Icking:Bau von Mietwohnungen in Icking im Gespräch

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Gemeinderat debattiert über Grundstücke im Einheimischenmodell. Manche warnen vor einem "Paradigmenwechsel".

Von Claudia Koestler, Icking

Icking ist schön, seine Villen typisch. Doch bezahlbarer Wohnraum ist in der Isartalgemeinde knapp, weshalb am Spatzenloh ein Einheimischenmodell umgesetzt wurde. In der Gemeinderatssitzung am Montag allerdings beschlossen die Räte mit Ausnahme von Vigdis Nipperdey (Ickinger Initiative) und Christian Mielich (SPD/Die Grünen), die noch verbliebenen zwei Grundstücke am Spatzenloh aktuell nicht zum Kauf auszuschreiben - obwohl Bürgermeisterin Menrad (UBI) erklärt hatte, dass Ortsansässige darauf warten würden. Der Grund: Menrad wollte auf Anregung von Bürgern und Räten alternative Nutzungen der je knapp 500 Quadratmeter zur Diskussion stellen. Konkret stand die Idee im Raum, dort Mietwohnungen zu bauen.

"Gemeindlicher Wohnungsbau als Zusatzangebot innerhalb des Einheimischenmodells ist sicher sinnvoll", sagte Otto Güllich (Ickinger Initiative). Allerdings gab Menrad zu bedenken, dass das Bauamt mit Breitbandausbau und Niederschlagswasserbeseitigung absolut ausgelastet sei. "Das heißt, eine Baumaßnahme können wir als Gemeinde mit dem vorhandenen Personal nicht stemmen", erklärte die Bürgermeisterin. Es gebe aber die Möglichkeit, dass die Gemeinde die Grundstücke für den Bau von erschwinglichen Mietwohnungen verkaufe. Dann würde jemand anders bauen, die Gemeinde hätte ein Mitspracherecht, an wen die Wohnungen vergeben würden", sagte sie.

Lisa Häberlein (SPD/Die Grünen) sagte, der regionale Wohnungsmarkt werde insbesondere auch durch den Zuzug von Asylbewerbern auch für Ickinger enger. Sie schlug deshalb vor, Bauträger zu suchen, die in der Isartalgemeinde Mietwohnungen im sozialen Wohnungsbau mit langfristigen Bindungen realisieren könnten. Georg Frech (CSU) aber wollte Wohnungsbau definitiv in der Hand der Gemeinde halten: "Bei einem Investor weiß man nie, was passiert." Und auch Matthias Ertl (PWG) plädierte für den Bau von Mietwohnungen, aber nur mit der Gemeinde als Bauherr. "Wenn nicht, dann verkaufen", schloss er mit Bezug auf die Grundstücke.

Nipperdey hingegen warnte davor, am Spatzenloh einen Paradigmenwechsel vorzunehmen. "Ich erinnere daran, dass es sich um Einheimischenmodell handelt, bei dem wir bestimmte Vorstellungen entwickelt haben, wie Berechtigte zu einem Hauseigentum kommen können, die das auf normal wirtschaftlichem Wege in Icking nicht schwingen können." Wolle man von dieser Grundidee abrücken, müsse man sich das sehr genau überlegen. Nipperdey warnte zugleich vor sozialem Wohnungsbau: "Denn dafür haben wir als Gemeinde kein Belegungsrecht. Mieter würden nach der Berechtigungsliste im Landratsamt zugewiesen und ich vermute, das wäre etwas, das der Gemeinderat gar nicht haben will. Es soll ja Ickingern zu Gute kommen." Nipperdey wollte das Einheimischenmodell so zu Ende zu führen wie geplant. "Wenn wir Mietobjekte realisieren wollen, sollten wir uns einen anderen Standort einfallen lassen als hier etwas reinzuquetschen, was nicht geplant war."

Mielich fand zwar, "dass wir Mietwohnungsbau brauchen". Doch ob der Diskussion warf er ein, dass er den Rat nicht verstehe: "Warum sind wir heute für Mietwohnungen, aber in der vergangenen Sitzung dagegen?", fragte er und spielte damit auf die jüngst knappe Ablehnung an, ein 14-Zimmer-Wohnhaus in der Ortsmitte für rund 1,9 Millionen Euro zu kaufen. "Jetzt kommt das Thema wieder - Jesus Maria", stöhnte Nipperdey. "Ein besseres Beispiel wären aber Maria und Josef", konterte Mielich. " Zur Schaffung von Unterkünften haben wir eine Chance schon vertan." Peter Schweiger (PWG) hatte zu diesem Zeitpunkt längst dafür plädiert, in Ruhe die Möglichkeiten der sinnvollsten Nutzungen der beiden Grundstücke zu überlegen und deshalb erst einmal nichts zu machen, was eine Mehrheit im Gemeinderat fand. "Damit vergeben wir uns nichts", befand Schweiger.

© SZ vom 30.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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