Großweil:Freier Blick aufs Mühlental

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Nach einer umfassenden Sanierung öffnet einer der beliebtesten Bereiche des Freilichtmuseums Glentleiten am Pfingstmontag wieder

Von Melanie Kraus, Großweil

Wer vom Weiher hinab in das Mühlen- und Techniktal schaut, hat einen ganz anderen Blick als früher. Das kleine Wäldchen, das den Kiesweg beschattete, ist verschwunden, es wurde eine freie Schneise geschlagen. "Es ist eine ganz andere Art von Mühlental als vorher", sagt Museumsdirektorin Monika Kaina-Schütz. "Nun kommen Pflanzen auf dem Hang zum Vorschein, die vorher durch den Schatten nicht wachsen konnten." Die neu geschaffene Transparenz lasse auch einen guten Überblick über einen der beliebtesten Bereiche des Museums zu.

Der Bereich der Mühlen sowie die gesamte Wasserversorgung des Freilichtmuseums Glentleiten wurden saniert. Die Wiedereröffnung des Areals, das rund ein Jahr für Besucher gesperrt war, findet pünktlich zum Deutschen Mühlentag statt. Von Pfingstmontag, 5. Juni, an können Besucher das Areal wieder besuchen. Die umfangreichen Baumaßnahmen an dem Teich, der als Stauweiher für Regen- und Löschwasser dient, und an dem anschließenden Geländebereich waren notwendig, um eine neue wasserrechtliche Genehmigung zu erhalten. Eine Neubeantragung ist alle 20 Jahre notwendig. Der Mühlenweiher muss der gleichen Norm genügen wie der Sylvensteinspeicher.

Die technischen Anlagen der Mühlen wurden erneuert. Dafür wurde das Holz der Bäume verwendet, die früher auf dem Hang standen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Dafür musste im Glentleitner Freilichtmuseum zum einen der Damm am Stauweiher erhöht werden, damit ein größeren Abstand zur Wasseroberfläche entstand. Zum anderen wurden zum Zweck des Hochwasserschutzes ein befestigter Überlauf eingerichtet und der Ablass am Grunde des Weihers wieder funktionstüchtig gemacht.

Außerdem ist mit dem Einbau eines Regenwasserkanals, der von der Stauanlage bis zum Ende des Tals reicht, das Wassersystem der ganzen Glentleiten überarbeitet worden. "Alle technischen Leitungen mussten erst herausgenommen und dann erneuert werden", sagt Benjamin Wirth, Bauingenieur vom Baureferat des Bezirks Oberbayern. Dazu hätten zunächst der gesamte Weiher abgelassen und insgesamt 1400 Kubikmeter Schlamm, der sich in den vergangenen 40 Jahren absetzte, abgebaggert werden müssen. Es sei nicht leicht gewesen "alle Bestimmungen in ein Miteinander einzubinden", fasst der Bauingenieur die Arbeiten zusammen.

Die riesigen Karpfen des Teichs sind für die Bauarbeiten in den Kochelsee umgesiedelt worden. "Die waren besonders für die Kinder eine rechte Schau", sagt Peter Miller, der das Team der Kulturlandschaftspflege im Freilichtmuseum leitet. "Natürlich kommen die wieder."

Neben der Umgestaltung des Uferabschnittes wurde das zuvor dicht mit Fichten bewachsene Mühlental großzügig ausgeholzt. Im abschüssigen Dammbereich "darf es auch keine Bewurzelung haben, weil das den Boden auflockert", wie Miller sagt. Allerdings seien die Erlen und Weiden, die direkt um den Weiher standen, nur zurückgeschnitten worden und trieben bereits wieder aus.

Vom Weiher kann man in das Tal hinabschauen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Florian Höck, der Projektleiter des Freilichtmuseums erklärt, dass auch gleich die Unterhaltsarbeiten an allen Mühlen gemacht worden seien. Dazu habe man unter anderem das am Hang geschlagene Holz verwenden können. Generell wurde bei allen Maßnahmen darauf geachtet, "die entstehenden Synergien zu nutzen." Wirth und Miller resümieren, dass man es geschafft habe, den Großteil des Materials innerhalb der Baustellen zu verarbeiten. So sei auch der lehmige Aushub aus dem Weiher zur Dammerhöhung genutzt und damit wieder in der Glentleiten verbaut worden. "Es soll ja auch ein bisserl ein Kreislauf sein", so der Teamleiter der Kulturlandschaftspflege.

Dass diese Arbeitsweise nachhaltig ist, ist nicht ihr einziger Vorteil - sie spart auch Kosten. Laut Museumsdirektorin Kaina-Schütz sei die ursprünglich bewilligte Summe von 1,3 Millionen Euro nicht ausgeschöpft worden. Die Baukosten für das gesamte Projekt blieben etwas unter einer Million Euro. Die Sanierung im Museum, das der Bezirk Oberbayern betreibt, wird rein aus öffentlichen Geldern finanziert.

Zwar ist die Generalsanierung, die im November 2015 begann, jetzt abgeschlossen, die Begrünung der Anlagen wird noch mehrere Jahre dauern. "Das ist eben ein Prozess, den man nicht aus dem Boden stampfen kann", sagt Peter Miller, der sich mit seinem Team von einer Karte aus den ersten Jahren des Freilichtmuseums inspirieren lies. "Einen guten Gärtner erkennt man eben erst nach 25 Jahren."

Verantwortlich für den Umbau sind Peter Miller (v.l.), Monika Kania-Schütz, Benjamin Wirth und Florian Höck. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Zur Wiedereröffnung am Mühlentag werden von 11 Uhr an alle Gewerke des Mühlen- und Techniktals in Betrieb sein. Dazu werden Vorführer zeigen, wie die Arbeit in vergangenen Zeiten funktionierte. Für Kinder gibt es von 14 bis 16 Uhr eine Bastelwerkstatt und Geschichten der Erzählerin Katharina Ritter.

© SZ vom 02.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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