Im "Freiraum":Grandioser Gitarrist

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Mit Ricardo Volkert ist das Publikum schnell in Granada

Von Ulrich Möller-Arnsberg, Münsing

Tapas, Vino Tinto, Flamenco. Wenn man überlegen würde, wo im Fünf-Seen-Land der geeignete Ort dafür ist, gehörte der "Freiraum" in Münsing auf jeden Fall dazu. Dort trat am Donnerstagabend der am Ammersee beheimatete Gitarrist Ricardo Volkert mit einem Solo-Programm aus Flamenco und andalusischer Folklore auf. Ein Meister darin, spanische Poesie zu vertonen, Geschichten dazu zu erzählen, vor allem aber ein grandioser Gitarrist.

"La Luna", beginnt Volkert seinen Abend, "der Mond", sei nichts, "auch nicht die Blumen"; was etwas bedeute, seien die Arme "die mich umschlingen". Und schon sind die Zuhörer im vollbesetzten "Freiraum", deren Augen an seinen Lippen hängen, mit Ricardo verreist nach Granada ins weiße Viertel gegenüber der Alhambra. Dort, wo die Gitanos sitzen und mit großer Emotion Flamenco puro spielen. Volkert kann das gut. Mit kräftiger rechter Hand schlägt er Rasgueados aus seinem Instrument, während die Linke in einem Griff ruht und nur der eine und andere Finger die Harmonie leicht verändert. Ob seine Stimme, mit der er unter anderem Gedichte des Chilenen Pablo Neruda, des Spaniers Federico Garcia Lorca vorträgt, Tenor oder Bariton ist, lässt sich nicht genau heraushören. Volkert versteht es aber, Facetten, Schattierungen zum Ausdruck zu bringen, die unmittelbar mitreißen. Wie etwa, wenn er von dem Seemann singt, der auf Landgang ist, in einer Wiese liegt und von einer Meerjungfrau träumt. Es ist eine phantastische Welt, die da zum Vor-schein kommt. Volkert ordnet sie ein, erzählt vor der Pause vom Spanischen Bürgerkrieg, der die Halbinsel so sehr geprägt hat und bis heute nachhallt. Zum Beispiel in dem Konflikt zwischen dem republikanisch gesinnten Katalonien und dem königlich gesinnten Zentralland um Madrid. Sevillanas, Guajiras und Rumbas wechseln sich in seinem Programm ab. Am Ende mag ihn das Publikum kaum gehen lassen. Großer Beifall und zwei Zugaben. Danach geht's im "Freiraum" weiter beim Künstlergespräch und mit Vino Tinto. (Nächster Termin in dem Kultur-Café: Georg Laube - Alex Meik - Stefan Schubert, Liedermacher aus Österreich, 6. Juni, 19.30 Uhr.)

© SZ vom 04.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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