Icking:Debatte um die Anzahl der falschen Fenster

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Die Polizei warnt: Kein Bauzaun oder eine andere Begrenzung schützt derzeit Parker an der S-Bahn vor der abschüssigen Maibaumwiese. (Foto: Hartmut Pöstges)

Ickinger Gemeinderat verzettelt sich in Details zum geplanten Supermarkt. Die Bauernhofoptik ist nun beschlossen

Von Claudia Koestler, Icking

Die Ickinger Gemeinderäte haben in ihrer Sitzung am Montag der Baugenehmigung für einen neuen Supermarkt mehrheitlich ihr Einvernehmen gegeben. Damit hat eine langes und kontroverses Thema in der Isartalgemeinde eine entscheidende Hürde genommen. Über Monate hinweg nämlich rangen Bürger und Gremiumsmitglieder vor allem mit der Gestaltung des Lebensmittelladens auf der Maibaumwiese, der die Nahversorgung in der Isartalgemeinde sicherstellen soll. Ein Ringen, das am Montag im Rat noch einmal in ein Crescendo mündete.

Nachdem sowohl der Bauausschuss als auch die Mehrheit der Ickinger bei der jüngsten Bürgerversammlung doch für eine rustikale Bauernhofoptik mit Bundwerk votierten, lagen den Räten nun zur Sitzung die Varianten vier und fünf vor. Mit marginalen Unterschieden, an denen sich jedoch die Geister schieden: Variante vier sah drei kleinere Bereiche vor, in denen das Holz quer verschalt werden sollte, was optisch an Fenster oder Stadlbelüftungen erinnern soll. Über der Ausfahrt auf die B 11, die einer Torausfahrt ähneln, soll ein hölzerner Rundbogen angebracht werden, darüber sah die Planzeichnung ein Schild "Supermarkt Icking" vor. Ähnlich Variante fünf, wo jedoch ein viertes Fenster oberhalb des Rundbogens eingezeichnet war. Das Werbeschild "Supermarkt Icking" rutschte deshalb über den Rundbogen.

Matthias Ertl (PWG) empfand Variante fünf, also die Fassade mit vier Fenstern, als harmonischer. Für Claudia Roederstein (UBI) indes war der Rundbogen ein wichtiges gestalterisches Element, weshalb sie sich klar für Variante vier aussprach, bei der kein Schild den Bogen verdeckt. Vigdis Nipperdey (Ickinger Initiative) hingegen betonte, Variante fünf erfülle alle Wünsche, "nur eben durch das dusselige Schild verdeckt". Doch ob Werbung auf dem Rundbogen komme oder nicht, sei ja nicht sicher und Gegenstand künftiger Diskussionen, wenn es um die Werbeanlagen insgesamt gehe. Die Flächen würden übrigens genau definiert, sagte auf Nachfrage der Gemeinderäte Eva-Maria Klappaufs, die den Investor vertrat. Ein entsprechender Antrag werde eingereicht und müsse von der Gemeinde genehmigt werden. "Was nicht genehmigt ist, wird auch nicht kommen", versprach sie. Bauamtsmitarbeiterin Cornelia Zechmeister gab allerdings zu bedenken, dass in Variante fünf durch die vier angedeuteten Fenster generell kaum mehr Werbefläche zur Verfügung stünde.

Christian Mielich (SPD / Die Grünen) unternahm den Versuch, die inzwischen ausgeuferte Debatte zu verkürzen. Aus seiner Sicht werde nämlich "kein Ickinger je diese Ansicht des Supermarktes haben", die es auf den Plänen zu sehen gibt. Um den Gesamtkomplex wahrnehmen zu können, müsste man aus seiner Sicht so weit weg vom Gebäude stehen, wie es Icking topografisch gar nicht zulasse. Ergo bleibe in der Realität "nur die Ansicht einer riesigen Wand, ein Bombast, und wie oft der wie wo unterbrochen wird, ist dann auch schon wurscht", sagte Mielich.

Sein Fazit: Die Maibaumwiese sei "noch immer der falsche Platz für dieses Monster." Bei der Abstimmung über die Varianten manövrierten sich die Räte zudem in eine Pattsituation. Weil der Beschluss für die jeweilige Fassadenoption zunächst auch mit der Baugenehmigung verknüpft war, votierten stets zwei Räte grundsätzlich dagegen, beide Varianten wurden so jeweils mit sechs zu acht Stimmen abgelehnt. Erst als Baugenehmigung und Varianten getrennt waren, konnte die fünfte Fassadenvariante eine Mehrheit erreichen, der Bauantrag selbst erhielt zwölf Zustimmungen.

Die Maibaumwiese, auf der der Supermarkt errichtet wird, ist inzwischen abgeholzt. Ein Bauzaun wurde hingegen noch nicht errichtet, obwohl das Gelände an den Parkplatz der Ickinger S-Bahn angrenzt. Weil somit derzeit weder Zaun noch eine Böschung das abschüssige Gelände markieren, warnt die Wolfratshauser Polizei vor der potenziellen Gefahr und hat die Gemeinde um Prüfung und Handlung gebeten.

© SZ vom 01.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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