Huberwiese in Icking:"Wo wollte die Gemeinde sonst bauen?"

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Im "Dorfgespräch" vor dem Bürgerentscheid macht der Eigentümer der Ickinger Huberwiese seine Ansprüche unmissverständlich klar. Die Gegner kritisieren erneut das Vorgehen der Kommune als übereilt, UBI, PWG und CSU widersprechen.

Von Claudia Koestler, Icking

Kaum eine Gemeinde hat ihr Gesicht und ihren Charakter in den vergangenen 100 Jahren so verändert wie Icking: Von einer weitgehend grünen Landschaft über dem Isartal zum Idyll eines Ortes für die Sommerfrische hin zu einem dicht besiedelten und begehrten Villenort nahe der Großstadt München. Veränderungen sind Teil der Geschichte und sicher auch der Zukunft. Doch die Frage, wie Veränderungen gestaltet werden und was es zu erhalten gilt, entzweit derzeit die Bürger an einem konkreten Fall: wie es mit der Huberwiese in der Ortsmitte weitergehen soll. Am 10. Juli werden die Bürger entscheiden, ob die Freifläche, die in Privateigentum ist, bebaut werden oder freibleiben soll.

UBI, PWG und CSU hatten deshalb am Donnerstag zum "Dorfgespräch" eingeladen. Auch der Eigner der Wiese, Stephan Huber, war unter den rund 90 Anwesenden im Vereineheim Dorfen und stellte sich den Fragen aus der Versammlung. Unmissverständlich sagte er jedoch, dass er die Fläche nicht im Gesamten an die Gemeinde veräußern wolle: "Definitiv nicht." Aus seiner Sicht sei sein Angebot, dass die Gemeinde eine Teilfläche erwerben könne, im Gegenzug zur Umwandlung der Restfläche in Bauland, alternativlos: "Ickings eigene Flächen liegen alle im Außenbereich, wo wollte die Gemeinde also sonst bauen?"

Auch UBI, PWG und CSU legten ihre Argumente für den Erwerb des Teilgrundstücks - zunächst als Vorratsfläche - dar und rechtfertigten das bisherige Vorgehen der Gemeinde in der Sache. Dieses war zuvor von Teilen der Bürgerschaft als intransparent, von Teilen des Rats als "überfallartig" kritisiert worden. Auch im Verlauf der Diskussion meldeten sich zahlreiche der insgesamt etwa 90 anwesenden Bürger zu Wort. Einige unter ihnen kritisierten die Vorgehensweise, sprachen von einer unzureichenden Kommunikation und dem Fehlen einer Gesamtplanung für Icking. Verbunden war das bei manchen auch mit dem Aufruf zu einem grundsätzlich umsichtigen Umgang mit Flächen.

Heinz Flaucher wiederholte seine Kritik aus der Bürgerversammlung, dass die Gemeinde in Kaufverhandlungen getreten sei, bevor ein Bedarf festgestellt wurde. Für ihn gehe es nicht darum, mit der Wiese eine günstige Gelegenheit zu ergreifen - "Schnäppchen hin oder her". Er mahnte, dass die Gemeinde zunächst eine Vorstellung davon bekommen sollte, wie sich Icking weiterentwickeln kann. Dass die Entscheidung der Gemeinde, in Kaufverhandlungen zu treten, ein "Schnellschuss" gewesen sei, wie Flaucher sagte, wollte Verena Reithmann nicht stehen lassen. Das lange Schweigen zu Sachstand und Details "mag für die Allgemeinheit kein angenehmer Zustand gewesen sein, aber das ist nicht per se fehlerhaft, sondern das ist nun mal das Verfahren", sagte die UBI-Gemeinderätin. Andernfalls könnte die Wirksamkeit des Vertrags gefährdet werden.

Offenbar ist das Angebot im Rahmen der Verhandlungen sogar noch einmal verbessert worden: Wie der stellvertretende Vorsitzende Stefan Schneider erklärte, hätten die Eigentümer der Wiese in Aussicht gestellt, der Gemeinde auch ein Grundstück an der B 11 zu übereignen. Dieses könnte Icking künftig zupasskommen, wenn es um Lösungen zur eminenten Problematik der Niederschlagswasserbeseitigung geht.

Neben allem Austausch der Argumente fokussierte das Dorfgespräch insbesondere auf die Historie der Ortsentwicklung im Allgemeinen und die der Huberwiese im Besonderen. Zweiter Bürgermeister Peter Schweiger (PWG), der historische Bilder Ickings mitgebracht hatte, erläuterte, wie die Huberwiese einst zu einer landwirtschaftlichen Fläche zurückgestuft wurde. In "schwer nachvollziehbarer Art und Weise" sei der Eigentümer damit "eigentlich enteignet" worden. Dieser Darstellung widersprach Vigdis Nipperdey (Ickinger Initiative): "Dass es auf der Huberwiese jemals Baurecht gegeben hat, ist falsch." Das Areal sei zwar im Flächennutzungsplan einst als Baufläche ausgewiesen gewesen. Das sei jedoch immer nur eine Art Absichtserklärung der Gemeinde, es entstehe dadurch noch kein Baurecht. Das würde erst geschaffen, wenn im nächsten Schritt ein Bebauungsplan entwickelt würde. Weil es in Icking aber noch genügend Baurechte gebe, bis zu 450 nämlich, konnte die Gemeinde die Huberwiese 1997 zur landwirtschaftlichen Fläche abstufen, "ohne Schadensersatzverpflichtung".

© SZ vom 04.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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