Ickinger Neueröffnung:Dry-Aged-Steaks und Panoramablick

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Beim "Pre-Opening" im neuen Rewe-Markt an der Mittenwalder Straße machen sich die Ickinger ein Bild von Angebot und Atmosphäre. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der neue Rewe-Markt in der Gemeinde ist eröffnet. Seine umstrittene Architektur ist beim "Pre-Opening" nur noch Randthema

Von Susanne Hauck, Icking

Vor sieben Jahren hat der alte Supermarkt dichtgemacht, jetzt hat Icking einen neuen. Seit Donnerstag ist der riesige Rewe an der Ortsdurchfahrt in Betrieb. Beim sogenannten Pre-Opening am Abend zuvor standen die Kassenbänder allerdings noch still. Da durften sich zahlreiche Gäste - darunter Gemeinderatsmitglieder, Rathausbedienstete und Vertreter der örtlichen Vereine - schon mal ein Bild von dem neuen Lebensmittelriesen machen.

Natürlich wurde angesichts der prall gefüllten Obstabteilung und der eindrucksvollen Semmel-Auslage unter den Besuchern darüber spekuliert, ob sich der alteingesessene Imbiss und die Gemüsehandlung von nebenan werden halten können. Für deren Inhaber ist der neue Supermarkt kein Anlass zum Feiern, sie waren deshalb auch nicht unter den Gästen. Auch die kathedralenartige Dimension der Parkgarage ist für viele noch gewöhnungsbedürftig. Aus den Gesprächen war hier und da herauszuhören, dass einige lieber einen anderen Metzger und Bäcker als die Kettenläden Vinzenz Murr und Ihle gehabt hätten. Alles in allem überwog aber die positive Stimmung.

Die Burschen inspizierten die Getränkeabteilung und die Familienväter die Reifekammer mit den Dry-Aged-Steaks, die in einem Villenort wie Icking sicher besser ankommen als das schnöde Schweinekotelett. Andere machten auf die Architektur mit der Holzdeckenkonstruktion aufmerksam. "Wir wären ja blöd, wenn wir den Laden haben und dann nicht hier einkaufen würden", so eine Meinung, die bei der Eröffnungsfeier öfter zu hören war. Viele ließen sich mit ihrem Teller im kleinen Café nieder, das zur Bäckerei gehört. Auch wenn sich manche nicht ganz sicher waren, ob der bestuhlte Balkon jetzt mehr als Aussichtsplattform wegen des tollen Panoramablicks aufs Isartal durchgeht oder doch als Schauderterrasse. Wegen der beträchtlichen Fallhöhe zur Straße ist sie nichts für Leute mit Höhenangst.

Fast so groß wie das Rewe-Schild prangt der Name Adrian Bryant in roten Lettern über der Tür. Der 29-Jährige, der im Landkreis geboren und aufgewachsen ist, führt den Laden als selbständiger Kaufmann in eigener Regie. Vorerst 16 Leute helfen ihm dabei. Dazu kommen die Mannschaften von Vinzenz Murr und Ihle.

Investor Josef Reichenberger hält keine Rede, wirkt bei der Eröffnung für seine Verhältnisse aber fast ausgelassen. Er ist vermutlich froh, dass das Projekt nun abgeschlossen ist. Fünf Jahre ist es her, dass er im Gemeinderat erstmals seine Pläne vorgestellt hatte - eine für einen Supermarkt rekordverdächtig lange Bauzeit. Probleme mit der Hangabstützung hatten immer wieder Stillstand auf der Baustelle verursacht. "Vui z'teier is worn", antwortet er auf die Frage, wie viel Geld er denn nun investieren musste.

Reichenbergers Bereitschaft, sich auf das topografisch schwierige Grundstück einzulassen, und sein langer Atem werden allseits gewürdigt, auch von Margit Menrad. Die Ickinger Bürgermeisterin hält außerdem nicht mit ihrer Meinung zurück, dass sie schon aus Klimaschutzgründen dafür ist, ohne Autofahrerei im Ort einkaufen zu können. "Man kann zum Bau stehen wie man will, und es gibt lautstarke Kritiker", greift sie den Dauerstreit um das als "Koloss von Icking" gebrandmarkte Gebäude noch einmal auf. "Aber es ist allemal besser als 5000 Quadratmeter draußen auf der grünen Wiese zu versiegeln."

Draußen auf der Ebene vom Bahnhof bleiben einige Kundenparkplätze frei. Es ist halt Ferienzeit. Marktleiter Bryant erwartet deshalb, dass der richtig harte Alltag erst im September losgeht. "Die S-Bahn wird ein Thema sein", meint er etwas sorgenvoll angesichts der notorisch überfüllten Park-and-Ride-Fläche, wo ab dem Vormittag kein Platz mehr zu kriegen ist. Es wird nicht ausbleiben, dass der eine oder andere dreiste Pendler sein Auto beim Supermarkt abstellen wird. Bryant will deshalb einen privaten Überwachungsdienst engagieren, der diejenigen aufschreibt, die ihre Parkzeit deutlich überschreiten.

© SZ vom 02.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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