Historischer Verein:Von Bismarck zur Rill-Schule

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Vorträge im Tölzer Stadtmuseum von Februar bis April

Von der deutschen Reichsgründung bis zur Zeit der Nazi-Diktatur spannt sich der Bogen der Vorträge, die der "Historische Verein für das Oberland in Bad Tölz" von Februar bis April in seinem Programm hat. Dabei geht es um Otto von Bismarck, Michael Kardinal von Faulhaber und die ersten Jahre an der Max-Rill-Schule in Reichersbeuern, die 1938 gegründet wurde. Die Veranstaltungen finden im Historischen Sitzungssaal des Stadtmuseums statt. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Mit Otto von Bismarck befasst sich Professor Ulrich Lappenküper am Mittwoch, 27. Februar. Der Referent ist Historiker und Geschäftsführer der Otto-von-Bismarck-Stiftung in Friedrichsruh. Er gilt als einer der derzeit besten Kenner Bismarcks. In seinen "Anmerkungen zu einer Jahrhundertgestalt", wie sein Vortrag untertitelt ist, geht er auf die übergroße Verehrung des Staatsmannes durch die Deutschen ein, die in mehr als hundert Bismarck-Türmen im ganzen Land ihren Ausdruck fand. Ebenso aber auch auf die tiefe Ablehnung dieses Politikers als eines "Dämons der Deutschen", der manchen Gegnern quasi schon als ein Wegbereiter der Nazis galt. Mit dem Referat von Professor Lappenküper wird auch eine Wanderausstellung über das Leben und Wirken von Otto von Bismarck im Tölzer Stadtmuseum eröffnet.

Kaum eine andere Gestalt der bayerischen Kirchengeschichte im 20. Jahrhundert hat die Gemüter so stark beschäftigt wie der Münchner Erzbischof Michael Kardinal von Faulhaber. Mehr als 35 Jahre lang führte er das Erzbistum München und Freising durch die schwierige Zeit des zu Ende gehenden Königreiches, der Weimarer Republik, des Nationalsozialismus und der ersten Jahre der Bundesrepublik. Darüber spricht Peer Oliver Volkmann vom Institut für Zeitgeschichte München-Berlin am Mittwoch, 27. März. Der Referent bearbeitet derzeit das Projekt "Historisch-kritische Online-Edition der Tagebücher (1911-1952) von Michael Kardinal von Faulhaber". Dadurch soll die Faulhaber-Forschung neue Impulse bekommen, vor allem durch differenziertere Erkenntnisse über die Haltung des Kardinals zum Nationalsozialismus.

"Über die Erziehung in Zeiten der Tyrannei - die Mädchenschule in Reichersbeuern 1938 bis 1945 und ihre Beziehungen zur SS-Junkerschule Bad Tölz": Über dieses Thema referiert Nikolaus Frei, Historiker und Theaterleiter der Max-Rill-Schule in Reichersbeuern, am Mittwoch, 10. April. Von ihm stammt das 2018 uraufgeführte Stück "Der Max-Rill-Prozess". Die Schule in Reichersbeuern ist heutzutage eine anerkannte Bildungseinrichtung. Gegründet wurde sie allerdings 1938, also mitten in der Zeit des Nationalsozialismus. Da die Nazis gerade auch den Bildungssektor gleichschalteten, um ihre totalitären Ideologie durchzusetzen, geht Nikolaus Frei in seinem Vortrag der Frage nach, wie die Schule und ihr Gründer dieser Herausforderung begegneten. Immerhin drückte unter anderem Gudrun Himmler, Tochter des Reichsführers-SS Heinrich Himmler, in Reichersbeuern die Schulbank. Überdies beleuchtet Frei auch die Beziehung der damals reinen Mädchenschule zur SS-Junkerschule in Bad Tölz.

© SZ vom 02.01.2019 / sci - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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