Heimische Wirtschaft:Majestätische Mittagsmenüs

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In Eurasburg betreiben Simone und Thomas Pfluger seit 2014 den Cateringservice "Kaiserapfel" und beliefern inzwischen 20 Einrichtungen für Kinder. Der Clou: Das Essen testen ihre zwei Söhne, die Allergiker sind, auf Qualität und Geschmack

Von Nadja Schäble, Eurasburg

Laktose, Gluten, Nüsse: Es gibt vieles, worauf man allergisch sein kann. Und Allergiker haben es oft nicht leicht. Das mussten auch Simone und Thomas Pfluger feststellen, als sie ihren hochallergischen Sohn in einen Kindergarten schicken wollten. Keine Einrichtung in ihrer Nähe konnte ein durchweg gesundes Mittagessen bieten. Und dabei "kann mit gutem Essen die Ausprägung der Allergie gemindert werden", weiß Thomas Pfluger aus eigener Erfahrung. Seine Frau kam von den Besichtigungen der Kindergärten immer enttäuscht zurück, da habe es ihm irgendwann gereicht, erzählt Pfluger. Er habe schließlich nur noch zu ihr gesagt: "Dann mach's halt selbst!" Dass seine Frau ein halbes Jahr später tatsächlich mit einem Konzept für einen Cateringservice dastehen würde, hätte er nicht gedacht.

Bei "Kaiserapfel" wird alles per Hand gemacht. (Foto: Manfred Neubauer)

Nun betreibt das Ehepaar seit 2014 den Cateringservice "Kaiserapfel" in Eurasburg. Der erste Kindergarten in Penzberg, dem Simone Pfluger ihr Essenskonzept vorlegte, sagte ihr sofort zu. Ihr erster Auftrag: Kochen für 100 Kindergartenkinder. Und das, bevor sie überhaupt eine Küche hatte. Diese fand sie zum Glück schnell in Münsing und mit Eröffnung der zweiten Küche in Seeshaupt stieg vor eineinhalb Jahren auch Ehemann Thomas Pfluger mit ein. Heute haben sie acht Angestellte und beliefern 20 Einrichtungen für Kinder. Die Nachfrage sei hoch und so ist eine dritte Küche schon in Planung. Zwar sind die Pflugers keine ausgebildeten Köche, aber die studierte Kommunikationswissenschaftlerin und der ehemalige BWLer haben schon immer gern in ihrer Freizeit gekocht. Nun haben sie nicht nur ihr Hobby zum Beruf gemacht. "Wir haben unseren Auftrag gefunden: Gutes Essen für Kinder", sagt Pfluger.

Thomas Pfluger. (Foto: Manfred Neubauer)

Doch was ist gutes Essen? In den zwei großen Töpfen der Seeshaupter Küche steht eine Kartoffel-Kürbis-Suppe auf dem Herd. Nebenbei bereitet die Köchin Blätterteigstangen vor. Sie drückt die Teigscheiben am Rand mit einer Gabel ein, schneidet sie in Streifen, dreht diese ineinander und schiebt das Blech in den Ofen. Mittagessen für 250 Kinder, komplett selbst gemacht. Wenn dieses an die umliegenden Krippen geliefert wurde, wird sie die zweite Runde starten und nochmals für über 100 Schulkinder schnippeln, rühren und schneiden. Dass nicht alles auf einmal gekocht wird, ist Teil des Konzepts. "Wir garantieren den Einrichtungen, das Essen innerhalb von 25 Minuten zu liefern und zwar heiß dampfend und frisch", sagt der Geschäftsführer, denn die Vitamine würden bei einer längeren Reise verdampfen. Der zweite wichtige Baustein für gutes Essen ist laut Thomas Pfluger die regionale und saisonale Auswahl. Die Pflugers kaufen ihr Gemüse von den Bauernhöfen aus dem Landkreis. Zusätzlich wird darauf geachtet, Verpackungsmüll zu vermeiden und möglichst nachhaltig zu arbeiten. So ist es Thomas Pflugers Wunsch, statt mit seinem Diesel mit einem E-Auto das Essen auszuliefern, doch leider gibt es für kleine Firmen kaum Förderung vom Staat. Die Vision des Cateringservices steckt auch schon im Namen, denn die Apfelsorte Kaiser Wilhelm stammt von einer traditionellen Streuobstwiese. Der Kaiser soll damals ausgerufen haben: "Ein wahrhaft majestätischer Apfel!"

Ein gesundes und schmackhaftes Mittagessen für Kinder. (Foto: Manfred Neubauer)

Apfel und Apfelstrudel zählt Pfluger zu seinen Lieblingsessen. "Aber wir probieren auch mal Exoten aus", sagt er, "allerdings kam die Wirsing-Rahm-Soße bei den Kindern nicht so gut an." Das Feedback der Einrichtungen sei ihm wichtig, denn er will sowohl Kinder als auch Erzieher und Eltern zufriedenstellen. Bevor aber ein Gericht in den Speiseplan aufgenommen wird, kocht es das Ehepaar in der häuslichen Küche selbst. Die zwei Söhne seien hierfür die geeigneten Tester.

© SZ vom 10.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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