Icking:Was Klänge erzählen

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Ein Teil der Klasse erforschte die Klänge der Jugend - auch die jener Menschen, deren Kindheit schon ein Weilchen her ist. (Foto: privat)

Vier Monate lang hat eine Klasse des Ickinger Günter-Stöhr-Gymnasiums Töne erforscht

Von Barbara Briessmann, Icking

Sie waren den Tönen auf der Spur. Im Rahmen des bundesweiten Projekts "Klang.Forscher!" nahm neben fünf anderen Schulen auch eine zehnte Klasse des Günter-Stöhr-Gymnasiums in Icking teil. Vier Monate lang haben die Schüler in drei Gruppen geforscht, recherchiert, Experten interviewt und vor allem gelauscht. Unterstützt wurden sie von einem Mediencoach. "Am Anfang dachten wir, das wird nur Unterhaltung", so Zehntklässler Leopold. Dass richtig Arbeit in einem Hörstück steckt, wissen die Schüler jetzt. Ihre Klangdokumente stellen sie am Montag bei der Abschlussveranstaltung beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt am Main vor.

"Wie klingen Generationen?" Das interessierte die Schüler. Dieses Thema haben sie sich selbst gewählt. Allerdings bearbeiteten es drei Gruppen der Klasse auf ganz unterschiedliche Weise. Die Entwicklung der Stimme im Laufe des Lebens untersuchte eine Gruppe. Schülerin Vivien wollte mit ihrer Klangforscher-Gruppe herausfinden, wie sich die menschliche Stimme im Laufe des Lebens verändert. Sie montierten einen Text mit Sprechern und Sprecherinnen aus verschiedenen Generationen. Da sind piepsige Bubenstimmen dabei, 80-jährige Frauen, die noch ganz jung klingen, Jungs im Stimmbruch zum Beispiel. "Für mich war es besonders schön, mit so vielen verschiedenen Altersgruppen zu arbeiten", sagt Vivien.

Daran hatte auch die zweite Gruppe ihre Freude, sie erforschte "Klänge der Jugend". Dabei arbeitete sie mit Kontrasten. Zum Beispiel erzählt ein Jugendlicher vom Klang einer Spielkonsole, die ihn an seine Kindheit erinnert. Gleich darauf folgt eine 90-jährige Frau, die Geräusche von der Ernte beschreibt, bei der sie als kleines Mädchen mithelfen musste. Die Klangforscher suchten nach diesen Geräuschen und spielten sie ein. "Solche Dinge sind an uns spurlos vorübergegangen", sagt Olivia, die mit der Frau gesprochen hat. Durch das Projekt gehe sie jetzt mit offeneren Ohren durch die Welt: "Die ganzen Handys in der Stadt, die einfahrende S-Bahn, das fällt einem dann doch mehr auf."

Die Vergangenheit interessierte auch die dritte Gruppe, allerdings die des Schulgebäudes - als es noch nicht das Gymnasium beheimatete - und der dazugehörigen Töne. Zu Zeiten des Kalten Krieges war das Haus der Sitz der Stiftung "Wissenschaft und Politik". Nato-Generäle trafen sich hier. Heute erinnern daran noch Tresorschränke und abhörsichere Konferenzräume im Keller. Die Schüler führten zu ihrem Thema ein Interview mit einem Professor, der damals in Icking arbeitete. Außerdem versuchten sie, die Klänge von alten Schließanlagen, knarzenden Schubladen und Tresortüren einzufangen.

Hilfe bei ihrem Projekt bekam die zehnte Klasse von ihrem Mediencoach Mischa Drautz, der als Hörspielregisseur beim Bayerischen Rundfunk arbeitet. "Im Laufe des Projekts merkt man, wie die Schüler immer mehr darauf hören, welche Klänge sie in ihrem Umfeld wahrnehmen", beschreibt der Profi die vier Monate. Die Rohaufnahmen hat die Klasse selbst geschnitten und montiert. Damit die Tonaufnahmen richtig rund werden, durften die Schüler zusammen mit Mischa Drautz die fehlenden Sprachaufnahmen in den BR-Studios machen. Auch der betreuende Musiklehrer des Projekts, Peter Schneider, ist froh um die Hilfe: "Alleine ohne den Coach und das technische Wissen wäre es doch sehr schwierig, so etwas umzusetzen."

© SZ vom 12.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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