Icking:Autofahren mit Köpfchen

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Josef Zischka (links) und drei der Zehntklässler mit dem Kohlendioxid-Ballon, der zeigt, wie viel Klimagas ein Auto in die Luft bläst. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Ickinger Gymnasiasten lernen schon mit 15 Jahren viel über Mobilität und Sicherheit

Von Nora Pailer, Icking

"Achtung, Achtung, verlasst sofort das Auto!" Laut schallt das Megafon über den Schulhof des Rainer-Maria-Rilke Gymnasiums in Icking. Keine Reaktion bei den vier Schülern im Wagen. Nochmals ertönt die Stimme von Arno Baller: "Wer schulfrei haben möchte, nickt jetzt mit dem Kopf." Wieder regt sich nichts. Die Insassen des Fahrzeugs können die Anweisungen des ADAC-Referenten nicht befolgen - sie hören Musik mit einer Lautstärke von 70 Dezibel. Das entspricht der eines Rasenmähers.

Diese Szene ist Teil der ADAC-Aktion "Mobil mit Köpfchen", die am Mittwoch und Donnerstag für die sechs zehnten Klassen des Ickinger Gymnasiums stattgefunden hat. Die Simulation "Diskoauto" soll auf die Gefahren zu lauter Musik im Verkehr aufmerksam machen. Ist der Lärmpegel im Auto zu hoch, überhört man beispielsweise leicht das Martinshorn eines herannahenden Einsatzwagens.

Initiiert haben das Projekt Schulleiterin Astrid Barbeau und der für die schulische Verkehrserziehung zuständige Lehrer Josef Zischka. Die 15- und 16-Jährigen kämen in ein Alter, wo sie häufiger mitführen oder selbst den Führerschein machten, da sei es wichtig, sie für Risiken und Gefahren des Verkehrs zu sensibilisieren, erklärt die Direktorin. Die Schüler sollten dem ADAC zufolge zu der Einsicht gelangen, dass sie durch "eigenes Handeln zur Entlastung von Umwelt und Mitmenschen beitragen" könnten. Nach 30 Minuten Theorie über Fragen zu Lärm, Abgasen und Umweltverschmutzung geht es für die Schüler raus auf den Schulhof. Dort erklärt Baller den Ablauf eines weiteren Versuchs: Der Motor des ADAC-Kombis läuft zuerst im Leerlauf mit 1000 Umdrehungen pro Minute, anschließend mit 3000 Umdrehungen im fünften Gang, die Abgase werden über den Auspuff in einen Ballon geleitet. Die Schüler sollen schätzen, wie viel CO₂ abgegeben wird und anschließend nachmessen.

Die meisten unterschätzen die Werte gewaltig und sind vom Ergebnis mehr als überrascht: Im Leerlauf sind es 110 Liter CO₂ pro Minute, im fünften Gang 350 Liter. Laut Baller geht es darum "visuell ein Gefühl zu kriegen." Seit mehr als zwanzig Jahren macht er diesen Versuch nun schon und er weiß: "Das mit den Ballons merkt man sich". Der 16-jährige Kilian Adolf bestätigte das: "Ich fand das mit den Ballons am eindrucksvollsten, weil man da gesehen hat, wie viel CO₂ wirklich in die Luft gelangt". Auch Paula Hofmann, 16, hat nicht damit gerechnet "dass es so einen großen Unterschied macht, wenn man einen anderen Gang einlegt". Ebenfalls hängengeblieben ist das "Ausschalten des Motors, wenn's eben mal länger als zwölf Sekunden dauert und dass man im richtigen Gang fahren sollte", sagt Julia Fischhaber.

Obwohl die meisten Schüler noch keinen Führerschein besitzen, sind die Reaktionen positiv. Einige der Themen seien schließlich Teil der Theorieprüfung, da seien "manche Inhalte schon nützlich", erklärt die 16-Jährige. Die anschaulichen Versuche und die Möglichkeit selbst zu experimentieren, finden bei den Jugendlichen Anklang. Ob diese oder ähnliche Aktionen wieder stattfinden werden, steht noch nicht fest, Zischka hält sie jedoch für ein "ziemlich cooles Projekt, dass es weiterzuführen gilt".

© SZ vom 10.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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