Heimische Baumarten:Im Stress des Klimawandels

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Der Klimawandel ist "kein Gefühl, sondern Fakt", sagt Christian Webert (stehend). In der Reindlschmiede informierte er über das forstliche Gutachten. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Amt für Landwirtschaft und Forsten erstellt neues Gutachten zu Waldverjüngung und Verbiss im Landkreis

Von Klaus Schieder, Bad Heilbrunn

Die Wälder im Landkreis müssen auf die Folgen des Klimawandels ausgerichtet werden. Die Fichte, die aus der Kälte stammt, dürfte mit der Erwärmung große Probleme bekommen, die Folgen wie etwa Käferplagen sind absehbar. Deshalb soll künftig die Tanne zur zentralen Baumart werden, die sich in einem breiterem Spektrum an Temperaturen wohlfühlt. Der Klimawandel sei "kein Gefühl, sondern Fakt", sagte Christian Webert bei der Vorschau auf das neue Forstliche Gutachten zur Situation der Waldverjüngung am Mittwoch im Gasthaus Reindlschmiede. Dies zeigten die steigenden Kohlendioxid-Konzentrationen in der Luft und der Verlauf der Temperaturen, die von derzeit acht Grad im Schnitt auf rund elf Grad klettern würden. "Das ist dramatisch für Wald und Waldbäume", sagte der neue Bereichsleiter Forsten am Amt für Landwirtschaft und Ernährung Holzkirchen.

Der Umbau in den Wäldern kann allerdings nur zusammen mit Jagdgenossenschaften, Waldbesitzern und Revierinhabern gelingen. "Auf dem Weg zu klimastabilen Mischwäldern ist die Jagd notwendiger denn je", sagte Webert. Schon seit 1986 wird das Forstliche Gutachten alle drei Jahre erstellt, worin der Stand der Waldverjüngung, ebenso der vom Wild verursachte Verbiss und die Fegeschäden (durch Abrieb des Geweihs) erfasst werden. Die Ergebnisse bilden dann die Basis für die Abschussplanung. Für die ist laut Bayerischem Jagdgesetz "neben der körperlichen Verfassung des Wildes vorrangig der Zustand der Vegetation, insbesondere der Waldverjüngung, zu berücksichtigen".

Die Inventur findet auf der Ebene der 14 Hegegemeinschaften im Landkreis statt. Für jede von ihnen gibt es zumindest 30, maximal 40 Stichprobenstellen, die in einem Gitternetzraster festgelegt sind, das über ganz Bayern gezogen ist. Die untersuchten Bäumchen müssen wenigstens 20 Zentimeter groß sein. An ihnen wird in einem Ampelsystem von Grün bis Rot festgestellt, ob der Verbiss "günstig", "tragbar", "zu hoch" oder "deutlich zu hoch" ist. Daraus resultiert die Abschuss-Empfehlung der Forstverwaltung, die von "deutlich senken", "senken", "beibehalten", "erhöhen" und "deutlich erhöhen" reicht. Einen Automatismus zwischen beiden Skalen gebe es aber nicht, stellte Webert klar. Vom Verbiss her befänden sich nur zwei der 14 Hegegemeinschaften im roten Bereich, sagte Revierförster Robert Nörr.

Revierinhaber, Eigenjagdbesitzer und Jagdvorstände können auch noch eine detaillierte Erfassung - eine "revierweise Aussage" - für ihre Waldstücke bekommen. Für 61 Prozent der Reviere im Landkreis sei dies beantragt worden, berichtete Webert: "Das ist erfreulich, dass man ein Interesse hat, auf dieser Ebene zu diskutieren." Zur Konfliktentschärfung zwischen Förstern und Jägern trug Nörr zufolge im nördlichen Landkreis ein Runder Tisch bei, an dem sich die Beteiligten ein oder zwei Mal pro Jahr treffen.

Die Inventur für das neue Gutachten findet bis Mai statt. "Bis zum Austrieb der jungen Pflanzen", sagte Webert. Bis Juli werden die Resultate ausgewertet und zur Stellungnahme versandt. Im September soll das Werk fertig sein. Vor drei Jahren zeigte das Gutachten drei Tendenzen: Die Anteil der Fichten ging zurück, die jungen Tannen nahmen um etwa zehn Prozent zu, es gab wieder mehr Laubholz. "Wenn es so weitergeht, ist es genau der richtige Weg", betonte Webert.

© SZ vom 08.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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