Icking:Die Individualität der Natur

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Das Ickinger Rathaus stellt Werke der Künstlerinnen Charlotte Schmidpeter und Helene Stüttgen aus

Von Claudia Koestler, Icking

Es gibt wohl nichts Unmittelbareres im Leben als Gedanken und Gefühle. Wie ein einzelner Gesichtsausdruck die jeweilige Stimmung oder gar ganze Eigenschaften eines Menschen eindrucksvoll zum Ausdruck bringen kann, das fangen im besten Fall Portraits ein. Und wie natürliche Grundformen zu ausdrucksstarken Gestalten werden, die Gefühle oder Assoziationen wecken, ist Grundlage der Arbeit eines Bildhauers. Exemplarische Beispiele für das Gelingen solch künstlerischer Ausdruckskraft sind derzeit in der Ickinger Rathausgalerie zu sehen: In einer Gemeinschaftsausstellung zeigen die Künstlerinnen Charlotte Schmidpeter und Helene Stüttgen dort einige ihre Werke.

Die Ebenhauserin Schmidpeter arbeitet als Bildhauerin mit Holz, Ton und Stein, vor allem aber wählt sie sogenanntes Fund- und Schwemmholz als Material. "Die Holzstücke haben oft lange Wege in Flüssen und Wildbächen zurückgelegt, und die Kraft des Wassers und der Steine hat sie verändert", erklärt die Bildhauerin. Es sei für sie spannend, Holzarten in ihren von der Natur geschaffenen Strukturen mit den Schnitzeisen freizulegen. Dabei gelingt ihr der Balanceakt, aus dem in der Erde gewachsenen, im Wasser geschwommenen und von der Natur geformten Material nach dem zu fahnden, was sich in den Erscheinungen verbirgt: Eine "Flamme" etwa, "Tanzende", einen "Durchbruch", "Flügel" oder eine "Fledermaus". Ihre Werke haben dabei trotz ihrer Geschmeidigkeit etwas Ungebändigtes und Ungezüchtetes. Spannende Geschichten sind das, welche die Skulpturen erzählen, bestechend mit dem Charme des Individuellen. Im Spannungsfeld zwischen Archaik und Modernität siedeln zudem ihre Keramiken, etwa ihre Kugel aus Ton in "Raku- Technik", ebenfalls im Rathaus zu sehen.

"Blickpunkte" hat hingegen Helene Stüttgen ihre Portraits betitelt. Die Malerin beschäftigte sich in ihren Ölbildern zunächst mit Aktmalerei, wandte sich in den vergangenen Jahren jedoch vermehrt Portraits zu. In jenen Werken, die nun im Ickinger Rathaus zu sehen sind, spielt die Künstlerin virtuos mit dem Typen- und Formenreichtum des Menschen. Jene Bilder, die mal afrikanische Mädchen und Frauen zeigen, genauso aber auch die anderen, zeugen davon, dass sich Stüttgen von der Physiognomie leiten lässt. Sprechende Gesichter, vor allem die blickintensiven Augen trotz Masken oder Gesichtsbemalung, machen das Bild zum Abbild, zum vera icon. Ein oft starkfarbiger, monochromer Hintergrund fördert den Ausdruck, was die spürbare Individualität der Porträtierten unterstreicht. Die Ausstellung ist somit Ausdruck der Anerkennung und Wertschätzung dieser individuellen Persönlichkeit des Menschen, genauso wie der Wertschätzung der Individualität der Natur.

Die Ausstellung dauert bis Ende Juli, Montag bis Mittwoch und Freitag 8 bis 12 Uhr, Donnerstag 15 bis 18 Uhr, Rathaus Icking, Mittenwalder Straße 6.

© SZ vom 28.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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