Hochwasser:"Seht nur, wie die Enten im Garten schwimmen"

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Während das Hochwasser immer mehr Schaulustige anlockt, reagieren die Betroffenen am Starnberger See zunehmend entnervt.

Christian Deussing

Die Nerven in der Starnberger Wassersport-Siedlung liegen blank. Die Bewohner werden nicht nur vom Hochwasser besonders heimgesucht, sondern nun auch von Gaffern. Sie bitten auf einem Zettel, von "Besichtigungs-Spaziergängen" abzusehen; ihre Kraft sei "zunehmend verbraucht". Doch auch am Sonntag waren dort viele Ausflügler unterwegs, um die Überschwemmungen zu fotografieren. "Seht mal, wie die Enten in diesem Garten schwimmen", sagte zum Beispiel eine Frau und zückte ihre Kamera.

Das Hochwasser lockt viele Ausflügler an den Starnberger See (hier: Possenhofen). (Foto: Georgine Treybal)

Von neugierigen Blicken sind auch Anlieger genervt, die an der provisorischen Fußgängerbrücke entlang der Bundesstraße 2 wohnen. Ein Mann scheint froh zu sein, dass seine Hecke recht hoch ist. Mit rund 1000 Sandsäcken hat er sein Grundstück geschützt - ist aber sauer, dass er pro Sack wohl 2,50 Euro zahlen müsse.

So werde doch die "Not der Bürger ausgenutzt", schimpft der Starnberger. Zudem staunt der Anwohner über rücksichtslose Szenen auf der Behelfsbrücke, auf der es vor allem mit Kinderwagen verdammt eng wird.

Entspannt schlendern dagegen Tausende Besucher auf der Seepromenade entlang und staunen, dass in der Bahnhofsunterführung noch immer eine Brücke aufgebaut ist. "Ich habe das im Fernsehen gesehen", erzählt ein S-Bahnfahrgast, der offenbar wegen des hohen Wasserpegels nach Starnberg gekommen ist. Davon gibt es viele, wie das Ehepaar Evelyn und Peter Schropp erfahren hat, das einen Bootsverleih betreibt und den Steg erhöhen musste.

"Die Leute kommen und gaffen bei uns hinein, als ob sie im Tierpark wären", berichten die Schropps. Aber immerhin sehe man in diesen Tagen wieder mehr Starnberger am eigenen See. Er könne es verstehen, wenn die Hochwasser-Betroffenen verärgert seien, sagt der Münchner Richard Stinglhammer.

Auch beim Undosa-Lokal ist eine Brücke installiert worden. Und auf dem Steg des Lokals heben die Tischgäste ihre Füße, wenn Dampferwellen überschwappen. Der Wasserstand ist seit einer Woche unverändert hoch.

© SZ vom 16.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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