Ideenwerkstatt in Geretsried:"Raus mit dem Verkehr!"

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Im neuen Stadtzentrum rund um den Karl-Lederer-Platz soll der Wohlfühlfaktor im Vordergrund stehen

Von Felicitas Amler, Geretsried

Die einen haben acht Bäume vor die Ladenzeile zwischen Bücher Ulbrich und Subway's gepflanzt, die anderen den Brunnen mit den "Grazien" des Bildhauers Srb-Schlossbauer zur Egerlandstraße hinauf verlegt, die Dritten sämtliche Kurzparkplätze in Nebenstraßen verbannt: Am Wochenende machten sich vier Dutzend Geretsriederinnen und Geretsrieder in drei Gruppen über die Entwicklung ihres neuen Zentrums rund um den Karl-Lederer-Platz Gedanken. Sie erörterten Fragen nach Wasser und Licht, Belägen und Grün, zogen Fachleute zu Rate und zeichneten Skizzen. Auf Einladung der Stadt verbrachten sie dazu Freitagabend und Samstagvor- und -nachmittag in der Karl-Lederer-Grundschule. Am Ende präsentierten die Sprecher der Gruppen die Ergebnisse im Plenum. Der Stadtrat setzt sich mit diesen Empfehlungen am 24. Juli auseinander. Bevor er am 25. September einen Baubeschluss fasst, sind die Architekten gefragt, alles ein- und auszuarbeiten. Im April kommenden Jahres soll mit der Umsetzung begonnen werden.

Präsentation im Plenum: Was in den einzelnen Gruppen erarbeitet wurde, konnte jeweils von allen begutachtet werden. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Bürger konnten damit aktiv an der Gestaltung des Karl-Lederer-Platzes mitwirken, der gerade die größte Baustelle weit und breit ist, da dort neue, siebengeschossige Wohn- und Geschäftshäuser und eine zentrale Tiefgarage mit rund 400 Plätzen entstehen. Dieses Parkhaus unter der Erde hat die Teilnehmer des Workshops zu einer der wesentlichen Ideen beflügelt: "Raus mit dem Verkehr!", so formulierte es Stephan Heinle als Sprecher einer der Gruppen. Und zur Überraschung von Bürgermeister Michael Müller (CSU) war dies in mehr oder weniger deutlicher Ausprägung die überwiegende Meinung. Mindestens den Kern des Karl-Lederer-Platzes zwischen Rathaus und Café Waldmann wollen die meisten komplett freihalten. Die einen möchten auch in der Egerlandstraße motorisierten Verkehr nur noch sehr eingeschränkt fließen lassen; andere wünschen sich das Konzept des Shared Spaces für die Innenstadt, das Autofahrer, Radler und Fußgänger gleichberechtigt macht.

Die Workshop-Teilnehmer wählten als Bodenbelag Bitumen aus. Auf dem Bild sind die vier Kreissegmente zu sehen. (Foto: Felicitas Amler)

Einig sind sich die Bürger darüber, dass das neue Stadtzentrum ein lebendiger, einladender, freundlicher Platz für alle Generationen werden soll. Brunnen, Wasserläufe oder Wasserflächen, Grün im Boden, in Trögen oder an Fassaden, Spielplätze, alte und neue Skulpturen, Fahrradständer, - vieles wurde da planerisch hin- und hergeschoben. "Der Wohlfühlfaktor ist extrem wichtig", sagten Gruppensprecher Harald Abel und der beratende Architekt Mario Flammann.

Ebenfalls zur Überraschung des Bürgermeisters wählten die meisten Werkstatt-Teilnehmer unter den möglichen Bodenbelägen Beton, Bitumen oder Granit den farblich sehr variablen Bitumen aus. Dieses Material hatten Stadträte und Bürger bereits bei einer Erkundungsfahrt in Bregenz besichtigen können.

Architekt Klaus Kehrbaum, der sowohl für die Stadt als auch für Investoren am Karl-Lederer-Platz tätig ist, sagte, die jetzt begonnene Phase sei die Kür im Umgestaltungsprozess. Die Geretsrieder hätten die "Riesenchance", sich endgültig von den Ursprüngen einer "Siedlung im Grünen" zu einer urbanen Stadt zu entwickeln. Die Bürger setzten ihre Ideen unter die Überschrift: "Das Zentrum soll ein Wohlfühlplatz werden."

© SZ vom 02.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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