgedanke ein wenig in den Hintergrund. Zwar freuen wir uns natürlich, wenn die Kinder so Lust bekommen, ein Instrument anzufangen. Aber hauptsächlich geht es uns darum, auch Kinder zu erreichen, die sonst nicht ins Musiktheater gehen würden", erzählte Schulleiter Harald Roßberger. Haas und das Kammerorchester waren schon oft mit dabei: "Außer Flötist und Sänger ist Andreas Haas auch Musikpädagoge und Vater. Dadurch weiß er, wie man Botschaften an Kinder transportiert, sie aktiv einbindet und Gefühle entstehen lässt", sagte Roßberger.

Rund 400 Grundschüler hörten im Kurhaus gespannt zu. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Straßen aus Schokolade, Karamellhäuser und Limonadenbrunnen: Im Land der Zuckerfee gibt es so einige fantastische Leckerein. Auf der Bühne waren sie nicht zu sehen, aber Haas beschrieb sie so anschaulich, dass die Kinder begeistert "hmm, lecker" raunten. Solch lebendige Beschreibungen unterstrichen, was Roßberger meint, wenn er Haas einen "Theatermann durch und durch" nennt. Schließlich sangen die Kinder sogar das bekannte russische Volkslied Kalinka mit. "Am meisten Spaß gemacht hat es, als das Stück immer schneller wurde", freuten sich zwei Schülerinnen aus der 1b der Jahnschule. Die Kinder schienen nicht zu wollen, dass der vormittägliche Ausflug ins musikalische Russland zu Ende geht - mit tosendem Applaus und "Zugabe"-Rufen verabschiedeten sie Haas und das Kammerorchester des Freien Landestheaters von der Bühne.

© SZ vom 15.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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