Abwasseranlage:Allzu reißfeste Wischtücher

Lesezeit: 2 min

Gemeinde Icking will ein Rührwerk in die Abwasseranlage einbauen und die Bürger über "Verzopfungen" aufklären

Von Claudia Koestler, Icking

Es ist zugegebenermaßen ein anrüchiges Thema, das dennoch breites Gehör finden soll. Zu diesem Zwecke richtete Vigdis Nipperdey (Ickinger Initiative) in der Gemeinderatssitzung am Montag eine ungewöhnliche Bitte an Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI): "Lassen Sie doch Ihren Charme spielen, vielleicht können Sie ja die anwesenden Pressevertreter dazu bewegen, einen entsprechenden Artikel mit einem Appell an die Ickinger zu verfassen".

Konkret war es in der Diskussion vorab um ein Problem gegangen, das in der Isartalgemeinde massiv zunimmt: Verstopfung, manchmal auch Verzopfung genannt. Denn immer mehr feuchte Putztücher und feuchte Toilettenpapiere finden ihren Weg in die Ickinger Kanalisation. Dort wickelt sich das reißfeste Papier um die Pumpen und hängt sich fest. "Das ist zwar in früheren Jahren auch schon immer mal wieder vorgekommen. Insbesondere seit diesem Jahr ist allerdings eine auffallende Häufung von solchen Verzopfungen zu beobachten", erklärte Menrad. Besonders betroffen seien die Abwasserpumpen in der Haupt-Pumpstation in Icking. Über diese Abwasserpumpen wird das Abwasser von rund 2500 Einwohnern der Gemeinde entsorgt, und dort treten solche Verzopfungen inzwischen fast alle zwei Monate auf.

Die Ursache ist dabei unstrittig: " Diese feuchten Klopapiere und Putzlappen werden zunehmend fälschlicherweise über die heimische WC-Anlage entsorgt", sagte Menrad. Doch weil sie sich nicht auflösten, sammelten sie sich in Klumpen und werden als reißfeste Bündel von den Pumpen angesaugt. Im Zulaufrohr zum Laufrad kommt es durch die Rotationsbewegungen und die dabei entstehende Zentrifugalkraft zu einem Knäuel, das dann in den Pumpengehäusen zu einem Zopf verdreht wird. "Dieser wickelt sich dann in Ritzen, Spaltkeilen und Druckplatten innerhalb der Wasserkammern fest", erläuterte Menrad. Mit schlimmen Folgen, denn die betroffenen Pumpen müssen per Hand zerlegt und die Stoffzöpfe mühsam in Teilen herausgerissen werden. Das Entfernen kostet jeweils rund 500 Euro. Zwei Möglichkeiten sah Menrad zunächst als Lösung: Der Einbau einer Industriepumpe, die robuster gebaut ist und reißfeste Tücher bewältigen könnte, allerdings auch rund 120 000 Euro kosten würde.

Als Alternative nannte Menrad den Einbau eines Rührwerks, das Tücher und Stofffetzen besser verteilt, so dass sie keine Bündel mehr bildeten. Kosten hierfür: Etwa 4500 Euro. Allerdings, gab Menrad zu bedenken, könnte ein solches Rührwerk Geruchsemissionen verursachen. Während Georg Frech (CSU) zur Industriepumpe tendierte ("A g'scheite Lösung und a Ruah' is'"), hatte Peter Schweiger (PWG) bei diesem hohen Betrag "Bauchschmerzen". Da die Kosten eines Rührwerks viel geringer seien, könne man aus seiner Sicht das Risiko eingehen, "es erst einmal damit zu probieren". Christian Mielich (SPD/Bündnis 90/Die Grünen) wollte ebenfalls "erst mal die kleine Lösung", das aber mit einer "Verursacherkampagne verknüpfen". Ähnliches hatte zuvor auch Nipperdey vorgeschlagen: "Wir sollten gezielt das Publikum ansprechen, solche Tücher nicht in die Toiletten zu werfen, gemeinhin ist der Ickinger doch ziemlich vernünftig".

Dem schloss sich die Mehrheit der Räte an: Icking plant nun den Einbau eines Rührwerks, zugleich soll es aber auch eine Flyerkampagne an alle Haushalte geben, um auf die Problematik aufmerksam zu machen und die Ursache einzuschränken.

© SZ vom 24.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: