Icking: Nahversorgung:Drei Möglichkeiten zur Auswahl

Lesezeit: 2 min

Berater Wolfgang Gröll hält einen Dorfladen in Icking grundsätzlich für realisierbar. Als Voraussetzung nennt er allerdings Investitionen von 115 000 Euro. Auch eine Ausweitung des Sortiments in den Rathausgeschäften und ein neuer Supermarkt stehen zur Debatte.

Von Isabel Meixner

Dorfladen? Supermarkt? Oder doch eine Aufstockung des Sortiments in den bestehenden Rathausgeschäften? Noch immer ist nicht klar, ob Icking eine bessere Nahversorgung erhält. Auch nicht, nachdem Berater Wolfgang Gröll am Montagabend dem Gemeinderat seine Machbarkeitsstudie zum Dorfladen vorgestellt hat. Seine Grundaussage: Ein Dorfladen in Icking ist zu realisieren und würde 1050 Menschen, vor allem aus Icking selbst, erreichen. Der Erfolg hängt jedoch vor allem vom Einkaufsverhalten der Ickinger und dem Rückhalt in der Bevölkerung ab.

Gröll sieht in Icking generell drei Möglichkeiten. Erstens: Die zwei Rathausläden weiten ihr Angebot vor allem bei Wurst, Tiefkühlware, Molkerei- und Trockenprodukten aus; in dem Fall hätten sie Mehreinnahmen von 80 000 bis 150 000 Euro jährlich zu erwarten, prognostiziert Gröll. Zweitens: Der Dorfladen mit einer Fläche von mindestens 150 bis 200 Quadratmetern ergänzt im Gebäude des früheren Netto-Ladens das Angebot an der B 11. Dadurch könnten 350 000 bis 800 000 Euro pro Jahr eingenommen werden, durchschnittlich gäben die Kunden dort 1530 Euro aus. Drittens: Es wird ein Supermarkt mit umfassendem Angebot an der Bundesstraße gebaut. Erwarteter Umsatz: zwei bis 3,7 Millionen Euro jährlich.

Ein Dorfladen würde eine Anlaufphase von drei Jahren benötigen, ehe er Gewinn erwirtschaftet, machte Gröll den Gemeinderäten und circa 25 Zuschauern deutlich. Ein Risiko sei immer das Kundenverhalten, das sich schnell ändern kann. Derzeit liege der Fokus vieler Bürger auf Bio-Produkten und Regionalität: "Jedes Pferd aus Rumänien treibt uns die Kunden in die Läden." Zumindest momentan. Wenn sich die Vorliebe der Kunden ändert, sei es wichtig, schnell darauf zu reagieren. "Das ist das Problem: Sie haben keine Probephase", sagte Gröll. Das Einkaufsverhalten der heimischen Bevölkerung könne aber durch eine Befragung eruiert werden: "Jetzt kann ich das nur vermuten."

Wolfgang Gröll schlägt vor, dass eine Genossenschaft den Dorfladen betreibt. Für den Start seien Investitionen von 115 000 Euro für die Einrichtung und die Lebensmittel nötig. 87 000 Euro davon müssten die Bürger über Anteilskäufe selbst einbringen; der Rest würde über einen Kredit gedeckt. Generell sei das Ickinger Problem: "Wir müssen damit rechnen, dass mehr Kaufkraft aus Icking rausfließt als hinein", sagte Gröll. Viele Bürger fahren, auch beruflich bedingt, Richtung Schäftlarn und Wolfratshausen und kaufen dort ein.

Dennoch hofft Gröll, Kunden der Läden in Aufkirchen (Edeka), Ebenhausen (Tengelmann), Wolfratshausen (Netto), Baierbrunn (Aldi) und Pullach (Einkaufszentrum) abziehen zu können. Vor allem für Bürger, die zwischen zwei Geschäften leben, sei Icking eine echte Alternative - sofern das Angebot gut ist. "Ein Dorfladen reicht wohl nicht aus", glaubt Gröll aber mit Blick auf Dorfen und Mörlbach. Wichtig sei, dass ein Dorfladen wie ein Supermarkt ein breites Angebot, auch in verschiedenen Preisstufen, habe: "Wir brauchen nicht 20 verschiedene Zahnpasta-Tuben. Was aus meiner Sicht aber unbedingt rein müsste, ist Haftcreme und Kukident."

Einige Gemeinderäte zeigten sich skeptisch angesichts der von Gröll angesetzten Zahlen. "Da ist viel Spekulation dabei", sagte Martin Schlickenrieder (PWG) mit Blick auf den zu erwartenden Umsatz. "Ich bin skeptisch, ob ein Dorfladen in Icking machbar ist." Ähnlich äußerte sich Vigdis Nipperdey (Ickinger Initiative). Sie stellte in Frage, ob ein Genossenschaftsmodell angesichts der vielen Berufstätigen das Richtige für einen Dorfladen in Icking sei: "Es ist ein hoher Anteil an engagierten Bürgern nötig, sonst funktioniert das nicht. Für mich stellt sich die Frage: Wer macht's?"

Die Gemeinde Icking informiert am Donnerstag, 7. März, 19.30 Uhr, im Sitzungssaal des Rathauses über den Dorfladen. Der Gemeinderat wird in seiner Sitzung am Montag, 18. März, eine Entscheidung treffen - wenn überhaupt. Denn schon am Donnerstag werden laut Gröll erste Weichen für oder gegen einen Dorfladen gestellt: Wenn sich dort kein Arbeitskreis bilde, der das Projekt weiterentwickelt, "ist das Thema tot".

© SZ vom 06.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: