Heimatmuseum:Die Liebe kommt nach

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Wie früher geheiratet wurde - eine Ausstellung in Königsdorf

Von Stephanie Schwaderer, Königsdorf

Die Frau, die einst die Brautmode in Königsdorf revolutionierte, hieß Regina Reiter, wurde 1866 in Reichersbeuern geboren und heiratete mit 21 Jahren den Schneidermeister Franz Seidl aus Niederham. Dabei trug sie nicht etwa das brave schwarze Kirchgewand, wie es Generationen von Königsdorfer Bräuten vor ihr angelegt hatten, nein: Sie kleidete sich in einen Schalk, ein kunstvoll genähtes Trachtenkleid in Kupferbraun mit heller Schürze. Das Corpus Delicti ist derzeit im Königsdorfer Heimatmuseum ausgestellt und der Höhepunkt der neuen Sonderschau "So is g'heirat worn in Königsdorf - Fotos und Heiratsgeschichten".

Den Titel habe sie sich "aus dem Ärmel geschüttelt", sagt Veronika Mayer. Sie hat die Ausstellung zusammen mit Franz Grasberger konzipiert. Ihre Überlegung habe gelautet: Wie bringt man Gäste ins Museum? Die Antwort: "Am liebsten schauen d'Leit Buidl an." Nach den Schulgeschichten vor zwei Jahren sind jetzt also die Hochzeiter an der Reihe. Auf einigen Aufnahmen ist ein von Pferden gezogener Kuchlwagen abgebildet, auf dem die Schlafzimmereinrichtung einer Braut für alle sichtbar zum neuen Zuhause transportiert wird. Die meisten Bilder zeigen (anonyme) Paare, die selten lächeln. Immer wieder taucht auf ihnen der selbe Brautstrauß auf. Den habe der Fotograf gestellt, erzählt Mayer, damit die Frauen einen etwaigen Babybauch verstecken konnten.

Solche Geschichten erfährt der Besucher allerdings nur, wenn er mit Ortskundigen die Stellwand in dem maximal ausgenutzten Ausstellungsraum abschreitet. Museumsleiterin Marlies Hieke zeigt auf ein Hochzeitsbild: "Meine Großeltern, Elise und Hans Hofherr I", sagt sie. "Am Tag nach der Trauung haben sie das Gasthaus eröffnet." Ob sich die beiden geliebt haben? "Ich glaube, ja", sagt sie. Zwar habe damals der Grundsatz gegolten: "Sach g'hört zum Sach." Immer wieder jedoch habe sich das mit der Liebe dann schon noch ergeben.

Das Königsdorfer Museum befindet sich im Pfarrhaus hinterm Kirchturm und ist über den Friedhof zu erreichen, geöffnet jeden Sonntag von 9.30 bis 12 Uhr, Führungen unter Tel. 08179/776

© SZ vom 09.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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