Gymnasium Geretsried:Ein zweiter Roger Cicero?

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Bandleader Horia-Dinu Nicolaescù animiert die jungen Jazzer. Sie überzeugen mit strahlendem Sound. (Foto: H. Pöstges)

Das Cico-Jazz-Orchester bringt den Nachwuchs auf die Bühne

Von Sabine Näher, Geretsried

Es hat etwas Anrührendes, wie der Bandleader Horia-Dinu Nicolaescù da quasi mit seiner Enkelgeneration auf der Bühne steht. Ständig in Bewegung, hin und her tänzelnd, mal locker mit dem Fuß im Takt wippend, mal heftig mit dem ganzen Bein aufstampfend geht eine große Energie von dem rumänischen Musiker aus, der 1971 nach Deutschland kam. Mit jungen Leuten zu arbeiten, war seit jeher seine Leidenschaft. Etliche Bands hat er gegründet und unzählige Musiker auf den Karriereweg gebracht. Wenn seine Spürnase richtig liegt, dann hat er gerade wieder ein Talent entdeckt: Daniel Motan, der "eigentlich" Trompete spielt im Cico-Jazz-Orchester. "Es gibt in Deutschland nur einen einzigen Big-Band-Sänger, nämlich Roger Cicero. Du wirst ein zweiter Cicero sein!" Mit diesen Worten habe er den jungen Mann überzeugt, es mal mit Gesang zu probieren, erzählt Nicolaescù. Nach dem plötzlichen Tod Ciceros könne Motan nun dessen Erbe antreten.

Große Erwartung, großer Ballast beim ersten öffentlichen Auftritt im Gymnasium Geretsried: Bei der ersten Gesangsnummer "Feeling Good", die der Bandleader den Abiturienten im Orchester widmete, geht der junge Sänger noch etwas unter. Er ist zu leise - oder die Band zu laut. Doch er bekommt tosenden Applaus und gewinnt mit jedem weiteren Song an Sicherheit und Souveränität. Diese haben die Instrumentalisten in bewundernswertem Maße. Ein satter, strahlender Orchestersound und virtuose Soli sprechen für sich.

Sehr sympathisch wirkt es, wenn Nicolaescù das Publikum nach jedem gelungenen Solo zum Applaus animiert und den Namen des jungen Musikers ausruft, der allerdings in der Musik und dem aufbrandenden Beifall untergeht. Aber es zeigt seine Verbundenheit mit den jungen Leuten, wobei einige Ehemalige auch schon im mittleren Alter sind, im Berufsleben stehen und zum Teil sehr weite Anfahrtswege auf sich nehmen, um bei Proben und Konzerten nach wie vor dabei sein zu können. Einmal mehr der Beweis, dass Musik alle Generationen verbindet. Und jung hält! Das Publikum in der voll besetzten Aula des Geretsrieder Gymnasiums feiert das Ensemble, das bei "Jugend jazzt" schon mehrfach den ersten Preis errang, für Hits wie "Lady Madonna", die Beatles einmal verjazzt, Sinatras Klassiker "Fly me to the Moon" oder "Mambo" aus Bernsteins West Side Story mit Begeisterung.

© SZ vom 02.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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