Icking:Sturzgeburt eines Kabarettisten

Lesezeit: 2 min

Oliver Hepp kam im Hollerhaus Irschenhausen zur Welt, lebt seit Jahrzehnten in Zürich und kehrt an diesem Wochenende für zwei Auftritte hierher zurück

Von Sabine Näher, Icking

Als der Ickinger Künstler Peter Spielbauer mit einem seiner "philosophisch-komischen Soloprogramme" in Zürich gastierte, sprach ihn ein Besucher nach dem Auftritt an. Man fand sich spontan sympathisch und kam ins Gespräch. Wo er denn genau herkomme, wollte der Zürcher wissen. "Aus dem Süden von München", lautete die erste, für den ortsunkundigen Schweizer gedachte Antwort. Doch der fragte hartnäckig immer weiter, bis man bei der Ortsangabe "Irschenhausen" gelandet war. "Und welche Straße?" Spielbauer fühlte sich schon fast auf den Arm genommen, als die letzte Rückfrage, "Und kannst du von dort auf das Hollerhaus sehen?", jeden Zweifel beseitigte: Der Mann kam aus der Gegend! Nicht nur das, "der Schweizer" ist tatsächlich im Hollerhaus geboren. Und er kommt an diesem Wochenende für zwei Auftritte zurück.

"Am 7. 11. 1962 stolperte meine damals hochschwangere Mutter unglücklicherweise auf der steilen, berühmt-berüchtigten und quietschroten Holztreppe, die Parterre und ersten Stock des Hollerhauses verbindet und die sich Otti Fischer - sinnigerweise neun Jahre vor mir ebenfalls am 7. 11. geboren - als der Bulle von Tölz unzählige Male hinaufgequält hat", erzählt Oliver Hepp. "Dadurch ausgelöst wurde eine Sturzgeburt, welche mich schneller als geplant in die Welt spülte. Die rasante Inkarnation im katholischen Oberbayern sowie der Umstand, dass Mutter und Kind gesund waren, sorgten bereits in meinen ersten Lebensstunden für Heiterkeit." Welch passenderen Lebenseintritt könnte man sich für einen späteren Kabarettisten vorstellen? Doch bis dahin war es noch ein langer Weg.

Oliver Hepp heute in einer unverkennbaren Rolle als Kabarettist. (Foto: privat)

Die frühen Kinderjahre bis zum Schuleintritt verlebte Hepp in Irschenhausen, dann zog er mit den Eltern nach München. Die Gymnasialzeit verbrachte er im Internat im Schwarzwald. "Sankt Blasien war ja eine Akademikerschmiede, aber ich war nach dem Abitur erst einmal fertig mit allem, was Schule und Lernen hieß. Mich zog es in die weite Welt." Über Norwegen und England gelangte er in die Schweiz und wurde Bauernknecht in Graubünden. "Ich wollte bloß mal eben den Wald retten." Nach einer Gärtnerlehre brach dann doch die künstlerische Ader in ihm durch und Hepp war sich endlich darüber im Klaren, was er wirklich wollte: "Auf die Bühne und die Leute zum Lachen bringen." So landete er 1986 in Zürich auf der Theaterschule, schuf sich dort sein soziales Netzwerk, stieg in die freie Theaterszene ein - und blieb hängen.

Nach Oberbayern zog es ihn aber "mindestens drei Mal im Jahr", zum Besuch bei den Eltern in München und zum Eintauchen in die so hoch geschätzte "bayerische Lebensart", deren "herzhafte Lebensfreude" er im zwinglianisch geprägten Zürich vermisst. "Oberbayern ist ein gesegneter Flecken Erde, und Irschenhausen darin nochmals ein ganz besonderer romantischer Hotspot", schwärmt Hepp. Bei der Erinnerung an die "freie und schöne Kindheit" hat er sofort das "pure Dorfleben mit 1000 Erlebnissen" vor Augen. Und eine den Lebensweg prägende Begegnung: "Der Künstlerkreis um Werner Enke und Uschi Glas ist ja damals im Hollerhaus verkehrt. Und als ich vier oder fünf Jahre alt war, gingen wir einmal alle gemeinsam zum Griechen essen. Enke ist dann mit mir aus der Gaststube rausgegangen und sagte: 'Heut' bring' ich dir das Zündeln bei!' Das hat den Kern des Anarchismus in mir gelegt."

Oliver Hepp als Junge in Irschenhausen, wo er im Hollerhaus geboren wurde. (Foto: privat)

Auf Vermittlung von Peter Spielbauer wird Hepp am Wochenende mit Kabarett im Hollerhaus auftreten. Auf dieses Gastspiel in seinem Geburtshaus freut er sich riesig. Alle Weltreligionen werden mittels einzelner Figuren dargestellt, von denen Hepp gleich sieben spielt: "Und alle diese Typen werden in diesem Haus geboren sein. Für mich ist das Hollerhaus eine Schatztruhe, gefüllt mit den köstlichsten Kindheitserinnerungen." Indem er an den Ort zurückkehre, von dem aus sein Leben seinen Anfang genommen habe, schließe sich ein Kreis. "Und diesen besonderen Abend möchte ich mit unseren Zuschauern teilen."

Oliver Hepp und Eva Stephan, Samstag, 12. März, 20 Uhr, Sonntag, 13. März, 19 Uhr: "Himmel, Hirsch und Hirn", Hollerhaus, Neufahrner Weg 3; Anmeldung 08178/44 08

© SZ vom 10.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: