Ideen für Icking:Mehr Grün und Transparenz

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"Ich bin ja die Baum-Frau", sagt Beatrice Wagner über eins ihrer zentralen Engagements. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Beatrice Wagner bewirbt sich um SPD-Bürgermeisterkandidatur

Von Felicitas Amler, Icking

Bäume retten, die Dorfgemeinschaft fördern, ein Mehrgenerationenhaus schaffen, den Ort fußgängerfreundlicher machen und mehr politische Transparenz einführen: Das sind Themen, die sich Beatrice Wagner vorgenommen hat, sollte sie als Bürgermeisterkandidatin der Ickinger SPD nominiert werden. Die 56-jährige Paar- und Sexualtherapeutin, die ihre Doktorarbeit über "Das episodische Gedächtnis in der Medizin" geschrieben hat und seit neun Jahren in Icking lebt, bewirbt sich um diese Kandidatur. Der Ortsvereinsvorstand um Julian Chucholowski wünscht sie sich. Gemeinsam haben sie am Freitag dazu im Gasthaus "Rittergütl" eine Pressekonferenz gegeben. Die Nominierungsversammlung des 24 Mitglieder zählenden Ortsvereins soll im Dezember stattfinden.

Wagner erinnert sich daran, wie sie 2010 aus Schwabing, das ihr zu eng und zu wenig grün geworden war, herausgezogen ist. Icking und das Isartal seien ihr vorgekommen wie das Paradies auf Erden. Inzwischen aber hat sie den Eindruck, "dass einiges kaputtgemacht wird". Sie denkt an "überdimensionierte" Gebäude wie den Supermarkt an der B 11/Mittenwalder Straße; an das ihrer Meinung nach zu leichtfertige Fällen wunderbarer alter Bäume; an die "völlige Fehlgestaltung" der den Ort durchziehenden B 11. Icking müsse einen Dorfmittelpunkt bekommen, fordert Wagner. Und dazu brauche es erst einmal grundlegende Gedanken - oder, wie der Ehrenvorsitzende der Ickinger SPD, Gerhard Jakobi, ergänzt, "eine Vision".

In Icking steht bei der Kommunalwahl 2020 eine Zäsur bevor. Die amtierende Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI) tritt nicht mehr an. Als erste Kandidatin ist vor kurzem Laura von Beckerath-Leismüller für die Grünen aufgestellt worden. Mit den Grünen hat die SPD derzeit im Gemeinderat eine Ausschussgemeinschaft; eine gemeinsame Kandidatin sei aber nicht ins Auge gefasst worden, erklärt der Vorstand auf Nachfrage.

An Menrads Amtsausübung haben Wagner und ihre Partei einiges auszusetzen. Als Beispiel nennen sie die bevorstehende Neubebauung der abgebrannten ehemaligen Reithalle am Isarweg. Dort habe es die Gemeinde dem Investor überlassen, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan zu erstellen. Das sei zwar günstig, weil er dafür die Kosten trage, aber eben ungünstig, weil die Gemeinde immerzu "den Ideen hinterherhinkt". Wagner findet, es hätte kommunaler Vorgaben bedurft - etwa einer sozialen Nutzung. Gleichzeitig kritisiert sie, dass die Bürgermeisterin Fragen oder die Bitte um Einsicht in Unterlagen einfach nicht beantworte; in einem Fall warte sie bereits seit vier Wochen vergeblich. "Ignorieren und abblocken - das finde ich wirklich empörend", sagt sie. Genauso habe Menrad abgeblockt, als sie in der Causa Paul Wenz die Dokumente einsehen wollte, aufgrund derer zwei von der Gemeinde beauftragte Historiker zu dem Schluss gekommen waren, der Architekt sei nur ein Nazi-Mitläufer gewesen. Wagner, die selbst am Wenzberg wohnt, sagt: "Ich lebe nicht gern mit dem Namen eines Nazis, der wahrscheinlich mehr Dreck am Stecken hat, als öffentlich bekannt." Bekannt ist zumindest so viel: Paul Wenz (1875-1965) war in der NSDAP, in der SA, hat das Verwaltungsgebäude der NS-Rüstungsbetriebe im heutigen Geretsried geplant und war seit 1944 Landesleiter der Reichskammer der bildenden Künste, seine Ehefrau leitete die Ickinger NS-Frauenschaft.

© SZ vom 12.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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